Manche Übersetzer*innen verschicken gern unaufgefordert und zuhauf ihr Portfolio an Agenturen: in der Hoffnung, neue Übersetzungsbüros als Kunden zu werben. Manche E-Mails an Übersetzungsagenturen gehen jedoch schief … Was No-Gos sind und wie’s klappt, erfährst du in diesem Artikel.
Du möchtest als Übersetzer*in eine Übersetzungsagentur finden? Mit diesen E-Mails geht das nicht!
Zusätzlich zu den Übersetzungen, die ich selbst anfertige, betreibe ich seit ein paar Jahren eine kleine Übersetzungsagentur. Da sie in Übersetzerportalen eine gute Bewertung hat, bekomme ich viele E-Mails von Übersetzer*innen, die mit mir zusammenarbeiten möchten. An Spitzentagen sind es über 15 E-Mails an meine Übersetzungsagentur.
Selbstverständlich sind darunter auch immer wieder viele Bewerbungen von Fake-Profilen, also Scammern, die einfach nur vorgeben, professionelle Fachübersetzer*innen zu sein.
Schon seit Jahren checke ich immer, ob die E-Mails zu einer eigenen Domain gehören. Wenn dies nicht der Fall ist, lösche ich die Nachricht sofort. Dass es für dich als Übersetzer*in wichtig ist, eine E-Mail-Adresse mit eigener Domain zu haben, habe ich schon in einem anderen Artikel thematisiert.
In letzter Zeit wandern auch andere E-Mails sofort in meinen virtuellen Papierkorb – Nachrichten von Übersetzer*innen, die so oder so ähnlich beginnen:
Liebes Cot Team,
Dear Vendor Manager,
Liebes Cte Team,
Hi Cte Langues
To whom it may concern
Dear Sir,
Diese E-Mails samt Portfolio stammen nachweislich von freiberuflich tätigen Fachübersetzer*innen mit eigener Domain. Warum ich sie sofort lösche? Ganz einfach! Weil ich mich frage: Sind Sprachmittler*innen, die den Namen meiner Übersetzungsagentur falsch schreiben, in der Lage, fehlerfreie Übersetzungen anzuliefern? Schaffen es Übersetzer*innen, die mich nicht mit meinem Namen ansprechen (den man auf meiner Website quasi sofort findet), Fachbegriffe zu recherchieren? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
Auf mich jedenfalls wirken solche E-Mails an Übersetzungsbüros unprofessionell und lieblos. Offensichtlich fanden die Übersetzer*innen 3 Minuten zu viel, um zu einer korrekten Anrede zu kommen.
Tipps für E-Mails an Übersetzungsagenturen
Du möchtest mit einer Übersetzungsagentur zusammenarbeiten? Damit deine E-Mail nicht sofort im Papierkorb des Übersetzungsbüros landet, solltest du folgende Tipps berücksichtigen:
- Verschicke nur E-Mails von einer E-Mail-Adresse mit zugehöriger Domaine.
- Achte auf ein aussagekräftiges Portfolio. Auf Youtube findest du Tipps, wie du zu einem Übersetzer-Portfolio kommst.
- Falls du ein Foto von dir mitschickst, sollte es möglichst von einem Profi angefertigt worden sein. Auf keinen Fall gehen Fotos im Bikini am Strand, mit einem Cocktail an einer Bar, am Pool usw. (Du glaubst gar nicht, was für Fotos bei mir so reinkommen …)
- Verwende eine korrekte Anrede. Recherchiere die Namen deiner Ansprechpartner*innen. Oft reicht dazu schon ein Blick auf die Website der Übersetzungsagentur.
- Zu einer Business-Mail gehört auch eine Signatur mit deinem kompletten Namen und deinen Kontaktdaten (inklusive Adresse). In der Europäischen Union sind diese Angaben bei beruflichen E-Mails sogar obligatorisch.
- Gib in der Signatur auch deine Website oder deinen Blog an. Eine Website muss nicht teuer sein. Für den Anfang tut es auch ein One Pager.
- Schau, ob die Übersetzungsagentur zu dir passt. Wenn du im Bereich Wein übersetzt, macht es zum Beispiel keinen Sinn, dein Portfolio an Übersetzungsbüros zu schicken, die sich auf Jura spezialisiert haben. Gleiches gilt für die Sprachkombis, die du anbietest.
- Informiere dich im Vorfeld über die Zahlungsmoral des Übersetzungsbüros. Agenturen zu kontaktieren, die erst nach Monaten oder gar nicht zahlen, ist verschwendete Zeit.
- Achte darauf, dass in deiner E-Mail keine Fehler enthalten sind.
- Beende deine E-Mail mit einer passenden Grußformel.
Du fragst dich, wie du zu guten Übersetzungskunden kommst? Dann interessiert dich vielleicht dieser Gemeinschaftsartikel: 10 Übersetzer*innen verraten, wie sie zu ihren ersten Aufträgen gekommen sind.