Wie sieht Einfache Sprache aus? Einfache Sprache ist eine Varietät des Deutschen, die leichter verständlich ist als Allgemeinsprache, aber komplexer als Leichte Sprache.
So sieht Einfache Sprache aus
Einfache Sprache ist wesentlich flexibler als Leichte Sprache und nicht so streng geregelt wie Leichte Sprache. Einfache Sprache wird an die jeweilige Zielgruppe (zum Beispiel Jugendliche, Migrant*innen mit reduzierten Deutschkenntnissen, Personen aus „bildungsferne Schichten“, Menschen mit einer leichten geistigen Behinderung) angepasst und existiert in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Die am stärksten vereinfachte Form Einfacher Sprache heißt Leichte Sprache Plus.
Während Leichte Sprache fast komplett auf Nebensätze verzichtet, sind in Einfacher Sprache Satzgefüge möglich. In stark vereinfachter Einfacher Sprache beziehungsweise in Leichter Sprache Plus achtet man auf möglichst kurze Sätze. Hin und wieder gibt es jedoch Nebensätze, die mit Konjunktionen, wie weil, wenn oder damit, beginnen. Generell verzichtet man auch in komplexeren Formen Einfacher Sprache auf Nebensätze 2. Grades sowie auf Nebensatzeinbettungen.
Folgende Strukturen kommen in Einfacher Sprache also nie vor:
Rufen Sie, wenn Sie Covidsymptome haben, die Arztpraxis vorher an.
Wenn Sie den Bus nehmen, obwohl Sie kein Abo haben, bedenken Sie, dass Sie einen Einzelfahrschein oder eine Streifenkarte benötigen.
Sie müssten – wie folgt – umformuliert werden:
Wenn Sie Covid-Symptome haben, rufen Sie die Arztpraxis vorher an.
Wenn Sie den Bus nehmen und kein Abo haben, brauchen Sie einen Einzelfahrschein oder eine Streifenkarte.
Generell gilt: Je höher der Schwierigkeitsgrad in Einfacher Sprache in einer bestimmten Kategorie (Wortschatz, Satzbau, Grammatik …), desto leichter muss er in anderen Kategorien sein, um keine Vielzahl an Hürden aufzubauen. Abhängig von der Zielgruppe kann Einfache Sprache darauf verzichten, lange Wörter durch Mediopunkte oder Bindestriche zu gliedern und jeden Satz – wie in Leichter Sprache vorgeschrieben – in einer neuen Zeile zu beginnen. Auch in Einfacher Sprache können ein großer Schriftgrad und Bilder hilfreich sein. Zu bedenken ist, dass Mittel, die der Ästhetik (Pronomen, teils Präteritum) und/oder der Kürze (Konjunktiv, Pronomen) dienen, die Verständlichkeit teils erheblich beeinträchtigen.
Zeichnung: © Lebenshilfe Bremen, Atelier Fleetinsel, Stefan Albers