Wie du als Übersetzer*in Direktkunden bekommst

Tafel mit der Aufschrift "Teamwork" und in verschiedenen Farben aufgemalten Personen

Mit Direktkunden zusammenzuarbeiten hat für Übersetzer*innen viele Vorteile. So zahlen die meisten Direktkunden höhere Preise als Übersetzungsagenturen und sie setzen meist auch nicht auf Post-Editing. Wie aber bekommen Übersetzer*innen Direktkunden? In diesem Round-up verraten dir fünf Übersetzer*innen, die in ganz unterschiedlichen Sprachpaaren und Gebieten unterwegs sind, wie du als Übersetzer*in Direktkunden bekommst.

So bekommst du als Übersetzer*in Direktkunden

#1 Direktkunden für die Übersetzung von akademischen Texten finden

Frau mit dunkelblonden Haaren, Brille und rötlichem Oberteil

Kate Sotejeff-Wilson übersetzt vom Deutschen, Polnischen und Finnischen ins Englische. Ihre Spezialgebiete sind akademische Texte (vor allem Geschichte und Theologie), Literatur (Perspektiven von Frauen und LGBTQIA+) und Medizin (psychische Gesundheit und Pharma). Kate lebt in Finnland.

Wie gewinnen Übersetzer*innen Universitäten als Kunden? Es geht um Herzen oder besser Menschen und nicht darum, Institutionen als Kunden zu gewinnen. Für Forschende – wie für Übersetzende – ist der Text am wichtigsten. Der Text ist das, was am Herzen liegt. Publikationen sind für eine akademische Karriere sehr wichtig. Aber vielleicht noch wichtiger ist, die eigenen Ideen in die Welt zu tragen. Als Übersetzende vergleiche ich meine Rolle oft mit der einer Hebamme. Der Text ist das „Baby“ des Kunden und ich helfe, es auf die Welt zu bringen.

Fachwissen aneignen und mit dem Lektorieren von akademischen Texten beginnen

Aber wie funktioniert das konkret? Wie kommen Sprachmittler*innen an Aufträge zur Übersetzung von akademischen Texten? Ich habe vor einem Vierteljahrhundert damit begonnen, für Forschende zu übersetzen. Damals habe ich im Rahmen meiner eigenen Promotion in Posen und Berlin geforscht. Andere Forschende haben mich gefragt, ob ich ihre Texte lektorieren beziehungsweise ins Englische übersetzen könnte. Wenn du als Übersetzer*in Forschende als Kunden gewinnen möchtest, ist das Wichtigste Fachwissen und das Gefühl, dass die Übersetzungen von einer Person übernommen werden, die sich wirklich mit dem Inhalt auskennt.

Als Übersetzer*in regelmäßig Fachtagungen besuchen, um Kunden zu gewinnen

2012 bin ich nach Finnland gezogen und konnte noch kein Wort Finnisch – außer hei (Hallo) und kiitos (Danke). In Finnland habe ich Direktkunden gefunden, indem ich an akademischen Konferenzen teilgenommen und Interesse gezeigt habe. Zuerst habe ich lektoriert. Aber nach mehreren Jahren wurde ich gefragt, ob ich jetzt auch in der Lage sei zu übersetzen. Schließlich würde ich mich im jeweiligen Fachgebiet inzwischen gut genug auskennen. Diese Woche zum Beispiel übersetze ich für eine Forscherin, die ich vor fünf Jahren auf einer Tagung kennengelernt habe. Wir haben auch davor zusammengearbeitet, aber es kann eine Weile dauern, bis sich aus dem ersten Kontakt ein Arbeitsauftrag ergibt.

Per E-Mail mit (potenziellen) Direktkunden Kontakt halten

Inzwischen finde ich, dass es hilfreich ist, ab und zu relevante Links weiterzuleiten oder eine kurze Glückwunschnachricht zu senden, wenn zum Beispiel jemand eine Förderung ergattert hat. Ein emeritierter Professor beantwortet meine Weihnachts-E-Mails manchmal im August, wenn er wieder etwas zu lektorieren hat. In meinem Postfach erscheint dann als Betreff: „AW: Frohe Weihnachten“.

Mein „Rezept“ zur Gewinnung von Kunden aus dem universitären Bereich lautet also: Fachwissen, ehrliches Interesse und freundlicher Schriftwechsel.

#2 Mit Website, Blog und Newsletter als Übersetzer*in Direktkunden bekommen

Andrea Halbritter

Ich, Andrea Halbritter, übersetze vor allem in den Bereichen Wein und Tourismus vom Französischen und Englischen ins Deutsche. Außerdem fertige ich für Erinnerungsorte, Museen, Gesundheitsbehörden und Politiker*innen Texte in Einfacher und Leichter Sprache an. Meine Lebensmittelpunkte sind Augsburg und die Südbretagne.

Wie Übersetzer*innen Direktkunden bekommen? Ideal ist, wenn du als Sprachmittler*in über deinen Blog und/oder deine Website Direktkunden generieren kannst. Ganz einfach ist das im Übersetzungsbereich nicht, denn große Agenturen geben häufig viel Geld aus, um von Kunden online gefunden zu werden.

Mit einer von einem Profi erstellten Website Kunden bekommen

Um mit einer Website punkten zu können, musst du natürlich erst einmal eine haben. Viele Übersetzer*innen verfügen jedoch – außer auf Social Media – noch über keine Onlinepräsenz. Andere wiederum haben ein selbst zusammengebasteltes Etwas, mit dem sie als Übersetzer*innen keinen Staat machen. Was deine Übersetzer-Website betrifft, gilt: Der erste Eindruck zählt! Deine Website sollte übersichtlich gestaltet, für Mobilgeräte optimiert und modern sein. Nur mit einer professionnell gestalteten Website gewinnst du als Übersetzer*in das Vertrauen potenzieller Kunden.

Damit Neukunden dein Übersetzungsbüro im Netz finden, zählen jedoch auch Barrierefreiheit, SEO und schnelle Ladezeiten. Die Inhalte deiner Übersetzungsseite müssen Kunden ansprechen. Es muss klar sein, welchen Mehrwert du Unternehmen als Übersetzer*in bietest. Vertrauen kannst du durch Stimmen von zufriedenen Kunden und Referenzen aufbauen. Auch die Texte lässt du dir am besten von Profi-Texter*innen erstellen oder belegst im Vorfeld einen Kurs, in dem du zum Beispiel lernst, wie du eine Über-mich-Seite schreibst.

Bloggen lernen und zur Kundengewinnung einen Corporate Blog aufbauen

Sehr hilfreich für das Ranking deiner Übersetzungs-Website ist ein Corporate Blog. Auf deinem Blog kannst du deine Expertise zeigen und gezielt Long Tail Keywords verarbeiten, die Direktkunden bei der Suche nach Übersetzungsdienstleistungen in Suchmaschinen eingeben.Wie du als Übersetzer*in mit einem Blog neue Direktkunden gewinnst, kannst du auch in einem eigenen Beitrag von mir nachlesen. Auf gefährliche Linkbuilding-Methoden solltest du mit deiner Website oder deinem Blog unbedingt verzichten. Die gehen schnell “nach hinten los”.

Ein Blog ist etwas Mühe, aber die lohnt sich! Inzwischen ranke ich mit meinen Blogartikeln für zahlreiche Suchbegriffe unter den ersten drei Ergebnissen auf Google. Blogger*in wird Frau jedoch nicht im Handumdrehen. Ich empfehle auch hier einen Selbstlernkurs. Die sind manchmal mit circa 2500 € gar nicht billig, das Geld hast du aber schon nach ein paar Monaten wieder drin. Direktkunden, die Leichte Sprache oder Einfache Sprache benötigen, finden mich regelmäßig über Blog und Website.

Als Übersetzer*in einen Newsletter anbieten

Manche sind schon vor längerer Zeit auf meinen Blog zu sprachlicher Inklusion gestoßen und haben meinen Newsletter abonniert, bevor sie schließlich ein oder zwei Jahre später bei mir bestellt haben.  Andere haben sofort ein Angebot für eine Übersetzung angefordert.

#3 Als Übersetzer*in Direktkunden finden über LinkedIn und Zeitung

Adam Yeomans in rotem Hemd auf einem Balkon vor einer Landschaft mit Feldern und Bäumen

Übersetzer Adam Yeomans lebt in Ettlingen/Baden-Württemberg. Der gebürtige Brite ist auf Tourismus, Gastgewerbe und Marketing spezialisiert und übersetzt in den Sprachrichtungen Deutsch-Englisch, Französisch-Englisch und Italienisch-Englisch.

Kundenakquise ist für viele Übersetzer*innen ein zentrales Thema und eine schwierige Aufgabe. Mein Kundenstamm bestand anfangs fast ausschließlich aus Agenturen – ein guter Weg, um erste Erfahrungen als Übersetzer*in zu sammeln. Doch ich wusste, dass ich auch Direktkunden brauche, um mich beruflich weiterzuentwickeln und als Übersetzer einen höheren Gewinn zu erzielen. Die Suche nach Direktkunden fand und finde ich jedoch ziemlich herausfordernd.

Kundenakquise für Übersetzer*innen – Glücksfall Zeitung

Meinen ersten Direktkunden bekam ich durch eine Empfehlung, nicht durch eigene Bemühungen. Eine Übersetzerkollegin, die mir gelegentlich Aufträge vermittelte, empfahl meine Übersetzungsleistungen an eine deutsche Firma weiter. Daraus entstand eine gute, etwa zweijährige Zusammenarbeit, bis das Unternehmen sich umorientierte.

Eine Zeitlang übersetzte ich wieder ausschließlich für Agenturen, bis eine Freundin mir eine Stellenausschreibung in einer Zeitung zeigte, die perfekt zu meinem Profil passte. Ich rief sofort an und verhandelte Preise und Konditionen. Seither arbeite ich für das Unternehmen. Bei der Suche nach Direktkunden lohnt es sich für Übersetzer*innen also durchaus, ab und zu einmal die Zeitung aufzuschlagen! Dennoch muss ich zugeben, dass solche Stellenausschreibungen in Zeitungen selten bleiben. Die meisten Kunden haben nicht die Zeit zu warten, bis sich geeignete Übersetzer*innen auf Annoncen melden.

Direktkunden für Übersetzungsleistungen durch ein optimiertes LinkedIn-Profil

Empfehlungen sind Gold wert. Oft sind sie der einfachste Weg, als Übersetzer*in Kunden zu gewinnen, denn ein Vertrauensvorschuss ist bereits vorhanden. In diesem Sinne ist es für Übersetzungsdienstleister auch eine gute Idee, auf LinkedIn präsent zu sein und dort bei Kolleg*innen sowie Kund*innen nach Empfehlungen zu fragen. Zusätzlich sollte das eigene LinkedIn-Profil weiter optimiert sein – als digitale Visitenkarte.

Mein Profil listet nicht nur meine Sprachkenntnisse auf, sondern hebt auch meine Spezialgebiete und meine Arbeitsweise hervor. Potenzielle Kunden erkennen so sofort, ob ich der richtige Übersetzer für ihren Auftrag bin. Die vorhandenen Empfehlungen ermuntern dazu, mich für eine Übersetzungsdienstleistung zu kontaktieren. Meine Sichtbarkeit auf LinkedIn erhöhe ich zusätzlich durch das Verfassen von Fachbeiträgen und das Teilen relevanter Inhalte. Du weißt nicht, wie du dein Profil auf LinkedIn optimieren kannst? LinkedIn bietet regelmäßig Kurse an und auch Fortbildungen bei Berufsverbänden für Übersetzer*innen zu LinkedIn können dir da helfen.

Als Übersetzer*in Direktkunden bekommen: ein fortlaufender Prozess

Direktkunden zu finden, ist ein fortlaufender Prozess. Aber mit der richtigen Mischung aus persönlichen Kontakten, digitaler Präsenz und einem Auge für traditionelle Wege lassen sich die Chancen, als Übersetzer*in gefunden zu werden, definitiv erhöhen.

#4 Vereine, Konferenzen und private Social-Media-Accounts

Ameerah Aranjee lebt auf Mauritius. Die Freiberuflerin übersetzt vom Chinesischen, Französischen und Spanischen in Mauritius-Kreolisch sowie von Mauritius-Kreolisch ins Englische. Ihre Spezialgebiete sind audiovisuelle Übersetzungen, Medizin und Food/Kulinarik. Ameerah arbeitet auch als Dolmetscherin und Content Writerin.

Mein erster Tipp zur Akquise von Direktkunden lautet: Beim Netzwerken ist es für dich als Übersetzer*in wichtig, dass du dich nicht auf die Übersetzer-Bubble beschränkst. Zwar kann sein, dass du über Übersetzerkollegen mit anderen Sprachkombis oder Fachgebieten auch an Direktkunden kommst, wenn diese einen Auftrag mangels Fach- oder Sprachkenntnissen nicht übernehmen können. Mein Rat für dich als Übersetzer*in ist aber: Vernetze dich vor allem mit Personen aus anderen Bereichen: mit Menschen aus der Finanz- oder Filmbranche, mit Jurist*innen, Akteuren im Umweltschutz …

Nimm an Konferenzen teil und engagiere dich in Vereinen

Möglich ist das zum Beispiel, indem du an Konferenzen teilnimmst. Viel Geld ausgeben musst du dafür nicht. Es gibt zahlreiche Konferenzen und Vorträge, an denen du kostenlos teilnehmen kannst und bei denen hinterher Zeit ist, um sich auszutauschen. Eine gute Idee ist auch, in Vereine oder Verbände einzutreten und dich dort zu engagieren. An Übersetzungsaufträge zum Umweltschutz bin ich zum Beispiel gekommen, indem ich einem Kollektiv beigetreten bin, das auf Mauritius gegen die Privatisierung von Stränden eintritt. Sicher kannst auch du als Übersetzer*in auf diese Art Direktkunden finden! Überleg dir: Welche Vereine wären für dich als Sprachmittler*in besonders interessant?

Kommunziere auch auf deinen privaten Social-Media-Profilen über Übersetzung

Als zweiten Tipp möchte ich dir ans Herz legen: Teil auf Social Media regelmäßig Content zu deinen Spezialgebieten. Auf LinkedIn kommen zum Beispiel Karussels mit Übersetzungsproblemen gut an. Die Möglichkeit, mit Bildern oder Videos Karussels zu erstellen, gibt es auf LinkedIn seit 2013. Mit Karussels kannst du beispielsweise erklären, wie du eine bestimmte Übersetzungsaufgabe in deinem Spezialgebiet gelöst hast. Oder du führst aus, wie es in deiner Muttersprache möglich ist, gendersensibel zu formulieren.

Präsent sein solltest du nicht nur auf LinkedIn, sondern auch auf anderen Social-Media-Kanälen, wie Instagram, Facebook oder TikTok. Poste dort auch auf deinen privaten Accounts zu Übersetzung. Es ist wichtig, dass alle in deinem Umfeld wissen, was du machst. Aufträge zum Untertiteln von Filmen habe ich zum Beispiel schon über Facebook bekommen: nachdem ich auf meinem privaten Profil gepostet hatte, warum ich gern audiovisuelle Übersetzungen anfertige. Gemeldet hatte sich daraufhin der Freund eines Freundes – ein freiberuflich tätiger Regisseur.

#5 Direktkunden als Übersetzer*in durch Messen und IHK

Übersetzerin Bénédicte Deweerdt

Bénédicte Deweerdt übersetzt in den Sprachrichtungen Deutsch-Französisch und Englisch-Französisch. Die Spezialgebiete der bei Calais in Nordfrankreich lebenden Übersetzerin sind Maschinenbau, Umwelttechnik und Energiewende. Bénédicte arbeitet auch als Dolmetscherin.

Als freiberufliche Übersetzerin und Verhandlungsdolmetscherin für die Industrie arbeite ich seit 13 Jahren fast ausschließlich für Direktkunden. Woher ich Direktkunden bekomme? Zum Beispiel durch Messen und die Industrie- und Handelskammer.

Direktkunden-Akquise als Übersetzer*in auf Messen

In Nordfrankreich finden viele Handels- und Fachmessen statt. Auf Messen ist es für mich als Übersetzerin leicht, mit potenziellen Kunden in Kontakt zu kommen. Während einer Messe kann ich mich über die Aktivitäten von Unternehmen erkundigen. Durch Gespräche an Messeständen sammle ich wichtige Infos über die jeweilige Firma: Ist das Unternehmen im Ausland aktiv? In welchen Ländern befinden sich seine Kunden? In welchen Regionen? Für welche Produkte oder Dienstleistungen? Hat das Unternehmen Tochtergesellschaften im Ausland? Wie ist das Export-/Importgeschäft organisiert? Was wird derzeit exportiert/importiert? Gibt es Projekte mit ausländischen Partnern?

Mit den Infos, die ich auf Messen sammle, kann ich einschätzen, ob das Unternehmen eine sprachliche Unterstützung benötigt. Auch ist es bei einem Messe-Event immer möglich, direkt zu fragen, ob das Unternehmen die Hilfe von Übersetzer*innen oder Dolmetscher*innen braucht. Meine Gespräche führe ich meist spontan – ohne vorherige Terminvereinbarung. Ich suche mir vorher aber genau aus, zu welchen Ständen ich gehe.

Inzwischen treffe ich auf Messen auch immer wieder Mitarbeitende von Firmen, für die ich schon jahrelang arbeite. Die Gelegenheit, mich mit diesen Kunden über Zukunftsperspektiven auszutauschen! Ab und zu ergibt sich dann auch Kontakt zu ebenfalls anwesenden Partnern meiner Kunden.

Übersetzungskunden durch Events der IHK

Die Industrie- und Handelskammer in meiner Region (Hauts-de-France/Nordfrankreich) ist sehr aktiv und bietet vielerlei Informationstreffen über regionale Industrieprojekte an. Hinzu kommen Workshops und B2B-Meetings zwischen französischen und auch ausländischen Firmen, die in unserer Gegend Projekte haben.

Solche Treffen sind für mich als Übersetzerin eine interessante Gelegenheit, um mit potenziellen Auftraggebern in direkten Kontakt zu kommen. Oft lerne ich über solche Meetings auch andere potenzielle Partner kennen, denn die Treffen interessieren viele Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen: Consulting-Büros, Maschinenbau-Unternehmen, Elektrik- oder Hydraulikfirmen, Behörden, Ausbildungseinrichtungen …

Teilweise ist es mir so sogar möglich, Personen aus Unternehmen und Einrichtungen kennenzulernen, an die ich nie gedacht hätte. Und für Übersetzer*innen, die oft tagelang am PC sitzen, ist es natürlich auch sehr schön, Leute persönlich zu treffen und nicht nur eine Stimme am Telefon zu hören. Für mich jedenfalls ist es sehr wichtig, meine Kunden ab und zu im echten Leben zu treffen!

#6 Neue Kunden für Übersetzungen durch Empfehlungen und Networking

Rea Gutzwiller

Übersetzerin Rea Gutzwiller lebt in Patagonien/Argentinien und in der Schweiz. Spezialisiert ist Rea auf Food/Gastronomie, Tourismus, Mode und erneuerbare Energien. Die Freelancerin übersetzt aus den Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch in Deutsch für die Schweiz.

In einer von Agenturen dominierten Auftragslandschaft sind Direktkunden immer wieder ein Thema, insbesondere die Frage: Wie komme ich als Übersetzerin an Direktkunden?

Natürlich gibt es da ganz unterschiedliche Ansätze. Für mich funktionieren die folgenden beiden am besten:

Direktkunden für Übersetzungen durch Networking

Ein breit abgestütztes, vielseitiges Business-Netzwerk funktioniert wie ein Mangrovenwald. Mangrovenwälder sind nämlich faszinierende Beispiele für natürliche Netzwerke: Ihre Wurzeln sind nicht nur miteinander verflochten, sondern tauschen auch Nährstoffe und Informationen aus. Je mehr Wurzeln, desto mehr Verbindungen – sprich: Kontakte. Und das kannst du richtig gut auch für dein Business nutzen.

Als Unternehmer*in bist du eigentlich nie mehr reine Privatperson. Im Zug lernst du vielleicht jemanden kennen, der in absehbarer Zeit „irgendwas zum Übersetzen” hat. Bei einer Konferenz triffst du Übersetzerkolleg*innen, die dich dann weiterempfehlen werden (siehe unten). Auf einer Messe knüpfst du als Sprachmittler*in neue Kontakte – und öffnest den Weg zu neuen Kundenabenteuern. Networking ist langweilig, denkst du vielleicht. Ja, klar – weil du nur den sofortigen Vorteil im Kopf hast. Aber ein Netzwerk wächst langsam, genau wie ein Mangrovenwald. Es kann Jahre dauern, bis du als Übersetzer*in die Früchte deiner Arbeit ernten kannst. Also fang lieber heute an als morgen.

Als Übersetzer*in durch Empfehlungen Aufträge bekommen

Kennst du jemanden, der jemand kennt, der wieder jemanden kennt? Ja, genau so funktionieren Empfehlungen für Übersetzungen.

Ein kleines Beispiel: Neulich flatterte ein potenzieller Auftrag in meinen Posteingang – empfohlen hatte mich eine Kollegin. Leider hatte ich weder Zeit, noch war das gefragte Spezialgebiet mein Fachgebiet. Aber als ich die Details gelesen habe, wusste ich ganz genau, wem ich den Auftrag weiterreichen würde. Da ich nicht als Agentur fungieren möchte, empfahl ich den Übersetzerkollegen gleich direkt weiter. Kunde glücklich, Kollege glücklich – und ich auch.

Denn Empfehlungen funktionieren genau so: Heute empfehle ich dich, morgen empfiehlst du mich. Aber aufgepasst: Wenn du nicht lieferst, was du versprichst, dann hört das Empfehlungskarussell ganz schnell auf zu drehen.

Zwei Ansätze zur Kundengewinnung, die für Sprachmittler*innen Hand in Hand gehen

Wie du beim Lesen sicher gemerkt hast: Die beiden Ansätze gehen für Übersetzer*innen Hand in Hand – oder teilen ihre Wurzeln. Also los: Melde dich bei einer Veranstaltung an, besuche einen Workshop in deinem Fachgebiet und sei wieder etwas aktiver auf LinkedIn, Facebook und Co. (Gerade bei Letzterem muss ich mich selbst ein bisschen an der Nase fassen.)

Frau mit schulterlangen blonden Haaren und grauen Strähnen, blauen Augen, Brille und grauem Mantel

Andrea Halbritter

Andrea Halbritter ist Germanistin mit 2. Staatsexamen und vom Netzwerk Leichte Sprache e. V. zertifiziert. Sie erstellt Texte in Leichter und Einfacher Sprache für NS-Gedenkstätten, Museen, politische Parteien und Gesundheitsbehörden. In den Sprachrichtungen Französisch-Deutsch und Englisch-Deutsch übersetzt Andrea vor allem im Bereich Wein.

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