Worauf möchten Übersetzer*innen bei ihrer Arbeit nicht mehr verzichten? Was sind die Lieblings-Tools von Texter*innen? Ich habe nachgefragt!
Interessant ist dieser Artikel auch für dich, wenn du nicht vom Schreiben lebst, sondern einfach nur viel am Computer unterwegs bist.
Lange Rede, kurzer Sinn: Hier sind die besten Tools für Übersetzer*innen, Texter*innen und Menschen, die viel am PC arbeiten:
Die besten Tools für Übersetzer*innen und Texter*innen
#1 Dragon Naturally Speaking: ein Tool zur Spracherkennung
Warum sagt die Übersetzerin „Geh schlafen!“, sobald ein Familienmitglied den Kopf durch die Tür steckt? Meistens hatte sie dann vom manuellen Schreiben auf Diktieren umgeschaltet und arbeitet mit dem Spracherkennungsprogramm Dragon Naturally Speaking, das bei diesem Befehl in den Ruhemodus geht. Und das häusliche Gespräch gehört nicht in die Datei.
Gute Gründe für ein professionelles Tool zur Spracherkennung sind:
– Schutz der Sehnenscheiden und der Gelenke
– mehr Tempo
– natürlicher Sprachfluss (zum Beispiel für Dialoge)
– weniger Sitzen (manche Kolleginnen laufen beim Diktieren umher)
Zuvor speist man über passende Beispieltexte die zielsprachliche Terminologie ein und lehrt das Programm die persönliche Stimmlage und Aussprache. An seine Grenzen stößt der Drache, wenn man ihn übergangslos einsetzt, um zum Beispiel ein Interview zu transkribieren – dann tauchen in der Nachbearbeitung kuriose Stilblüten auf, zum Beispiel „geschüttelte Chats“ (statt „verschlüsselten“).
Der Satz „Ich muss noch den Drachen trainieren“ stammt somit nicht aus einem meiner Fantasyromane, sondern ist ein Stoßseufzer unter Sprachprofis, die wissen, dass auch dieses Tool keine Allzweckwaffe ist.
#2 Timeular: das beste Zeiterfassungs-Tool für Übersetzer*innen und Texter*innen
Zeiterfassung war schon während meiner Anstellung in einer Rechtsanwaltskanzlei Bestandteil meines Arbeitsalltags. Als ich mit meinem Übersetzungsbusiness in die Selbstständigkeit startete, war es daher selbstverständlich für mich, auch weiterhin auftragsbezogene und bestimmte administrative Tätigkeiten zu tracken. Anfangs noch mittels des Outlook-Journals, bis ich bei Recherchen auf Timeular stieß.
Timeular ist eine höchst intuitive und anpassbare, in der Basisversion kostenlose App. Die Lifetime-Pro-Version mit Tracker kostet 249 Euro, das Einjahresabo zunächst 129 Euro. Überzeugt hat mich der ZEI-Würfel. Bei der Basisversion kann er für einmalig 89 Euro dazu bestellt werden.
Mit dem Würfel, der sich über Bluetooth mit der App verbindet und immer in meinem Sichtfeld steht, vergesse ich als Übersetzerin nie, die Uhr ein- und auszuschalten, was vorher häufiger vorkam. Einfach aus der Basisstation herausnehmen und schon geht es los. Aktivitäten können definiert und über Hashtags zum Beispiel Kunden- oder Auftragsnummern zugewiesen und Einträge nachträglich noch geändert werden. Über Filter kann ich mir die Gesamtzeiten zu Tätigkeiten oder Aufträgen beispielsweise zur Nachkalkulation anzeigen lassen. Auch erinnert mich das Tool, wenn es für mich als Übersetzerin mal wieder Zeit für eine Pause ist.
#3 Kofax Power PDF: DAS Tool für Übersetzer*innen und Texter*innen
Kofax Power PDF begann ich vor ein paar Jahren zu nutzen, als die Software noch Nuance PDF hieß. Das erste PDF-Tool, welches ich mir im Rahmen meiner übersetzerischen Tätigkeit zulegte, war der ABBYY FineReader 15, den ich weiterhin insbesondere mit Blick auf seine OCR-Erkennung verwende.
Meiner Erfahrung nach gibt es aber für andere Funktionen im PDF-Bereich, wie zum Beispiel Seiten löschen, hinzufügen, hin- und herschieben, andere Tools, die für diese Belange nutzerfreundlicher sind. „Nutzerfreundlich“ ist ja immer ein sehr subjektives Kriterium; für mich persönlich ist das Kofax Power PDF 4 Standard (Herausgeber: Kofax Inc., USA; Verlag: EDV-Buchversand Delf Michel e. K.) optimal: Es lassen sich „mal eben schnell“ – das heißt, ohne die Befehle lange suchen zu müssen Seiten verschieben, sortieren, zurechtschneiden, löschen etc. Die Menüführung ist simpel und gut erkennbar – was wohl der Tatsache geschuldet ist, dass Kofax die gleiche Nutzerführung wie MS Office verwendet. Wer also täglich mit MS Office arbeitet, wird keine großen Probleme haben, sich in Kofax zurechtzufinden. Preis: 109 €, keine monatlichen Gebühren/kein Abo
#4 PhraseExpress: Tool zur Verwaltung von Textbausteinen
Kennen Sie das? Immer wieder kommt in Ihrem Ausgangstext dasselbe Wort vor, sagen wir „network connection“. Und immer wieder müssen Sie die lange deutsche Entsprechung „Netzwerkverbindung“ in Ihrer Übersetzung schreiben. Wäre es da nicht praktisch, wenn man die Möglichkeit hätte, stattdessen eine Abkürzung zu verwenden?
Hier kommt PhraseExpress für Windows oder Mac ins Spiel. PhraseExpress ist eine Textbausteinverwaltung, die nach bestimmten Regeln – beispielsweise direkt oder nach einem Leer- oder Satzzeichen – Abkürzungen durch eine Zielphrase ersetzt. Sie definieren eine Abkürzung – zum Beispiel „nwv“ – und PhraseExpress schreibt „Netzwerkverbindung“.
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt: Von einzelnen Wörtern (ähnlich wie bei der Autokorrektur von Word) über ganze Sätze bis hin zu vollständigen Dokumenten lässt sich alles abkürzungsgesteuert eingeben, was das Herz begehrt. Die Textbausteine lassen sich in einem Office-artigen Editor bequem bearbeiten, außerdem merkt sich das Programm selbstständig häufig verwendete Formulierungen und schlägt diese vor, wenn es erkennt, dass der Benutzer die ersten Wörter eingibt. Vergleichen lässt sich diese Funktionalität etwa mit AutoSuggest in Studio. Textbausteine lassen sich auch aus der Autokorrektur in MS Word einfügen, damit man nicht ganz vor vorne beginnen muss.
#5 PerfectIt: Tool für Qualitätssicherung und Styleguide-Erstellung
PerfectIt ist ein Tool zur Qualitätssicherung, das eigentlich für die englische Sprache entwickelt wurde. Aus diesem Grund dachte ich als Übersetzerin, die bis vor kurzem hauptsächlich ins Deutsche übersetzt hat, dass dieses Tool für mich nicht interessant ist. Dann nahm ich an einem Workshop teil, bei dem das Tool von einer Übersetzerkollegin sehr gut und gründlich vorgestellt wurde. Ich erkannte, dass sehr viele der Checks, die PerfectIt automatisch durchführt, auch für die deutsche Sprache wichtig sind oder entsprechend angepasst werden können.
PerfectIt wird mit vielen vorab eingespeicherten Styleguide-Einstellungen geliefert, man kann aber auch seinen eigenen Styleguide entwickeln. Das habe ich dann auch gemacht und meinen eigenen Styleguide für Deutsch eingerichtet, nachdem einmal beim Lektorat einer meiner Übersetzungen die inkonsistente Verwendung von Bindestrichen in Wortzusammensetzungen bemängelt wurde. Seitdem ich PerfectIt verwende, ist mir das nie wieder passiert. Die Entwicklung eines eigenen Styleguides ist zwar etwas aufwändig, aber danach funktioniert die Qualitätssicherung auf Knopfdruck. Im Endeffekt spart das Tool – zumindest mir – viel Zeit und ist definitiv das Geld wert. PerfectIt ist ein Add-in zu Microsoft Word und läuft auf Windows mit allen Word-Versionen, auf macOS/iPadOS mit Microsoft Office 365. Preis: kostenloses Probeabo für 14 Tage, dann 70 US-Dollar pro Jahr
#6 Als Texterin nie ohne den Duden
Ich kannte den Duden schon, als „Tool“ einfach das englische Wort für (analoges) Werkzeug war. Wir haben viel zusammen erlebt: Schule, Studium, Rechtschreibreform, Beruf. Irgendwann haben wir beide den Schritt in die digitale Welt getan: Ein Berufsleben ohne die Online-Angebote auf www.duden.de kann ich mir nicht mehr vorstellen! Für mich verbinden sie die Verlässlichkeit des Duden mit der digitalen Arbeitswelt.
Am meisten nutze ich das Online-Wörterbuch, das Wörter in jeder grammatischen Form (sogar mit Schreibfehlern!) akzeptiert. Unkomplizierter als im Buch finde ich Bedeutungen, Schreibweise, Trennung, Grammatik etc. Die Online-Version verweist nicht einfach auf die anzuwendende Konjugations- bzw. Deklinationstabelle, sondern listet die Formen jedes Wortes komplett auf.
Für die Textprüfung ist der Duden-Mentor zuständig. Kostenlos prüft er bis zu 800 Zeichen auf einmal (mit Registrierung 1500). Das Abo mit 20.000 Zeichen pro Eingabe und einigen Extras wie einem persönlichen Wörterbuch und Synonymvorschlägen kostet monatlich zwischen 6,95 (Jahresabo) und 9,95 Euro (Monatsabo), es gibt auch Abos für bis zu 40.000 Zeichen. Abonnent*innen erhalten den Mentor als Add-In für Word oder als Plug-in für verschiedene Browser. Schon die kostenlose Version ist sehr hilfreich, ich habe aber auch schon erlebt, dass der Mentor einen Fehler „übersehen“ hat. Darüber hinaus bietet der Duden eine telefonische Sprachberatung. Für 1,99 Euro/Minute (deutsches Festnetz) beantworten Sprachexpert*innen Fragen zu Rechtschreibung, Grammatik, Stil und mehr.
Trotz aller digitalen Angebote: Meine Duden-Bände bleiben griffbereit. Wir werden zusammen noch einiges durchmachen, online wie offline!
#7 Smallpdf: ein cleveres Tool für Übersetzer*innen
Dieses Tool habe ich erster Linie über die namensgebende und nahezu magische Funktion, mit der man sperrige PDF-Dateien komprimieren kann, entdeckt. Smallpdf bietet aber auch noch andere clevere Funktionen zum Bändigen des oft widerspenstigen, aber allgegenwärtigen Portable Document Format.
Zum einen wären da die handlichen Split & Merge-Funktionen, mit denen sich im Handumdrehen einzelne Seiten aus PDFs extrahieren oder mehrere PDFs zusammenfügen lassen.
Dann gibt es diverse Möglichkeiten zum Bearbeiten und Annotieren von PDFs: Text, Bilder oder Freihandmarkierungen einfügen, Seitenzahlen hinzufügen, einzelne Seiten löschen oder rotieren…
Ein echtes Highlight sind die umfassenden Funktionen zum Konvertieren von PDFs. Von PDF zu Word, Excel oder PowerPoint (und andersherum); sogar mit Optical Character Recognition für gescannte PDFs. Letztere ist nicht immer so akkurat wie bei dedizierter OCR-Software, aber für viele Zwecke ausreichend – und erfahrungsgemäß mit weniger Kopfschmerzen beim anschließenden Aufbereiten des Layouts verbunden.
Das alles (und noch viel mehr) funktioniert über ein intuitives Browserinterface, mit dem auch mehrere Schritte hintereinander durchgeführt werden können. Einfach mal auf www.smallpdf.com ausprobieren; mit der Gratisversion gehen maximal zwei Dokumente pro Tag. Für 10€ im Monat oder 90€ im Jahr fällt diese Beschränkung weg und man genießt den vollen Funktionsumfang inklusive OCR.
#8 Gamingtastatur mit leichtgängigem Tastendruck
Auf welches Tool ich als Übersetzerin nicht mehr verzichten möchte? Gar nicht so einfach! Meine Yogamatte und mein Yogakissen, auf denen ich meine Übersetzungen erstelle, meinen riesigen Terminkalender (immer noch aus Papier), meine Bilddatenbank mit leichten Bildern für Leichte-Sprache-Texte oder …? Beim Übersetzen selbst würde mir neben meinem CAT-Tool vermutlich meine Gamingtastatur am meisten fehlen. Wie angenehm ihr leichtgängiger Tastendruck ist, fällt mir immer dann auf, wenn ich an einem anderen PC sitze.
Sicher gibt es nicht DIE optimale Tastatur, die sich für alle Texter*innen und Übersetzer*innen gleichermaßen einigt, jedoch bin ich sehr froh darüber, bei meinem letzten Kauf einige ausprobiert zu haben. Hohe Tasten, niedrige Tasten, schwer- oder leichtgängig, ergonomisch … ? Entschieden habe ich mich für eine Tastur mit Handballenauflage und angenehmem Tastenanschlag. Auf die Tasten meiner PC-Tastatur uRage Lethality muss nur ein leichter Druck ausgeübt werden. Meine Finger danken es mir! Und die Handballenauflage ist übrigens abnehmbar. Preis: unter 20 €
#9 Die ideale PC-Maus für Texter*innen und Übersetzer*innen
Ich musste vor etwa einem Jahr meine PC-Maus erneuern, da die alte immer wieder vom Schreibtisch auf dem Boden gefallen war. Für mich der große Nachteil einer Funkmaus! Da ich als Übersetzer und Dolmetscher ziemlich lange am Computer sitze, versuche ich, nach und nach meinen Arbeitsplatz ergonomisch zu gestalten. Deswegen hatte ich die Idee, mir eine vertikale PC-Maus zuzulegen. Entschieden habe ich mich für die Kabelversion der Trust GXT 144 Rexx . Die zusätzlichen „Page-up”- und „Page-down“-Knöpfe, die für den Daumen gedacht sind, erleichtern das Surfen und das Navigieren in einer Datei sehr. Mit dem entsprechenden Tool lässt sich die Maus auch programmieren, so dies sein muss. Erst habe ich keinen großen Unterschied bemerkt, aber wenn ich jetzt unterwegs bin und auf meine „Reisemaus“ zurückgreifen muss, merke ich, dass sich mein Arm an die ergonomische Maus angewohnt hat. Die “normale” Maus fühlt sich für mich jetzt “unbequem” an. Die vertikale PC-Maus war für mich als Übersetzer der erste Schritt in Richtung ergonomischer Arbeitsplatz und eine sehr gute Entscheidung! Preis: etwa 30 €
#10 Das beste ergonomische Mousepad mit Handauflage
Jedem, der viel mit dem Computer arbeitet, möchte ich ein ergonomisches Mousepad mit Handauflage ans Herz legen. Unzählige Entzündungen gerade im Handgelenk haben mich im Laufe der letzten Jahre bei Übersetzungsaufträgen oft eingeschränkt, und wenn man sich das einfängt, ist das meist eine langwierige Sache. Ich habe mich für das Modell von Kensington entschieden, das man bei Amazon momentan für 17,29 € bekommt.
Für dieses Modell kann ich als Übersetzerin eine klare Kaufempfehlung geben. Ich habe mich durch verschiedene Handauflagen durchprobiert, aber nur diese konnte mich komplett überzeugen. Das Modell rutscht nicht, sondern haftet gut am Tisch, die Gelauflage für das Handgelenk ist angenehm kühlend und weich. Es besteht auch die Möglichkeit, es als Set mit einer separaten Handgelenksauflage zu kaufen, aber das macht vor allem Sinn, wenn man eine externe Tastatur hat und nicht über die Tastatur des Laptops tippt.
Außerdem bietet es ausreichend Platz für meine ergonomische Maus von Anker (25,99 €), die ebenfalls nicht mehr aus meinem Alltag wegzudenken ist. Fazit: Man muss sich erst daran gewöhnen, aber heute habe ich kaum noch Probleme mit dem Handgelenk.
#11 Relaxsessel und “Knochen”
„Die beste Haltung ist die nächste!“, sagte einst der Orthopäde zu meinen Rückenschmerzen.
Als Dolmetscherin für Französisch (Wirtschaft, Politik und Kultur) sitze ich viel. I’m paid for preparation, performance is for free.
Heute bringen mich Lieblingstools in Bewegung: ein ergonomischer Bürostuhl, Bürosofa, Yogamatte und Laufschuhe. Ein besonderer Relaxsessel erlaubt mir aufrechtes Sitzen, mich ein wenig zurückzulehnen oder komplett „die Beine hochzulegen“: Ein Griff arretiert die jeweilige Position. Dann ein Tabletttischchen oder im Winter ein sehr dickes Sofakissen hinzu, obendrauf den Rechner, los geht’s. Das Gefühl körperlicher Schwerelosigkeit setzt Energien frei, die ins Geistige fließen.
Auf einem Tisch steht der Stehpultaufsatz von Omas Speicher. Wichtig: Die Unterkante des Stehpults sollte auf Nabelhöhe liegen. Praktisch ist auch eine Leiste an der Unterkante, damit nicht alles ins Rutschen gerät. Hier erarbeite ich Wortfelder oder korrigiere Übersetzungen auf Papier (so sehe ich mehr Fehler als nur digital). Den Rechner bringen meine „Knochen“ in einen sehnenfreundlichen Winkel zu den Unterarmen. Sie wiegen nicht schwer im Reisegepäck, sind in Sekunden zusammengesteckt und aus regionaler Fertigung: www.stood.it (22 €).
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