Zu Präpositionen in Leichter Sprache gibt es in der einschlägigen Literatur rund um sprachliche Inklusion bisher kaum Infos. Als Sprachwissenschaftlerin und vom Netzwerk Leichte Sprache e. V. zertifizierte Übersetzerin habe ich mir Präpositionen näher angeschaut.
In diesem Artikel erfährst du:
- was Präpositionen im Deutschen unterscheidet;
- welche Präpositionen du in Leichter Sprache verwenden kannst;
- was für Präpositionen schwer verständlich und in Leichter Sprache ein No-Go sind.
Präpositionen in Leichter Sprache
Präpositionen sind eine Wortart. Sie verbinden Wörter und Wortgruppen oder stehen innerhalb von Satzgliedern. Im Deutschen werden Präpositionen auch als Lagewörter, Verhältniswörter oder Vorwörter bezeichnet. Die meisten Präpositionen ziehen einen bestimmten Kasus (Fall) nach sich: Genitiv, Dativ oder Akkusativ. Einige Präpositionen (zum Beispiel: seit, während) können auch als Konjunktionen gebraucht werden und Sätze verbinden.
Welche Präpositionen gibt es im Deutschen?
Präpositionen unterscheiden sich nach:
- ihrer Struktur;
- ihrer Bedeutung;
- ihrer Stellung;
- dem Kasus, den sie fordern.
Was die Struktur von Präpositionen betrifft, kann eine Unterteilung in primäre und sekundäre Präpositionen vorgenommen werden:
- Primäre Präpositionen
Primäre Präpositionen sind nicht als Ableitung oder Zusammensetzung von Wörtern aus anderen Wortklassen erkennbar. Zu primären Präpositionen zählen zum Beispiel: an, auf, aus, bei, durch und wegen.
- Sekundäre Präpositionen
Sekundäre Präpositionen sind Ableitungen von Wörtern anderer Wortklassen. Häufig enden diese Präpositionen auf -s oder -lich: anfangs, angesichts, betreffs, abzüglich, anlässlich, einschließlich … Auch dank, gemäß, kraft und laut gehören dazu sowie Zusammensetzungen beziehungsweise Wortgruppen aus Präposition plus Substantiv: auf Grund/aufgrund, zuliebe, oberhalb, anhand, anstelle, aus Anlass, in Anbetracht …
Präpositionen haben unterschiedliche Bedeutungen:
- temporale (Zeitangabe): bis, um, vor, nach, seit, gegen …
- modale (Art und Weise): mit, ohne, gegen, mitsamt, gemäß, wie …
- kausale (Grund): aufgrund, dank, mangels, wegen …
- adversative (Gegensatz): statt, wider, entgegen, gegen …
- konzessiv (Einräumung): trotz, ungeachtet …
- final (Ziel, Zweck): zugunsten, zuliebe, für …
- distributiv (Aufteilung): à, per, pro, je …
…
Präpositionen können verschiedene Positionen einnehmen. Je nach Stellung unterscheidet man im Deutschen:
- Präpositionen in Prästellung
Die meisten Präpositionen stehen im Deutschen vor dem Wort, dessen Kasus sie regieren:
Er ist ohne seinen Freund ins Kino gegangen.
Die Mutter hat für den Geburtstag ihrer Tochter einen Kuchen gebacken.
Er hat ihr zum Geburtstag gratuliert.
- Präpositionen in Poststellung
Einige wenige Präpositionen haben ihren Platz immer nach dem Wort, dessen Kasus sie bestimmen:
Seiner Frau zuliebe trug er immer Parfum.
- Präpositionen in Prä- und Poststellung
Manche Präpositionen können vor oder nach dem Wort stehen, auf das sie sich beziehen:
Nach seiner Meinung … / Seiner Meinung nach …
Wegen des großen Erfolgs / Des großen Erfolgs wegen …
- Präpositionen in Circumstellung
Es gibt Präpositionen, die aus zwei Bestandteilen bestehen. Diese umschließen ein Wort oder eine ganze Wortgruppe:
um … willen, von … an/ab/bis/auf
Je nach Kasusanschluss unterscheidet man:
- Präpositionen mit Genitiv
Die meisten sekundären Präpositionen ziehen den Genitiv nach sich:
Dank seiner Aussage konnte der Dieb gefasst werden.
Abzüglich des Rabatts beläuft sich der Preis auf …
- Präpositionen mit Dativ
- Präpositionen mit Genitiv oder Dativ
Einige Präpositionen können den Genitiv und den Dativ nach sich ziehen. Hierzu zählt zum Beispiel die Präposition wegen.
- Präpositionen mit Akkusativ
- Wechselpräpositionen
Manche Präpositionen ziehen je nach Sinn den Dativ oder Akkusativ nach sich. Dazu gehören zum Beispiel die Präpositionen in und auf:
Das Buch liegt auf dem Tisch. (Dativ)
Ich lege das Buch auf den Tisch. (Akkusativ)
- Präpositionen ohne Kasus
Hierzu zählen Präpositionen, die beim regierten Wort keinen bestimmten Kasus fordern oder bei denen der Kasus nicht erkennbar ist. Präpositionen ohne eine bestimmte Kasusforderung sind als und wie oder Verbindungen von zwei Präpositionen. Stehen zwei Präpositionen, zum Beispiel bis zu, hintereinander, fordert die erste Präposition keinen Kasus, die zweite schon:
Wir fuhren bis zum Strand.
Er fuhr das Auto bis vor die Garage.
Ohne erkennbaren Kasus stehen nach Präpositionen Adjektive:
Ich halte sie für intelligent.
Auch manche Substantive können nach Präpositionen ohne erkennbaren Kasus stehen:
Sie hat den Schrank mit Mühe in den ersten Stock gebracht.
Eine Kasusforderung unterbleibt teils in bestimmten Textsorten, wie Zeitungsartikeln oder Rechnungen:
Der Preis zuzüglich Porto beläuft sich auf 24 €.
Welche Präpositionen sind leicht verständlich?
Bei Präpositionen gilt: Leicht verständlich sind Präpositionen, die zu leichten Wörtern zählen. Kennzeichen leichter Wörter sind unter anderem:
- Sie sind kurz.
- Sie sind im mündlichen Sprachgebrauch häufig.
- Ihre Bedeutung ist einfach und nicht komplex.
Leicht verständliche Präpositionen sind zum Beispiel:
für, über, auf, neben, hinter, bei, in, gegen …
Leicht verständliche Präpositionen können in Leichter Sprache verwendet werden.
Welche Präpositionen haben in Leichter Sprache nichts zu suchen?
Diese Präpositionen solltest du in Leichter Sprache nicht verwenden:
- Präpositionen mit Genitiv
Diese Präpositionen darfst du allein schon deshalb nicht benutzen, weil der Genitiv in Leichter Sprache tabu ist.
- Präpositionen mit Circumstellung
In Leichter Sprache gilt: Jeder Satz darf nur eine Aussage enthalten. Sätze mit Präpositionen in Circumstellung enthalten in der Regel mindestens zwei Aussagen:
Der Kurs geht von 8 Uhr bis 16 Uhr.
In diesem Satz lauten die zwei Aussagen:
Der Kurs beginnt um 8 Uhr.
Der Kurs endet um 16 Uhr.
- Seltene Präpositionen
Präpositionen, die im mündlichen Sprachgebrauch selten oder gar nicht gebraucht werden, kannst du in Leichter Sprache nicht benutzen. Sekundäre Präpositionen sind in der Regel seltene Präpositionen.
- Präpositionen in Poststellung
- Präpositionen mit komplexer Bedeutung
Präpositionen mit komplexer Bedeutung sind zum Beispiel trotz oder statt. Diese Präpositionen können in Leichter Sprache nicht verwendet werden. Auch distributive Präpositionen würde ich in Leichter Sprache nicht gebrauchen.
- Lange Präpositionen
Lange Präpositionen sind schwer lesbar. Sie scheiden in Leichter Sprache oft aber nicht nur aufgrund ihrer Länge aus. Beispiele für lange Präpositionen sind: anstelle, oberhalb, einschließlich, bezüglich, vorbehaltlich, ausgenommen, ungeachtet, innerhalb …
Eine Präposition wie auf ist in der Regel unproblematisch. Manchmal sind Präpositionen jedoch Teil von Wendungen, die nicht leicht verständlich sind: auf die Minute. Was mit diesem Ausdruck gemeint ist, ist schwer verständlich. Ebenso kann die Bedeutung von auf oder der Präpositionen unter oder vor falsch interpretiert werden, wenn sie Teil eines abstrakten Konzepts sind. In Verbindungen, wie baut auf oder ordnet unter, werden die Präpositionen von Vertreter*innen der Hauptzielgruppe Leichter Sprache lokal verstanden. Präpositionen können – je nach Kontext – also auch leicht oder schwer verständlich sein. Immer notwendig ist eine Auflösung von Präpositionalausdrücken, die zu komplexen Nominalstrukturen führen:
die Verteilung der Geflüchteten auf verschiedene Bundesländer
die Demonstrationen weiter Teile der Bevölkerung gegen Rechtsextremismus
Klingt kompliziert? Ist es häufig auch! Leichte-Sprache-Übersetzungen sind manchmal ganz schön schwer, nicht nur was Präpositionen betrifft.