Seit 2014 lebe ich als selbstständige Reisetexterin und Übersetzerin vom Französischen ins Deutsche sowie in Leichte und Einfache Sprache dort, wo andere Urlaub machen: in Pornichet in der südlichen Bretagne.
Dass Pornichet so einiges zu bieten hat, wusste ich natürlich schon vor der Corona-Epidemie. Schließlich bin ich nicht einfach so vor Jahren in das Seebad in der Nähe von Saint Nazaire ausgewandert. Seit Corona kenne ich in Pornichet allerdings so ziemlich jeden Grashalm und jedes zweite Sandkorn … Kommst du mit auf eine Entdeckungstour?
Urlaub in Pornichet: 12 Tipps vom Reisetexter
#1 Küstenwanderweg
Das Highlight war und ist für mich in Pornichet schon immer unser Küstenwanderweg. Der GR34 umrundet die gesamte Bretagne und ist nicht nur bei uns in der Loire-Atlantique äußerst reizvoll.
Sein Startpunkt liegt in Saint-Nazaire, also nur ein paar Kilometer von Pornichet entfernt. Sein Ende 1700 km weiter am Mont Saint-Michel.
In Pornichet bietet er sehr unterschiedliche Blickwinkel auf Meer und Küstenlandschaft. Mal verläuft er über bewaldete Klippen, mal über malerische Strände oder quer durch den Ort. Der Pfad ist mal sandig, mal besteht er aus Waldboden oder wurde mit Holz befestigt. Der Blick auf den Atlantik dabei immer wunderschön.
In der Ferne erkennt man bisweilen Tanker und Containerschiffe, die darauf warten, in den Hafen von Saint-Nazaire einlaufen zu können. Außerdem mehrere winzig kleine Inseln, von denen manche ein Paradies für Vögel sind.
Diesen ehemaligen Zöllnerweg laufen wir an einem Tag teils bis Saint-Nazaire und fahren dann nach einem Eis oder einem Crêpe mit dem Bus zurück.
#2 Lande de Cavaro mit Camp de la Torpille
Dass Pornichet auch ein kleines Wäldchen besitzt, haben wir selbst erst nach ein paar Jahren entdeckt. Genauer gesagt sogar erst, nachdem meine Tochter mit der Schule dorthin einen Mini-Ausflug unternommen hatte.
Der Zugang erfolgt etwas versteckt über den Chemin des Sirènes. Anderen Spaziergängern begegnet man hier nur äußerst selten, Touristen auf keinen Fall.
Ab und zu ist vielleicht einmal eine Kindergartengruppe unterwegs und baut sich im Wäldchen aus herumliegenden Ästen eine Hütte.
Sehr erstaunt war ich, als wir am Waldrand ein eingezäuntes Gelände entdeckt haben, das Camp de la Torpille.
Worum es sich dabei handelt, verrät kein Schild. Auf dem Grundstück, auf dem heute friedlich Schafe grasen und auf dem man noch verschiedene Betonbauten erkennen kann, befand sich ein ehemaliges Munitionsdepot der Nationalsozialisten, das bis 1991 auch vom französischen Militär genutzt wurde.
#3 Villen aus der Belle Époque in Pornichet
Was wäre Pornichet ohne seine Villen? Entstanden sind sie ab dem Ende des 19. und insbesondere zu Beginn des 20. Jahrhunderts, nachdem die Küste bis Le Croisic 1879 von der Eisenbahn erschlossen worden war.
Sie befinden sich in fast allen Vierteln von Pornichet: rund um den Bahnhof, im Vieux-Pornichet und im Stadtteil Sainte-Marguerite. Über die Geschichte der größeren Villen berichten Informationstafeln auf Französisch und Englisch, wobei die meisten Texte auf Englisch von meiner Übersetzungsagentur angefertigt wurden.
Eine längere Publikation zu den Villen kann man außerdem gegen 5,50 € in der Touristeninformation in Pornichet erwerben. Bisher allerdings nur auf Französisch.
Die einzelnen Villen sind von ihrem Charakter her ganz unterschiedlich. Während manche an den Orient erinnern, ähneln andere den Strandhäusern im Departement Landes. Wieder andere muten eher britisch an.
#4 Château des Tourelles
Pornichet besitzt nicht nur zahlreiche kleinere und größere Villen, sondern auch ein kleines Schlösschen: das Château des Tourelles.
Erbauen ließ es 1868 der belgische Vicomte William de Wautier. Benannt war es lange Zeit nach seinem zweiten Besitzer, Louis Flornoy, der es 1882 kaufte und auf den viele weitere Eigentümer folgten.
Heute beherbergt das Schlösschen ein Vier-Sterne-Hotel, in dem ich als selbstständige Übersetzerin und Reisetexterin regelmäßig mit einem meiner Business-Clubs esse und Meetings habe.
#5 Pornichet und seine drei Strände
Auch die Strände von Pornichet verzaubern. Mein Lieblingsstrand ist der von Sainte-Marguerite. Er ist für mich der “wildeste”. Die Bebauung hält sich dort in Grenzen. Im Sommer tummeln sich hier v. a. Einheimische und der Blick vom Küstenwanderweg auf den Strand von Sainte Marguerite ist einfach grandios!
Ab und zu darf es für mich aber auch der Strand von Bonne Source sein. Den Plage des Libraires, der zur großen Bucht von La Baule gehört, nutze ich hauptsächlich zum Nordic Walking. Bevorzugt am Morgen, bevor ich mit meiner Arbeit als Texterin und Übersetzerin loslege und z. B. Reiseführer vom Französischen ins Deutsche übersetze.
#6 Les Forges und Côteaux d’Ermur
Bis in den Stadtteil Les Forges verirren sich nur wenige. Dabei hat das kurz vor der Route Bleue gelegene Viertel v. a. viele Wanderwege zu bieten.
Auch hier informieren zahlreiche Schilder über die Geschichte der Gemeinde. Und natürlich wurden auch sie von Côté Langues übersetzt! So erfährt man unterwegs z. B., dass in Pornichet früher Wein angebaut wurde.
Wer sich über Wiesen- und Hohlwege Richtung Ermur aufmacht, kommt an der Ferme du Bourbou, einem verfallenen Strohdachbauernhaus, und einigen Steinkreuzen vorbei.
#7 Der Markt von Pornichet
Zweimal pro Woche, nämlich am Mittwoch und am Samstag, ist in Pornichet Markttag. Wenn nicht gerade Corona ist, handelt es sich im Sommer um den größten Mark der ganzen Halbinsel von Guérande. Zu erhalten sind nicht nur frisches Obst und Gemüse, Fische und Meeresfrüchte, Oliven und Käse, sondern auch Kleidung, Blumen, Bettwäsche … und natürlich Salz aus den nahen Salzgärten rund um Guérande.
#8 Landschaftspark und Hippodrom
Ziemlich genau gegenüber von meinem Büro und hinter dem Hippodrom erstreckt sich seit 2013 über 15 ha Pornichets Landschaftspark, der Parc Paysager. Inklusive Trimm-dich-Pfad, Jogging-Strecke und Arboretum sowie Aussichtstürmen, die über erneuerbare Energien informieren. Davor das Hippodrom mit seiner 1250 m langen Rennbahn aus Sand, auf dem ganzjährig Pferderennen stattfinden.
#9 Deutscher Soldatenfriedhof
Während des Zweiten Weltkriegs kam dem Küstenstrich zwischen Lorient und Saint-Nazaire eine große Bedeutung zu. Beide Häfen waren zu großen U-Boot-Stützpunkten ausgebaut worden und wurden von alliierten Truppen immer wieder angegriffen.
Neben dem Friedhof der Stadt Pornichet hatte bereits die deutsche Wehrmacht einen Soldatenfriedhof angelegt. 1955 wurde dieser durch Zubettungen erheblich erweitert. Insgesamt ruhen auf dem deutschen Soldatenfriedhof 2163 tote deutsche Soldaten, die in den Departements Loire-Atlantique, Maine-et-Loire, Vendée und Deux-Sèvres gefallen waren.
#10 Dune de Bonne Source
Dass ich die Düne von Bonne Source entdeckt habe, habe ich zugegebenermaßen dem Corona-Virus zu verdanken. Sie liegt nämlich genau einen Kilometer von meinem Haus entfernt und damit an der Grenze des Bereichs, den wir während des französischen Lockdowns “erforschen” durften. Die Düne befindet sich mitten in einem Wohngebiet, steht unter Naturschutz und dient vielen Hundebesitzern als Gassi-Ziel. (Sie ist aber trotzdem sauber …)
#11 Der Hafen von Pornichet
Genaugenommen müsste es eigentlich heißen: die Häfen von Pornichet. Wir besitzen nämlich zwei nebeneinanderliegende. Einen für Yachten und einen für die kleineren Boote, deren Besitzer nur bei Ebbe auslaufen können.
Davor seit kurzem einen Spielplatz, ein Karussel und einen nicht nur bei Familien sehr beliebten Eisstand sowie ein Wasserbassin, in dem Kinder ihre Segelschiffe fahren lassen können. Sein kleines Schiff kann man selbst mitbringen oder es am Wochenende ab etwa 15 Uhr von einem netten älteren Herrn, der seine Boote selbst herstellt, gegen 1 € mieten. Und zwar solange man will!
#12 Rathaus und Kräutergarten
Ker Bon Accueil wurde 1910 vom Architekten Vassel für eine Großfamilie entworfen. Die ersten Eigentümer, Monsieur und Madame Vignier, hatten nämlich acht Kinder. Nach ihrem Tod erbte ihre Tochter Caroline das prächtige Anwesen und heiratete Achille Bertoye. Dieser war von 1919 bis 1945 Bürgermeister in Pornichet und schenkte das Gebäude nach seiner letzten Amtszeit der Stadt, so dass sich im Ker Bon Accueil seit 1950 das Rathaus von Pornichet befindet.
Gegenüber des Rathauses befindet sich ein Kräutergarten, in dem sich die Bürgerinnen und Bürger von Pornichet für die Zubereitung ihrer Speisen bedienen können. Zusätzlich gibt es zahlreiche Informationen über die angebauten Pflanzen. Allein Minzsorten kann man über vier verschiedene ernten!
Dieser Artikel ist Teil der Blogparade Urlaub zu Hause – so schön ist meine Heimat von Tanjas life in a box.
Wenn du Lust hast, kannst du dich noch bis zum 31. Mai 2020 an ihr beteiligen.
Fotos: © Andrea Halbritter
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