In diesem Blogartikel erfährst du, was ein Rahmenvertrag ist und welche Punkte er enthalten sollte. Außerdem verrate ich dir, warum Rahmenverträge sowohl für Übersetzer*innen als auch für Übersetzungskund*innen eine gute Sache sind.
Rahmenverträge in der Übersetzungsbranche:
Win-win für Übersetzer*innen und Kund*innen
In der Übersetzungsbranche regelt ein Rahmenvertrag die Zusammenarbeit zwischen Übersetzer*innen und Übersetzungskund*innen. Vorteile bringt er für beide, wenn er richtig gestaltet ist. Übersetzungskund*innen – Agenturen oder Direktkund*innen – verpflichten sich im Rahmenvertrag, Übersetzer*innen in einem vorgegebenen Zeitraum mit der Übersetzung von einer bestimmten Menge an Wörtern zu beauftragen. Definiert wird im Rahmenvertrag zwischen Übersetzer*innen und Kund*innen auch, wie die Menge an Ausgangswörtern gestückelt wird. Das heißt: Erwähnt wird im Rahmenvertrag, wie viele Wörter der*die Kund*in pro Monat oder Woche zur Übersetzung verschickt. Geregelt wird auch die Lieferfrist. Die Übersetzer*innen verpflichten sich im Rahmenvertrag, die nötige Zeit für die Übersetzungskund*innen frei- und die Lieferfrist einzuhalten.
Der Rahmenvertrag legt fest, was passiert, wenn der*die Kund*in weniger Wörter zur Übersetzung verschickt als vereinbart. Festgehalten wird für diesen Fall eine Ausfallentschädigung. Manchmal wird Kund*innen auch die Möglichkeit eingeräumt, den in einem Monat nicht erteilten Auftrag im darauffolgenden zu erteilen. Als Übersetzer*in solltest du mindestens 50 Prozent des Auftragswerts als Ausfallentschädigung verlangen. Aus meiner Sicht kann auch eine Ausfallentschädigung von 100 Prozent Sinn machen.
Vorteile von Rahmenverträgen in der Übersetzungsbranche
Rahmenverträge in der Übersetzungsbranche haben für beide Vertragsparteien Vorteile: für Übersetzer*innen und für Übersetzungskund*innen.
Vorteile von Rahmenverträgen für Übersetzungskund*innen
Rahmenverträge sind für Übersetzer*innen und Kundenunternehmen von Vorteil. Übersetzungskund*innen haben durch den Rahmenvertrag die Garantie, dass der*die Stammübersetzer*in für den Auftrag Zeit hat und zum vereinbarten Zeitpunkt liefert. Dies sichert qualitativ hochwertige Übersetzungen im selben Stil und mit einer einheitlichen Terminologie. Die Beauftragung geht schnell. Details, wie Preis und Lieferfrist, müssen nicht ausgehandelt werden: Sie sind im Rahmenvertrag zwischen Übersetzer*in und Kund*in geregelt. Unternehmen sparen durch Rahmenverträge Zeit. Sie müssen Kapazitäten bei Übersetzer*innen nicht abfragen und keine wertvolle Arbeitszeit darauf verwenden, Sprachmittler*innen zu suchen, die ihren Übersetzungsauftrag im gewünschten Zeitrahmen stemmen können.
Vorteile von Rahmenverträgen für Übersetzer*innen
Für Übersetzer*innen bieten Rahmenverträge einen steten Arbeitsfluss. Übersetzer*innen, die mit einer Agentur oder Direktkund*innen einen Rahmenvertrag abschließen, haben die Garantie, dass sie jeden Monat eine bestimmte Menge an Wörtern zur Übersetzung erhalten. Übersetzer*innen bietet dies Sicherheit. Um Auftragsflauten und Ebbe auf dem Übersetzerkonto zu vermeiden, sind Rahmenverträge mit verschiedenen Unternehmen ein hervorragendes Mittel.
Welche Punkte sollte ein Rahmenvertrag in der Übersetzungsbranche enthalten?
Diese Punkte sollten in einem Rahmenvertrag zwischen Übersetzer*innen und Übersetzungskund*innen vorkommen:
- Auftragsvolumen mit Stückelung
- Details zur Auftragserteilung: Name, Funktion und Kontaktdaten der Personen, die Aufträge erteilen dürfen
- Ausgangs- und Zielsprache
- Vier-Augen-Prinzip (ja oder nein)
- Eventuelle andere Zusatzleistungen: Layout, Korrektorat von Druckfahnen, Transkreation …
- Fachgebiet
- Akzeptierte Textformate
- Honorar: zum Beispiel Preis pro Ausgangswort/Zielwort/ Normzeile in der Quell- oder Zielsprache, netto/brutto, Währung …
- Mindestauftragswerte
- Angaben zur Umsatzsteuer
- Ausfallentschädigung
- Lieferfristen
- Lieferart/Art des Datenaustauschs
- Rechnungsstellung
- Bezahlungsmodalitäten: Fälligkeit der Rechnung, Währung, Bezahlung per Banküberweisung/Kreditkarte/PayPal/TransferWise/Verrechnungsscheck, Zusatzkosten für Überweisungen außerhalb des SEPA-Raums …
- Urheberrechte
- Vertragsparteien mit Adressen
- Verwertung und Nutzung der Texte
- Allgemeine Geschäftsbedingungen (inklusive Gerichtsstand)
- Geheimhaltungspflicht
- Datenschutz
- Vertragslaufzeit und Kündigung
- Haftung
Worauf du beim Abschluss eines Rahmenvertrags noch achten solltest
Durch den Abschluss eines Rahmenvertrags darfst du als Übersetzer*in in keine Scheinselbstständigkeit rutschen. Wird von den Behörden eine Scheinselbstständigkeit festgestellt, kann dies teuer werden. Nicht entrichtete Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge müssen nachgezahlt werden. Auch aus anderen Gründen solltest du dein Risiko als Unternehmer*in breit streuen. Kund*innen orientieren sich um, wechseln Übersetzer*innen oder gehen pleite. Ich persönlich rate dir daher, nicht mehr als 20 Prozent deines Umsatzes mit demselben Kundenunternehmen zu erzielen.
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