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Buchtipp zum Zweiten Weltkrieg: Der Befreier

Saint-Nazaire Bunker 2. Weltkrieg

Buchtipp zum Zweiten Weltkrieg: Alex Kershaw: Der Befreier

Der britische Autor Alex Kershaw schildert in seinem Roman Der Befreier – Die Geschichte eines amerikanischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg die letzten 500 Tage des Kriegs in Europa.

US-Offizier Felix Sparks und die Befreiung Europas vom Faschismus

Cover Alex Kershaw: Der Befreier

In dem populärhistorischen Werk erfährt der Leser, wie der amerikanische Offizier Felix Sparks Teil der Befreiung Europas vom Faschismus wurde.

Das Buch setzt ein mit einem Prolog, in dem Felix Sparks als alter Mann einen Soldatenfriedhof in Italien besucht, um der Männer zu gedenken, über die er während der Schlacht von Anzio das Kommando hatte. Untergliedert ist es dann in sieben Teile.

Teil I beginnt 1931 in Arizona und befasst sich mit der Herkunft des aus einer Bergarbeiterfamilie stammenden Felix Sparks, der sich nach der großen Depression von der Armee anwerben lässt, um der Armut zu entgehen. Erzählt wird, wie es dem geschäftstüchtigen jungen Soldaten gelingt, während seiner Zeit bei der U. S. Army zu etwas Geld zu kommen und ein Jurastudium zu beginnen. Als sich die USA für den Krieg rüstet, wird der Student einberufen und heiratet seine Kommilitonin Mary, bevor er mit seiner Truppe in Europa kämpft.

Im Buch schildert Alex Kershaw recht detailliert die Invasion Siziliens im Jahr 1943, die Schlacht von Anzio in der Nähe von Rom, die deutsche Ardennenoffensive, den Häuserkampf im bayerischen Aschaffenburg, den Einzug der amerikanischen Truppen in Nürnberg, dem Schauplatz der Naziaufmärsche …

Ankunft der US-Streitkräfte im Konzentrationslager Dachau

In Teil VI kommt Sparks’ Bataillon in Dachau an. Felix Sparks weiß zwar, dass sich am Rande der Stadt an der Amper ein Konzentrationslager befindet. Worum es sich dabei genau handelt, ist ihm jedoch nicht bekannt. Ein kurzer Abschnitt macht deutlich, wie der französische Schriftsteller und Angehörige der Résistance Robert Antelme den Morgen des 29. April 1945 im KZ Dachau erlebt: Es kommt zu keinem Morgenappell, die SS ist nicht zu sehen.

Am frühen Nachmittag erreicht Sparks mit seiner Kompanie das Konzentrationslager. Beschrieben wird, wie Sparks und seine Männer im Lager ankommen und an den zum Lager führenden Gleisen eine schreckliche Entdeckung machen: Güterwagen, die über 2000 Leichen von KZ-Häftlingen enthalten. Der Zug war circa drei Wochen zuvor mit etwa 4800 Gefangenen aus dem Konzentrationslager Buchenwald abgefahren. Die in den Waggons liegenden Leichen sind bis auf das Skelett abgemagert.

Die amerikanischen Befreier sind schockiert, manche drehen durch. Es kommt zur Ermordung von SS-Wachen und Denunzianten, auch bekannt als “Dachau-Massaker”.

In den folgenden Kapiteln geht es um die Rettung des dem Tode nahen Widerstandskämpfers Antelme, die Militärgerichtsanklagen gegen Sparks und seine Männer aufgrund der Vorkommnisse im Dachauer Stammlager und die letzte Zeit der Thunderbirds in Europa.

Meine Meinung zu diesem Buch über den Zweiten Weltkrieg

Die nachdrücklichen Beschreibungen der Kampfhandlungen machen deutlich, dass sich die Thunderbirds in permanenter Lebensgefahr befanden, und zeigen anschaulich, wie belastend dies für sämtliche Soldaten gewesen sein muss. Allerdings sind die detaillierten Schilderungen für mich auch etwas langatmig.

Sehr interessant ist dagegen, wie Sparks und seine Männer im Stammlager Dachau ankommen.

Nach meinem Geschmack erinnern manche Passagen zu sehr an “Stammtischniveau” oder “Drei-Groschen-Romane”. Stellenweise ist das Buch halt doch sehr populär und auch etwas schmalzig.

Kershaw gibt interessante Einblicke in die Seele von Soldaten. Welches Grauen sie in Dachau erwartet hat und was sie z. B. in Anzio erlebt haben, mag man sich gar nicht vorstellen. Das Buch enthält zahlreiche Abbildungen: Schwarz-Weiß-Fotografien von der Front, von Plünderungen durch deutsche Zivilisten, von der Befreiung des KZ-Lagers Dachau und auch aus dem Privatleben Felix Sparks’.

Bei einer Neuauflage sind sicher noch Verbesserungen im sprachlichen Bereich vorzunehmen. Gelesen habe ich es nur in der deutschen Übersetzung von Birgit Brandau. Gewisse Punkte, die mir sprachlich nicht behagen, sind aber bestimmt schon im Ursprungstext verankert. Andere, wie die teils fehlerhafte Zeichensetzung, sind ein Produkt des deutschen Textes.

Am Ende befindet sich eine sehr umfassende Bibliografie.

Kershaw, Alex: Der Befreier – Die Geschichte eines amerikanischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg. München 2014, ISBN 978-3-42-334855-3, 470 Seiten

Zur Autorin dieses Artikels:

Andrea Halbritter ist Romanistin und Germanistin mit 2. Staatsexamen. Sie arbeitet als Korrektorin sowie als Übersetzerin vom Französischen ins Deutsche. Außerdem überträgt sie standarddeutsche Texte in Leichte und Einfache Sprache. Als Nachfahrin von Widerstandskämpfern gilt ihr besonderes Interesse der Zeit des Nationalsozialimus und der Erinnerungskultur.

 

Fotos: © Andrea Halbritter

 

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