„Wir sehen uns wieder am Meer“ ist der dritte Teil der Großmutter-Trilogie der norwegischen Autorin Trude Teige. Es handelt sich um einen berührenden Roman über Freundschaft unter Frauen, Zwangsarbeit, Widerstand und Kollaboration.
Im Mittelpunkt stehen die junge Krankenschwester Birgit, ihre Freundin Tekla und die ukrainische Zwangsarbeiterin Nadia. Die deutsche Übersetzung erschien 2025 bei Fischer. Angefertigt hat sie Übersetzer und Literaturagent Günther Frauenlob.
Rezension: „Wir sehen uns wieder am Meer“
Im besetzten Norwegen des Jahres 1944 beginnt Birgit ihre Arbeit als Krankenschwester und schließt sich einer Widerstandsgruppe an. Die Ukrainerin Nadia muss unter unmenschlichen Bedingungen in einer Fischveredelungsfabrik Zwangsarbeit leisten. Birgit und Nadia lernen sich im Krankenhaus kennen, in das die Ukrainerin eine andere Ostarbeiterin begleitet. Da Birgit Russisch spricht, können die beiden sich gut verständigen. Birgits Freundin Tekla führt in derselben Stadt eine Beziehung mit einem Deutschen, wofür sie auch nach dem Krieg noch stigmatisiert wird. Krankenschwester Birgit wiederum verliebt sich in einen russischen Zwangsarbeiter …
Ein spannender, berührender Roman über Frauenschicksale
Mit diesem spannenden Roman rückt Trude Teige Frauengeschichten während und nach der NS-Zeit in den Fokus. Gleichzeitig thematisiert sie ein auch in Norwegen wenig bekanntes Kapitel der Geschichte: das der NS-Zwangsarbeit. „Wir sehen uns wieder am Meer“ endet nicht mit dem Niedergang des Hitler-Faschismus, sondern erst 1953.
Der Leser erfährt auch, wie in der Sowjetunion mit ehemaligen NS-Zwangsarbeiter*innen verfahren wurde. Trude Teige und ihr Übersetzer verzichten im Werk auf Pathos. Der Stil ist einfach und gut lesbar, der Grundton dokumentarisch. Tatsächlich hat die Autorin für ihren Roman auch an Originalschauplätzen recherchiert.
„Wir sehen uns wieder am Meer“ – ein sehr empfehlenswerter Roman
Insgesamt ein sehr empfehlenswerter Roman für alle, die gerne historische Gegenwartsliteratur lesen, sich für Frauenschicksale interessieren oder die die ersten Bände der Großmutter-Trilogie geliebt haben. Ich selbst habe „Wir sehen uns wieder am Meer“ in nur zwei Tagen verschlungen und kenne bisher tatsächlich nur Band 3 der Trilogie. Quasi der Beweis, dass dieser Band auch unabhängig von den anderen beiden gelesen werden kann.
Trigger-Warnung
Eine kleine Trigger-Warnung muss auch sein: Der 396-seitige Roman enthält mehrere Stellen von Gewalt, auch von sexualisierter Gewalt, außerdem zur damaligen Zeit übliche diskriminierende Begriffe.
In die deutsche Fassung haben sich noch ein paar wenige Fehler eingeschlichen (zum Beispiel eine Wortdoppelung). Vielleicht gelingt es ja noch, diese bei der nächsten Auflage „rauszuwerfen“.
Last but not least: Vielleicht hat ja auch der*die ein oder andere Leser*in nach der Lektüre des Romans Lust, in die eigene Familiengeschichte einzutauchen.





