Welt der Ritter und Mittelalter haben das Deutsche mit unzähligen Redewendungen bereichert. Neun davon habe ich in diesem Artikel zusammengestellt.
Deutsche Redewendungen aus der Welt der Ritter
Holzauge, sei wachsam!
Aufgepasst!
Möglich ist, dass diese Redewendung auf eine besondere Form von Scharten zurückgehen, die man im Mittelalter in bestimmten Burganlagen fand. So waren Maueröffnungen in den Befestigungsanlagen von Burgen teils mit Kugeln aus Holz versehen, welche in der Mitte ein Loch hatten. Durch diese Holzaugen konnte man sowohl die Umgebung beobachten, als auch eine Waffe hindurchstecken. Ob die Redewendung wirklich auf diese Holzaugen zurückgeht, ist jedoch nicht erwiesen. Manche Sprachwissenschaftler sehen ihre Entstehung auch in einem Warnruf unter Schreinern begründet, mit dem vor Augen im Holz gewarnt wurde.
Gerüstet sein
Vorbereitet sein
Trug ein Ritter seine Rüstung, war er auf eventuelle Angriffe vorbereitet.
Mit offenem Visier kämpfen
Seine Absichten offenlegen, sich zu erkennen geben
Die Redewendung geht auf das Visier des mittelalterlichen Ritterhelms zurück. Bei Turnieren sowie im Krieg war der Kopf des Ritters besonders gefährdet. Der Ritter schützte ihn daher durch einen Helm. Damit man diesen außerhalb des Schlachtfelds öffnen konnte, wurde im 14. Jahrhundert das Visier erfunden. Während man bei offenem Visier erkannte, um wen es sich handelte, und es daher für Ehrlichkeit stand, war dies bei geschlossenem Visier nicht unbedingt möglich. Ein geschlossenes Visier stand daher sinnbildlich für einen Akt des Sich-Verbergens.
Etwas im Schilde führen
Nichts Gutes planen, schlechte Absichten haben
Aufgrund ihrer Rüstungen konnten Ritter während eines Turniers von den Zuschauern nur schwer identifiziert werden. Auf den Schutzschilden und Helmen der Kämpfer brachte man daher farbige Symbole an, um sie voneinander unterscheiden zu können. War ein Ritter gewappnet und ritt mit geschlossenem Visier auf eine Burg zu, hatte er in der Regel nichts Gutes im Sinn, weswegen der Ausdruck etwas im Schilde führen eine negative Bedeutung hat.
Für jemanden eine Lanze brechen
Für jemanden eintreten, jemanden verteidigen
Auch diese deutsche Redewendung geht auf Ritterturniere zurück. Wer während des Kampfes einem Freund zu Hilfe eilte, legte seine Lanze an und riskierte, dass seine Lanze brach.
Jemandem bricht kein Zacken aus der Krone
Etwas ist für jemanden zumutbar
Im Mittelalter hatten nicht nur Könige und Prinzen Kronen, sondern auch Fürsten, Herzöge, Barone sowie andere Adlige, wobei diese sie in der Regel nicht auf dem Kopf trugen, sondern sie als Statussymbol auf dem Wappenschild führten. Dabei galt: Je mehr Zacken eine Krone besaß, desto höher war der Rang ihres Besitzers.
Auf einem hohen Ross sitzen
Eingebildet, arrogant sein
Pferde dienten den Adligen nicht nur zur Fortbewegung, sondern auch zur Betonung ihrer gehobenen Stellung. Hoch zu Ross war es ihnen möglich, auf andere herabzuschauen.
Blaublütig sein/blaues Blut haben
Adlig sein
Zur Zeit des Rittertums galt sonnengebräunte Haut als ein Zeichen von Armut. Wer unter freiem Himmel arbeiten und z. B. ein Feld bestellen musste, um über die Runden zu kommen, dessen Haut war gebräunter als die von Angehörigen des Adels, die andere Menschen für sich arbeiten ließen und deren Haut häufig so blass war, dass man ihre blauen Venen sah.
Jemanden im Stich lassen
Jemandem in einer schwierigen Situation nicht helfen
Während einer Schlacht wurde ein Ritter von Knechten und Knappen begleitet, die für ihn sorgen und ihm beistehen mussten. So hielten sie beispielsweise eine zweite Lanze oder ein Ersatzpferd für ihn bereit. Wer seinen Ritter in einer gefährlichen Situation verließ, setzte ihn dem zustechenden Gegner aus, ließ ihn also im wahrsten Sinne des Wortes im Stich.
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Fotos: Andrea Halbritter, Côté Langues