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Alles, was du über Eigennamen in Leichter Sprache wissen solltest

Deutschlandkarte mit Bayern Leichte-Sprache-Bild

Eigennamen haben eine Benennungsfunktion und bilden eine eigene Klasse von Wörtern. Zu Eigennamen gehören zum Beispiel Personennamen, Ortsnamen sowie Namen von Unternehmen, Einrichtungen und Ereignissen. Was du wissen solltest, wenn du Eigennamen in Leichter Sprache verwendest, erfährst du in diesem Artikel.

7 Punkte über Eigennamen in Leichter Sprache

#1 Eigennamen sollten in Leichter Sprache als solche ausgewiesen werden

Manche Menschen mit einer geistigen Behinderung sowie sehr schwache Leser*innen erkennen Eigennamen nicht sofort als solche. Vielmehr versuchen sie, ihnen eine Bedeutung zuzuweisen.

Häufig macht es daher Sinn, Eigennamen klar als solche zu kennzeichnen. Dies ist zum Beispiel folgendermaßen möglich:

Frau Delaunay hilft Ihnen gerne.

Delaunay ist ein französischer Nachname.

 

#2 Weder Mediopunkt noch Bindestrich bei Eigennamen in Leichter Sprache

Lange Wörter werden in Leichter Sprache – so sie verwendet werden müssen – gerne durch einen Bindestrich oder einen Mediopunkt getrennt.

Eigennamen bekommen auch dann keinen Bindestrich bzw. Mediopunkt, wenn sie mehrsilbig und schwer lesbar sind. Die Schreibweise verändert sich im Vergleich zum Standarddeutschen also nicht: Braunschweig, Offenbach, Düsseldorf, Augsburg.

Haben Eigennamen bereits im Standarddeutschen einen Bindestrich, bleibt dieser in Leichter Sprache erhalten: Neu-Ulm, Bietigheim-Bissingen, Meyer-Landrut, Leutheusser-Schnarrenberger.

Eine Ausnahme mache ich bisweilen bei Straßennamen, um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten: Rathaus-Straße, Tiergarten-Straße etc.

#3 Bei manchen Eigennamen muss die Aussprache angeben werden

Bei Eigennamen, die nicht aus dem Deutschen stammen, muss in Leichter Sprache die Aussprache angegeben werden:

 

Delaunay spricht man so:

Dö-lo-nä

 

Eine Aussprachehilfe kann aber auch bei langen oder schwer lesbaren Eigennamen sinnvoll sein, damit zum Beispiel klar wird, welche Buchstaben zu einer Silbe gehören:

Leutheusser-Schnarrenberger spricht man so:

Loit-hoi-ser-schnar-ren-ber-ger

 

#4 Eigennamen sollten möglichst nicht ersetzt werden

Werden Eigennamen im Laufe eines Textes durch Pronomina, Synonyme oder Rollen ersetzt, kann dies die Hauptzielgruppe Leichter Sprache verwirren:

 

Salvador Dalí hat viele Bilder gemalt.

Der Künstler hat in Spanien gelebt.

 

Auch bei Eigennamen gilt, Synonyme sind zu vermeiden. Es sollte daher heißen:

 

Salvador Dalí hat viele Bilder gemalt.

Salvador Dalí hat in Spanien gelebt.

 

Wichtig ist dies insbesondere bei juristischen Texten und Verwaltungssprache, wo Personen gerne Rollen, wie Kläger, Beklagte, Auftragnehmer, Leistungsempfänger, Täter, Antragsteller, zugewiesen werden.

Rollen sollten in Texten durch Eigennamen ersetzt werden – und zwar auch dann, wenn es sich nur um die exemplarische Erläuterung von Zusammenhängen handelt. Abstrakte Handlungsrollen, wie Ehefrau, Erblasser usw., werden so viel leichter zugänglich gemacht.

Statt

Die Ehefrau hinterlässt einen Mann und zwei Kinder.

 

müsste in Leichter Sprache geschrieben werden:

 

Stefanie ist mit Peter verheiratet.

Stefanie und Peter haben 2 Kinder.

Stefanie stirbt.

 

Pronomina (er, sie, sein, ihr usw.) sollten sehr sparsam verwendet werden. Auf keinen Fall sollte es dazu kommen, dass sich in einem Satz mehrere Pronomina befinden.

 

#5 Es kann sinnvoll sein, in Leichter Sprache nur Vornamen zu verwenden

Um die Lesbarkeit eines Leichte-Sprache-Textes zu erhöhen, kann es sinnvoll sein, nur Vornamen zu verwenden. Ob dies angebracht ist, hängt natürlich aber auch von der Person ab, um die sich der Text dreht. Eine Kanzlerin oder einen Minister wird man zum Beispiel in einem Leichte-Sprache-Text nicht nur beim Vornamen nennen.

Bei “Leuten wie du und ich” greife ich jedoch gern auf den Vornamen zurück. Die Hauptzielgruppe Leichter Sprache ist dafür überaus dankbar.

 

#6 Karten nicht vergessen

Bei geografischen Namen sollte zusätzlich erwähnt werden, wo sich ein bestimmter Ort, Fluss oder auch ein Land befindet. Insbesondere bei Ortsnamen, die nicht jedem bekannt sind, ist dies sehr wichtig.

Richtet sich ein Text ausschließlich an Menschen in Augsburg, erkläre ich nicht, was der Lech ist. Genauso verhält es sich mit der Isar und München. Verfasse ich jedoch für Deutsche einen Leichte-Sprache-Text über die Loire, muss ich erklären, dass es sich um einen Fluss handelt und auch aufzeigen, wo sich dieser Fluss befindet.

Fast immer empfiehlt es sich, hierbei zusätzlich auf Karten zurückzugreifen, die genau zeigen, wo sich ein Land, eine Ortschaft oder ein Gewässer befindet.

 

#7 Foto von Personen in den Leichte-Sprache-Text integrieren

Geht es im Leichte-Sprache-Text um eine bestimmte Person, sollte der Text auch ein Foto der jeweiligen Person enthalten. Am besten gleich an der Stelle, an der die betreffende Person zum ersten Mal erwähnt wird! Dann können sich die Leser*innen im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild machen.

 

Du siehst: Auch bei Eigennamen gilt es in Leichte-Sprache-Texten einiges zu beachten! Du möchtest keinen Artikel zu Leichter Sprache mehr verpassen? Dann abonniere gleich jetzt meinen Newsletter.

 

Zur Autorin:

Andrea Halbritter ist Romanistin und Germanistin mit 2. Staatsexamen und vom Netzwerk Leichte Sprache e. V. zertifiziert. Sie schreibt insbesondere für Politiker*innen, Museen, Gedenkstätten und Ärzt*innen Texte in Leichter und Einfacher Sprache. Außerdem bietet Andrea Übersetzungen aus dem Französischen und dem Englischen an.

 

Bild: Maxime Ferré, Deveau Graphisme et Illustration 

 

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