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Rezension: Leichte Sprache – Sonja Gross

Buchcover Sonja Gross: Leichte Sprache

Zu Leichter Sprache gibt es inzwischen einige Bücher, sei’s von Bredel, Maaß, Rink, vom Netzwerk Leichte Sprache e. V. oder von Leichte-Sprache-Übersetzer*innen wie Krishna-Sara Helmle. Mit dem Werk von Sonja Gross liegt nun auch eine Schweizer Publikation zu dem Thema vor. Doch bietet sie so viel Neues?

Buchrezension: Leichte Sprache. Grundlagen und Anleitung für eine barrierefreie Kommunikation – Sonja Gross

Untergliedert ist das Buch in sieben Kapitel. Zum Ziel hat es sich gesetzt, einen „Überblick über Leichte und leichtere Sprache“ zu geben, und hier liegt wohl schon das Problem. Zum einen fügt Gross dem Terminologie-Wirrwarr aus bürgernaher Sprache, bürgerfreundlicher Sprache, Leichter Sprache, Einfacher Sprache, Leichter Sprache Plus … mit ihrem Terminus „leichtere Sprache“ eine weiteren Begriff hinzu, zum anderen sind Leichte und Einfache Sprache – wie man so schön sagt – zwei paar Stiefel. Leichte Sprache mit anderen Sprachformen zu vermischen macht keinen Sinn, selbst wenn Gemeinsamkeiten vorhanden sind.

In Kapitel 1 beschäftigt sich Gross mit dem Leseniveau der Bevölkerung sowie mit Gründen und Folgen „schwieriger Sprache“. Für Menschen, die sich noch überhaupt nicht mit sprachlicher Inklusion auseinandergesetzt haben, interessant. Bei anderen lösen die Überlegungen, die man so oder so ähnlich in x Werken lesen kann, nur ein müdes Gähnen aus. Zurecht betont die Autorin in Kapitel 2 und 5, dass Leichte Sprache „an die Fachlichkeit der Person, die den Text erstellt“, hohe Anforderungen stellt. Dies erfreut. Liest man doch allzu selten, dass Leichte-Sprache-Übersetzer*innen stark spezialisiert sein müssen, um Qualität zu liefern. Der Umkehrschluss stimmt jedoch nicht. Fachleute können sich Leichte Sprache nicht einfach so anlesen und dann selbst qualitativ hochwertige Leichte-Sprache-Texte schreiben. Hierfür braucht es eine fundierte Ausbildung – entweder inklusiv in einer Behinderteneinrichtung oder an einer Universität. Leichte Sprache lernt man nicht locker-flockig, um dem eigenen Betrieb Zeit und Kosten zu ersparen.

Die Checklisten im Buch sowie die „20 wichtigsten Prinzipien Leichte(rer) Sprache“ sind hilfreich, um damit geeignete Übersetzer*innen auszuwählen. Selbst Texte in Leichter Sprache erstellen kann man damit nicht. Hier verspricht der Klappentext eindeutig zu viel, zumal der Schwerpunkt des Buchs nicht auf der Praxis liegt. Die geht bei der Fülle an anderen Informationen schon fast unter …

Für einen ersten Überblick und zur Sensibilisierung eignet sich das Buch. Und etwas verständlicher werden die eigenen Texte damit auch.

Gross, Sonja: Leichte Sprache. Grundlagen und Anleitung für eine barrierefreie Kommunikation. Bern 12023. Hogrefe, 176 Seiten, ISBN 978-3-456-86272-9, erhältlich als Taschenbuch (28,95 €) und E-Book (25,99 €)

Zur Rezensentin:

Übersetzerin Andrea Halbritter

Andrea Halbritter

Andrea Halbritter ist Germanistin mit 2. Staatsexamen und vom Netzwerk Leichte Sprache e. V. zertifiziert. Sie beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit leicht verständlicher Sprache und erstellt vor allem für NS-Gedenkstätten, Museen, politische Parteien und Gesundheitsbehörden Texte in Leichter und Einfacher Sprache.

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