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Warum bei allen Leichte-Sprache-Projekten eine Beratung nötig ist

Zwei Personen, die sich an einem Tisch gegenübersitzen und reden

Mit das Wichtigste an Übersetzung in Leichte oder Einfache Sprache ist die Beratung.

Bei jeder 2. Anfrage stelle ich als Übersetzerin nämlich fest, dass

  • Kunden ein Angebot für Leichte Sprache anfordern, jedoch Einfache Sprache benötigen (oder andersherum);
  • Kunden Leichte und Einfache Sprache verwechseln oder als Synonyme sehen;
  • Kunden nicht wissen, welche Sprachform die Hauptzielgruppe Ihrer Texte braucht.

Die meisten meiner Kunden wenden sich zunächst einmal per E-Mail an mich. Geht bei mir eine Anfrage für einen Kostenvoranschlag in Leichter oder Einfacher Sprache ein, vereinbare ich mit dem Kunden zunächst einen Beratungstermin – entweder ein Telefongespräch oder ein Online-Meeting.

Leichte/Einfache Sprache: im Beratungsgespräch die Hauptzielgruppe ermitteln

In diesem Gespräch kläre ich ab, was der Kunde genau benötigt. Dazu gilt es vor allem zu ermitteln, für wen die Übersetzung gedacht ist:

Für Menschen mit einer geistigen Behinderung? Für Migrant*innen mit wenig Deutschkenntnissen? Für „bildungsferne Schichten“? Für Alzheimer-Patient*innen? Für Jugendliche, die erst seit wenigen Jahren in Deutschland leben? …

Habe ich im Kundengespräch geklärt, für welche Hauptzielgruppe die Texte sein sollen, die der Kunde bei mir bestellen möchte, schlage ich die passende Sprachform vor: Leichte Sprache oder Einfache Sprache (wobei Einfache Sprache in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden existiert).

Sehr häufig mache ich als Übersetzerin und Texterin im Beratungsgespräch folgende Erfahrung: Die Sprachform, die mir für die Hauptzielgruppe am passendsten scheint, ist nicht die, die der Kunde ursprünglich bestellen wollte.

Allen Kunden und Expert*innen für barrierearme Kommunikation kann ich daher nur raten, vor der Erstellung eines Kostenvoranschlags ein längeres Beratungsgespräch zu führen. Es wäre doch schade, erst bei der Lieferung der Texte in Leichter oder Einfacher Sprache festzustellen, dass man sich eigentlich eine andere Sprachform vorgestellt hatte! Ein Text sollte weder zu einfach noch zu schwierig sein. Er sollte seine Leser*innen weder über- noch unterfordern.

Mehr über die Unterschiede zwischen Einfacher und Leichter Sprache erfährst du auf meinem Blog in folgenden Artikeln:

Was ist der Unterschied zwischen Einfacher und Leichter Sprache?

Einfache oder Leichte Sprache für dein leicht verständliches Wahlprogramm?

Besprochen werden sollten im Beratungsgespräch auch noch weitere Punkte, wie zum Beispiel:

Wer übernimmt das Layout für den Text? Soll der Text illustriert werden? Sollen hierfür Bilder von einer Bilddatenbank verwendet oder soll ein*e Zeichner*in mit der Erstellung von leichten Bildern beauftragt werden? Wann sollten die Texte in Leichter beziehungsweise Einfacher Sprache idealerweise spätestens zur Verfügung stehen? Verfügt der Kunde eventuell über eine eigene Prüfgruppe, die die Texte auf Verständlichkeit überprüfen kann? Welches Budget darf bei der Erstellung der Texte in Leichter oder Einfacher Sprache nicht überschritten werden?

Illustration: © Stefan Albers, Atelier Fleetinsel, Lebenshilfe Bremen

 

 

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