KZ-Außenlager Gablingen: Entstehung des Luftparks
Wie viele andere Orte in Deutschland auch waren Gersthofen und Gablingen als ehemaliger Standort für den Bau von Militärflugzeugen in das Netz des KZ-Außenlagerkomplexes Dachau eingebunden.
Anfänge des Militärflugplatzes Gablingen
Die Anfänge des Militärflugplatzes Gablingen reichen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zurück. So bemüht sich im Februar 1916 im Auftrag des bayerischen Kriegsministeriums eine Kommission, Flächen für “Luftschiffhäfen” zu finden. Als geeignet erachtet werden ein Gelände in Lagerlechfeld sowie ein Platz im Norden von Gersthofen bei Augsburg, auf dem manchen Quellen zufolge bereits 1904 ein Flugfeld bestand.
Für das Gelände bei Gablingen sprachen der vorhandene Bahnanschluss, Grundwasser in geringer Höhe, ein nahes Stromkraftwerk und die sehr ebene Fläche. Da das Areal im Norden von Gersthofen landwirtschaftlich genutzt wurde und die Grunderwerbskosten relativ hoch waren, wurde dennoch zuerst mit der Errichtung einer Fliegerschule in Lagerlechfeld begonnen.
Aufnahme der Königlich-bayerischen Fliegerschule
Nachdem im September 1916 die Bankgeschäft GmbH und Co. in Ulm dem Kriegsministerium 54 ha westlich von Bahnlinie sowie der Straße Langweid-Stettenhofen zu einem sehr günstigen Preis angeboten hat, werden ein paar Monate später weitere Flächen aufgekauft bzw. enteignet.
Im Januar 1917 trifft ein 70-köpfiges Vorkommando ein, das mit dem Bau eines 130 ha großen Flugplatzes zur Aufnahme der Königlich-bayerischen Fliegerschule 5 betraut wird. Zu den ersten Soldaten des Baukommandos zählt auch der Maler Paul Klee.
Der Platz wird geebnet, mehrere Hallen, Baracken und Kasernengebäude werden errichtet. Beteiligt sind am Bau auch über 200 italienische und russische Kriegsgefangene sowie Zivilarbeiter und Soldaten vom nahegelegenen Lechfeld in etwa der gleichen Anzahl.
Die ersten Flugzeuge treffen im März 1917 ein, am 1. April 1917 nimmt die Fliegerschule ihren Ausbildungsbetrieb auf. Ab Mai 1917 schreitet der weitere Ausbau des Flugplatzes zügig voran.
Ein Jahr später umfasst die Fliegerschule 22 Offiziere und Beamte sowie 249 Unteroffiziere und andere Soldaten.
Der Flugplatz Gablingen nach dem Ersten Weltkrieg
Nach dem Waffenstillstandsabkommen vom 11.11.1918 wird die Fliegerschule zur Flugplatzkommandantur, deren Aufgabe v. a. in der Verwaltung von Material sowie der Demobilisierung besteht.
Im Sommer 1919 wird der Fliegerhorst Gersthofen als Militärflugplatz aufgehoben und als Schafweide verpachtet. Zur Verwaltung von Geräten bleiben bis Mitte Oktober 1919 noch etwa 30 Soldaten und Zivilangestellte vor Ort. Danach wird der Fliegerhorst komplett aufgelöst und die noch vorhandenen Mannschaften an andere Standorte verlegt.
1922 werden Hallen abgebrochen und im Zuge des Versailler Vertrags an Frankreich geliefert. Diverse andere Bauten bleiben bestehen und dienen als Unterkünfte für Heimatvertriebene und Umsiedler aus Elsass-Lothringen. Eine Flachsspinnerei siedelt sich an, bis 1930 entstehen ein Gasthaus mit Lebensmittelladen, eine Schlosserei, ein landwirtschaftlicher Betrieb und eine Schule. Der neue Ortsteil Gablingen-Flugplatz zählt 450 Einwohner.
Der Luftpark Gablingen
Ab August 1934 wird der Luftpark Gablingen gebaut. Im Rahmen der geheimen Aufrüstungspläne der Reichswehr ist Gersthofen für die Stationierung eines Kriegsflugplatzes vorgesehen. Sämtliche Wohnungen räumt man daher.
Am 20.11.1934 zieht die Reichsluftwaffe auf dem Fluggelände ein. Ein Jahr später finden die ersten Flugzeugführerlehrgänge statt. 1936 wird in Foret ein großes Nachschublager für die Wehrmacht errichtet, Kampffliegerverbände werden stationiert. Zwischen 1936 und 1939 wird die Legion Condor vom Luftpark Gablingen mit Nachschub versorgt und kann so Franco zum Sieg über die demokratisch gewählte Regierung in Spanien verhelfen.
In den Jahren 1939 bis 1945 kommt es in Gablingen in drei Fliegerschulen zu einem umfangreichen Ausbildungsprogramm. An militärischen Einrichtungen in Flugplatznähe sind eine Großkampfbatterie mit 6 Fliegerabwehrkanonen (Flaks) und Scheinwerferstellungen zu erwähnen. Außerdem sind diverse Zerstörergeschwader stationiert.
KZ-Außenlager Gablingen während seiner Betriebszeit
Von der Messerschmitt AG Augsburg werden Teile der Anlagen des Fliegerhorstes sowie des Foret ab Ende 1941/Anfang 1942 zu Produktionszwecken genutzt. Die Entscheidung, in Gablingen ein KZ-Außenlager anzusiedeln, steht hiermit in engem Zusammenhang.
KZ-Außenlager Gablingen: Zwangsarbeit für die Flugzeugindustrie
Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs verfügt Messerschmitt im Augsburger Umland über einige gut getarnte Materiallager und Produktionsstätten, die das Unternehmen vor Fliegerangriffen bewahren sollen. Da Arbeitskräfte kriegsbedingt ab 1942 zunehmend Mangelware sind, kommen ab 1942 KZ-Häftlinge auch in der Rüstungsindustrie zum Einsatz. Wie lange es das KZ-Außenlager Gablingen gab, ist nicht abschließend geklärt. Die vorherrschende Meinung ist derzeit, dass es von Januar 1944 bis April 1944 existierte.
Die Gefangenen mussten in Zwölf-Stunden-Schichten im Messerschmitt-Werk in Haunstetten sowie am Flughafen in Gablingen arbeiten. Teils wurden sie in Augsburg auch als Bombensuchkommando eingesetzt.
Zeitweise über 1000 KZ-Häftlinge
In manchen Quellen wird vermutet, dass die ersten KZ-Häftlinge am 21. Januar 1944 aus dem KZ Groß-Rosen in Gablingen angekommen sein könnten. Meine Recherchen in diversen Archiven bestätigen dies bisher nicht. Belegt ist, dass sich am 21. Februar 1944 352 Mann im Außenlager Gablingen befanden. Es handelte sich bei dem Konzentrationslager um ein reines Männerlager. Die SS führte es unter der Nummer 14/5a-4 Messerschmitt AG Augsburg Gablingen.
Nach der Bombardierung des KZ-Außenlagers Haunstetten am 13.04.1944 wurden etwa 600 weitere Zwangsarbeiter von Haunstetten nach Gablingen verlegt. Vertraut man Aussagen von Zeitzeugen, waren teils wohl deutlich über 1000 KZ-Häftlinge in Gablingen untergebracht. Zerstört wurde das Lager Gablingen am 25.04.1944 durch amerikanische Bombenangriffe komplett. Mindestens zwei KZ-Häftlinge kosteten die Fliegerangriffe das Leben, die anderen mussten mehrere Tage in einer nahegelegenen Kiesgrube übernachten, bevor sie schließlich in andere Lager (im Wesentlichen Augsburg-Pfersee und Leonberg) verlegt wurden.
Für die Häftlinge war das KZ-Außenlager Gablingen in der Regel nur eine kurze Zwischenstation. Die meisten von ihnen waren auch in vielen anderen Konzentrationslagern untergebracht. Der Großteil der Insassen stammte aus Osteuropa, manche aber auch aus Frankreich, Holland, Österreich, Griechenland oder Norwegen. Eine Mehrheit war aus der Metallbranche und willkürlich verschleppt worden, um dem Arbeitskräftemangel im Deutschen Reich entgegenzutreten. Außerdem befanden sich im Lager einige politische Gefangene, wie z. B. Männer, die gegen das Franco-Regime gekämpft hatten, sowie Sinti und Roma. Unter den deutschen Gefangenen auch sog. “Berufsverbrecher” und “Asoziale”.
Wie lange sich die einzelnen Häftlinge in Gablingen aufhielten, ist heute nicht mehr zweifelsfrei zu klären. Bei manchen handelte es sich wohl nur um einige Tage, bei anderen dagegen um Wochen oder Monate. Alle Gefangenen trugen KZ-Kleidung.
Beschreibung des Konzentrationslagers Gablingen
Der 44150 m2 große Lagerbereich grenzte direkt an den Fliegerhorst und teilte sich im Wesentlichen in drei Lagerteile auf: in eine Südhälfte sowie ein nordöstliches und ein nordwestliches Viertel.
Im nordöstlichen Viertel befanden sich zwei mittelgroße Gebäude mit jeweils 325 m2 Fläche sowie ein kleineres mit 98 m2. Das Areal in der Südhälfte war komplett eingezäunt und konnte durch zwei oder drei Eingänge erreicht werden. Es zählte sechs Unterkunftsbaracken mit insgesamt 2430 m2 Fläche und einer Kapazität von 600 Häftlingen. Ihnen gegenüber befand sich ein größeres Gebäude mit mehreren Eingängen, dazwischen ein 3721 m2 großer quadratischer Appellplatz, der an seiner Nordostseite von mehreren Gebäuden aus Stein begrenzt wurde.
Das nordwestliche Viertel betrug etwa 8500 m2. In seiner Bauweise ähnelte dieses Lager dem in der Südhälfte. So gruppierten sich zwei Unterkunftsbaracken mit jeweils etwa 600 m2 Fläche sowie vier unterschiedlich große, teils gemauerte Gebäude, darunter vermutlich Toiletten- und Waschhäuser, Verwaltungshaus und Lagerküche, um einen Appellplatz.
Luftbilder deuten daraufhin, dass die Baracken im nordwestlichen Bereich 1942 errichtet wurden, während die Südhälfte schon vorher bestand. Dies lässt die Vermutung zu, dass in Gablingen zwischen 1935 und 1943 bereits Lager des Reichsarbeitsdienstes (RAD) und möglicherweise ein Kriegsgefangenen- oder Zwangsarbeitslager bestand, was bisher jedoch durch andere Hinweise nicht belegt werden konnte.
Die zahlreichen Baracken waren von einem 3 m hohen Stacheldrahtzaun umgeben, der unter Strom stand. Zeitzeugen berichten auch von vier Wachtürmen, deren Existenz sich durch Luftbilder jedoch nicht belegen lässt. Die Wachmannschaften waren außerhalb des Lagers in Holzbaracken untergebracht.
Die Wachmannschaften des KZ-Außenlagers Gablingen
Bewacht wurden die Häftlinge von SS-Mannschaften, wobei es sich teilweise wohl um nicht mehr fronttaugliche Wehrmachtsoldaten handelte, die in die SS eingegliedert worden waren. Die Anwesenheit der SS wird u. a. auch durch archäologische Funde, so ein Koppelschloss mit Hakenkreuz, Adler und Schriftzug “Meine Ehre heißt Treue”, belegt.
Nach dem Krieg berichteten mehrere Häftlinge unabhängig voneinander von der Hinrichtung von sechs Gefangenen in Gablingen. Bei den Toten soll es sich um Deutsche, Russen und Polen gehandelt haben, die sich bei einem Bombenangriff in Schutz bringen wollten und denen daher ein Fluchtversuch vorgeworfen worden sein soll. Aufgrund der sehr spärlichen Angaben zu den Tätern wurde das Ermittlungsverfahren jedoch eingestellt. Andere Zeugen berichten von teils tödlichen Misshandlungen.
KZ-Außenlager Gablingen: nach Kriegsende
Das Ausmaß der Bombardierung durch die Alliierten war enorm. Bereits im März 1945 waren vom Lager nur noch zehn teils stark beschädigte Gebäude vorhanden.
Displaced Persons Lager
In der ehemaligen Kaserne wurde im Februar 1947 ein sog. Displaced Persons Lager eingerichtet. Opfer des Nationalsozialismus wurden dort also untergebracht, bevor sie wieder in ihre Heimatländer zurückkehren konnten. Manche entschlossen sich auch zu einer Auswanderung in andere Länder. Geschätzt wird, dass das Lager etwa 100 Menschen beherbergte. Geschlossen wurde es vermutlich Ende September 1950.
In den 1950er-Jahren durften sich zwei obdachlose Familien auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers einrichten. Reste der teils noch vorhandenen Lagerbebauung verschwanden nach und nach. Neben und auf den Ruinen entstanden Wohnhäuser und Stallbauten.
Nutzung während des Kalten Kriegs
Der Flugplatz wurde nach dem Krieg zum Stützpunkt der United States Army Air Forces und bekam den Namen Gablingen Airfield. 1956 wurden in der Gablinger Kaserne Übungsanlagen für die Fallschirmspringer der US-Luftlandedivision errichtet. Danach waren u. a. zwei Airborne Infantry Regiments in Gablingen stationiert. Während des Vietnamkrieges nutzte die US Army den Flugplatz außerdem als Übungsplatz für Hubschrauberpiloten. 1971 wurde auf dem Gelände eine Abhöranlage errichtet, mit der es in der Zeit des Kalten Krieges möglich war, Funkverkehr über mehrere Tausend Kilometer abzuhören. 1998 wurde die Anlage an die Bundeswehr übergeben. Heute steht sie unter der Führung des BND.
1994 gaben die Amerikaner ein 25 ha großes Gelände zur zivilen Nutzung frei. Teil davon war auch das Areal des ehemaligen KZ-Außenlagers Gablingen, dessen Existenz man inzwischen jedoch erfolgreich vergessen bzw. verdrängt hatte. Die Gemeinde Gablingen erwarb 16 ha, 7 ha nutzte der Freistaat Bayern zum Bau einer Justizvollzugsanstalt, welche 2015 fertiggestellt wurde.
Entdeckung des Lagers durch Reinald Schlosser
Ende 1996 wird der in Gersthofen tätige Chemielaborant Reinald Schlosser zum ersten Mal durch ein Buch auf das Lager Gablingen aufmerksam. Nach einem weiteren Anstoß durch Dr. Bernhard Lehmann und dessen Forschungsprojekt “Zwangsarbeit Gersthofen” am Paul-Klee-Gymnasium beschließt Schlosser, sich auf die Suche nach dem KZ-Außenlager zu machen.
Sein Ziel ist es fortan, in jahrelanger ehrenamtlicher Kleinarbeit das ehemalige Lager exakt zu lokalisieren und seinen Aufbau zu dokumentieren. Hierfür analysiert er aufs Genaueste Luftaufnahmen der Alliierten sowie anderes Bildmaterial, das ihm von diversen Ämtern und Archiven zur Verfügung gestellt wird. Bei eigenen Erkundungen vor Ort gelingt es ihm ferner, nach und nach Reste von Fundamenten und Lagergebäuden ausfindig zu machen. Hinreichende Indizien für eine genaue Verortung hat er schließlich 2012. Der entsprechende Bereich wird daraufhin unter Denkmalschutz gestellt, für die nach dem Krieg entstandenen Bauten wird dagegen eine Abrissgenehmigung erteilt.
Während der Abbrucharbeiten im Juni 2012 zeigt sich, dass sich in einem Bungalow aus den 1970er-Jahren Bauelemente der Lagerbaracken befinden, so beispielsweise Türpfosten mit dem Datumsstempel 1942. Von verschiedenen Akteuren und mit der Unterstützung der Gemeinde Gablingen wird das Gelände von allerlei Schutt und Müll befreit und von Studenten der Hochschule Augsburg im Rahmen ihrer Abschlussarbeit vermessen. Die Fundamente und Bodenplatten von einem Dutzend Wohnbaracken, von Abort- und Waschbaracken, von Torhaus und Löschwasserbecken können in Teilen oder komplett aufgedeckt werden. Fast alle Gebäude auf den Luftbildern vor und nach der Bombardierung durch die Alliierten sind nachzuweisen. Abwassergruben und Eingangstreppen zu den Abortbaracken sind ebenfalls noch vorhanden.
Gefunden werden u. a. Fragmente von Porzellangeschirr mit Stempel “Modell des Amtes Schönheit der Arbeit”, aufsteigendem blauen Falken der Messerschmitt AG oder Hakenkreuzen. Außerdem das bereits weiter oben erwähnte Koppelschloss sowie ein Duschbrausenkopf.
Konzepte für ein Dokumentationszentrum
Im Sommersemester 2013 erarbeiteten Studenten der Hochschule Augsburg im Rahmen des Architekturprojekts “Besucherzentrum KZ-Außenlager” insgesamt zwölf Entwürfe für ein Besucherzentrum auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Gablingen.
Stellvertretend vorstellen möchte ich hier drei Entwürfe:
1. “Blätterdächer”
Sehr interessant scheint mir “Blätterdächer” von Larissa Kary. Das Gelände wird im Entwurf der Studentin von einem 2,5 m hohen Zaun aus Cortenstahl umschlossen. Dieser erlaubt es dem Besucher, einen Blick nach draußen zu werfen, macht ihm das Verlassen des Areals jedoch unmöglich. Es entsteht ein bedrückender Eindruck des Gefangenseins. Was ich allerdings schade finde, ist, dass Kary auf Informationsschilder verzichtet und auf eine Kiesschicht setzt, die wie in anderen Gedenkstätten auch den Einsatz von Unkrautvernichtern nötig macht. Als Besucherzentrum schlägt sie einen Bau vor, der sich von den anderen stark abgrenzt, aufgrund seines Satteldachs aber an Häftlingsbaracken erinnert. An den Stellen, an denen sich zur Betriebszeit des Lagers Bauten befanden, die nun nicht mehr vorhanden sind, plant sie Löcher ein. Auch hier setzt sie jedoch leider auf Kies.
2. “Plätze schaffen – Erinnerungen wecken”
Im Entwurf “Plätze schaffen – Erinnerungen wecken” von Johanna Edelmann wird der Besucher entlang einer Reihe aus Zypressen zum Eingangsgebäude geführt. Die Bäume sind dabei so angeordnet, dass sie je nach Standort des Betrachters Einblicke auf die Gedenkstätte gewähren oder aber als eine geschlossene Wand erscheinen. Das Gelände erreicht man über einen fast 40 m langen und nur 220 cm hohen Tunnel, welcher dem Besucher die Beklemmung und Ungewissheit vermitteln soll, der die Häftlinge im Lager ausgesetzt waren. Das ehemalige Konzentrationslager teilt Edelmann in drei Areale auf, die jeweils mit Sitzgelegenheiten und Infotafeln ausgestattet sind. Der Umgang mit den Baudenkmälern des Arbeitslagers unterscheidet sich von Areal zu Areal. Während sich im Nordwesten eine abgesenkte Plattform befindet, die in den Platz eintaucht, ist der Platz im Nordosten überdacht. Das Gelände im Südosten senkt Edelmann ebenfalls ab. Der Besucher kann die jeweiligen Elemente über Stufen erreichen. Hinzu kommt ein Eingangsgebäude, das neben dem Tunnel einen zweistöckigen Baukörper mit Seminarraum, Aussichtsfläche und Sanitärbereich aufweist und das sich aus Frachtcontainern zusammensetzt.
3. “Die Vergangenheit berühren”
Mit seinem Konzept “Die Vergangenheit berühren” setzt Thomas Geipel auf gläserne Stege, die über die Ruinen führen. Der Eingang liegt unter der Erde und bildet einen engen Durchgang zum Gelände des ehemaligen Arbeitslagers. Die Stege ermöglichen es dem Besucher, sich unmittelbar über der Vergangenheit aufzuhalten. Das gesamte Gelände gliedert Geipel in vier Bereiche auf, wobei den Eingangsbereich eine große Schalenkonstruktion überspannt.
Das Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers Gablingen heute
Ein Dokumentationszentrum ist auf dem Gelände des ehemaligen Arbeitslagers bisher nicht entstanden und wird es wohl auch nicht. Die von Archäologen als besonders schützenswert eingestuften Reste wurden mit Erdwällen überschüttet, um sie zu konservieren. Ob damit je irgendetwas passieren wird, steht in den Sternen. Rund um die Erdwälle entsteht jedenfalls ein Industriegebiet. Eine Gedenktafel oder andere Hinweise auf das Konzentrationslager sucht man bisher vergebens.
Wie mit den Fundstücken und Originalbauteilen verfahren wurde, ist in meinem Artikel Konzentrationslager Gablingen: Was man ausgebuddelt hat, kann man auch wieder einbuddeln nachzulesen.
Reinald Schlosser wurde 2017 für seine Verdienste um das ehemalige Konzentrationslager Gablingen die Denkmalschutzmedaille des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege verliehen. Für die Unterstützung bei der Vorbereitung dieses Artikels, seine Zeit, Materialien … möchte ich mich ganz herzlich bei ihm bedanken.
Er hat mir auch seine Fotos von den Ausgrabungen des KZ Gablingen hinterlassen. Du kannst sie dir in meinem Artikel 42 bisher unveröffentlichte Fotos aus dem KZ-Außenlager Gablingen ansehen.
Quellen:
Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte im Heimatverein für den Landkreis Augsburg e.V.
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege/Gesellschaft für Archäologie in Bayern (Hg.): Das Archäologische Jahr in Bayern 2012. Stuttgart 2013
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege/Gesellschaft für Archäologie in Bayern (Hg.): Das Archäologische Jahr in Bayern 2016. Stuttgart 2017
Bayerisches Landratsamt für Denkmalpflege (Hg.): Denkmalschutzmedaille 2017. München 2017
Kreisheimatpflege Landratsamt Augsburg (Hg.): Das KZ-Außenlager Gablingen – Zeitgeschichte und Erinnerungskultur. Augsburg 2014
Schlosser, Reinald: KZ Gablingen – Das Dachauer Außenlager 14/5a-4 Messerschmitt AG Augsburg, Gablingen. Gersthofen 2012
Fotos: © Reinald Schlosser, Andrea Halbritter, WikimediaCommons
Stand: 26.07.2020