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“Ausgelagerte” Worterklärungen in Leichter Sprache: ja oder nein?

Teil eines Schiffsrumpfes mit Fendern

Leichte Sprache setzt auf leichte Wörter. Schwere Wörter können aber nicht immer vermieden werden. Dann ist eine Worterklärung nötig. Um den Leichte-Sprache-Text zu entlasten, können Worterklärungen “ausgelagert” werden. “Ausgelagert” heißt: Die Erklärungen befinden sich zum Beispiel in einem Kästchen neben oder unter dem Leichte-Sprache-Text. Meist werden diese Erklärungen farblich abgehoben. In diesem kurzen Artikel verrate ich dir die Vor- und Nachteile von solchen “Auslagerungen”.

 

Worterklärungen in Leichter Sprache “auslagern” oder nicht?

Vorteile der “Auslagerung” von Worterklärungen in Leichte-Sprache-Texten

Der Leichte-Sprache-Text wird durch die “Auslagerung” von Worterklärungen kürzer und kompakter. Die Worterklärungen unterbrechen den Text in Leichter Sprache nicht. Wer die Erklärung nicht benötigt, muss sie auch nicht lesen. Am Rand oder am Ende des Textes heben sich die “ausgelagerten” Worterklärungen gut vom eigentlichen Text ab.

 

Nachteile der “Auslagerung” von Worterklärungen in Leichte-Sprache-Texten

Leser*innen, die die Worterklärung brauchen, müssen bei “ausgelagerten” Erläuterungen das Lesen des Kerntextes unterbrechen. Es kann für diese Leser*innen schwierig sein, die Lektüre wieder an der richtigen Stelle aufzunehmen. Sind mehrere Worterklärungen nötig, stört das Hin- und Herspringen zwischen Erläuterungen und Kerntext den Lesefluss erheblich. Auch kann es einzelnen Leser*innen schwerfallen, die “ausgelagerten” Worterklärungen überhaupt zu finden, insbesondere wenn sie sich am Textende befinden.

 

Fazit zur “Auslagerung” von Worterklärungen in Leichte-Sprache-Texten

Enthält der Leichte-Sprache-Text nur wenige Erklärungen und werden diese von der Mehrzahl der Leser*innen nicht benötigt, ist eine “Auslagerung” möglich. Ich persönlich verzichte in der Regel auf die “Auslagerung” von Worterklärungen. Vor allem Worterklärungen am Ende von Leichte-Sprache-Texten erscheinen mir ungünstig. Als Leichte-Sprache-Übersetzerin bin ich der Meinung, Erklärungen sollten dort stehen, wo sie gebraucht werden: wenn nicht direkt im Text, dann am Rand.

Manche Expert*innen für barrierefreie Kommunikation fügen Worterklärungen auch in den Text ein und heben sie dort grafisch ab, zum Beispiel durch einen Rahmen oder ein eingerücktes Kästchen in einer anderen Farbe. Dies kann auch eine gute Möglichkeit sein, Worterklärungen direkt in den Text zu integrieren, sie aber vom Kerntext abzugrenzen. Voraussetzung ist: Es gibt nicht zu viele Worterklärungen. In guten Leichte-Sprache-Texten sollten diese aber sowieso kaum nötig sein.

Wo Worterklärungen am richtigen Platz sind, müssen Leichte-Sprache-Übersetzer*innen im inklusiven Team prüfen. Werden Rahmen verwendet, sollte auch überprüft werden, ob diese Inhalte durch den Rahmen als besonders wichtig gekennzeichnet werden und so Leser*innen die Erklärungen ganz besonders beachten, obwohl sie sie eigentlich gar nicht bräuchten.

 

 

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Zur Autorin:

Übersetzerin Andrea Halbritter

Leichte-Sprache-Übersetzerin Andrea Halbritter

Andrea Halbritter ist Germanistin und Romanistin und vom Netzwerk Leichte Sprache e. V. zertifiziert. Sie übersetzt vom Englischen und Französischen ins Deutsche und erstellt Texte in Leichter und Einfacher Sprache für NS-Gedenkstätten, politische Parteien, Museen und Gesundheitsbehörden.

 

Fotos: © Andrea Halbritter

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