Im Deutschen gibt es vier Fälle: Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ. Im Lateinischen bezeichnet man sie als Kasus. Leichte Sprache verwendet ein Drei-Kasus-System. Welche Fälle gibt es in Leichter Sprache?
Diese drei Fälle gibt es in Leichter Sprache
Während das Standarddeutsche ein Vier-Kasus-System verwendet, gibt es in Leichter Sprache nur drei Fälle: Nominativ, Dativ und Akkusativ.
Jeder Fall hat eine unterschiedliche Funktion.
Der Nominativ ist der Subjektkasus, das heißt: Beim Nominativ handelt es sich um den Fall, in dem das Subjekt eines Satzes steht, zum Beispiel: Das Mädchen singt. Der Dativ ist der Kasus des indirekten Objekts: Das Mädchen gibt dem Hund Wasser. Direkte Objekte stehen im Akkusativ: Das Mädchen gibt dem Hund Wasser. Dativ und Akkusativ können auch von einer Präposition gefordert werden: der Ball von dem Mädchen; das Geschenk für das Mädchen.
Im Standarddeutschen gibt es auch den Genitiv: der Ball des Mädchens.
Der Genitiv ist oft schwer verständlich. Daher raten das Netzwerk Leichte Sprache e. V., die BITV 2.0 aus dem Jahr 2011 und Bredel/Maaß1 in Leichter Sprache von einer Verwendung des Genitivs ab.
In der DIN SPEC Leichte Sprache aus dem Jahr 2023 heißt es dagegen: „Genitive mit konkreten Namen (‚Annas Auto‘) stellen für die Nutzerinnen und Nutzer Leichter Sprache in der Regel kein Problem dar und dürfen verwendet werden. Die Umschreibung mit ‚von‘ ist ebenfalls möglich (‚das Auto von Anna‘). Abstrakta in Genitivattributen oder mehrere Genitivattribute in Folge sollten dagegen vermieden werden.“ Ein Beispiel für mehrere Genitivattribute in Folge wäre: das Auto des Bruders der Mutter.
Da wir im Mündlichen vorangestellte Genitive (‚Annas Auto‘) verwenden, halte ich die Kombination Vorname im Genitiv + Substantiv in Leichter Sprache für möglich. Nachgestellte Genitive (‚das Auto der Anna‘, ‚das Auto der Mutter‘) sind jedoch im Mündlichen meiner Meinung nach inzwischen so wenig verbreitet, dass ich diese Konstruktion in Leichter Sprache nicht verwenden würde. Die Antwort auf die Frage “Welche Fälle gibt es in Leichter Sprache?” lautet für mich daher nur drei.
Mehr über den Genitiv erfährst du in meinem Artikel: Leichte Sprache ist dem Genitiv sein Tod.
1 Bredel, Ursula/Maaß, Christiane: Leichte Sprache. Theoretische Grundlagen. Orientierung für die Praxis. Berlin 2016, S. 297ff