So kannst du als Kunde dazu beitragen, dass du eine gute Übersetzung bekommst

Tafel mit der Aufschrift "Teamwork" und in verschiedenen Farben aufgemalten Personen

Du benötigst regelmäßig Übersetzungen ins Deutsche, Französische, Englische, Niederländische oder in eine andere Sprache? Du legst Wert auf qualitativ hochwertige Übersetzungen? Du fragst dich, was du als Kunde dazu beitragen kannst, dass deine Übersetzung die Qualität hat, die du dir wünschst?

Dann ist dieser Artikel wie gemacht für dich! Im folgenden erklären dir 11 erfahrene Übersetzer in verschiedene Sprachen, wie du als Kunde mithelfen kannst, dass deine Übersetzung wirklich gut wird.

Woran du eine Qualitäts-Übersetzung erkennst, erfährst du in dem Artikel 8 Sprachmittler verraten, was einen guten Übersetzer ausmacht.

11 Übersetzer erzählen, was du als Kunde tun kannst, damit du eine wirklich gute Übersetzung bekommst

#1 Für gute Übersetzungen auf Abkürzungen verzichten

André Lindemann
Andrè Lindemann rät Übersetzungs-Kunden, auf bestimmte Abkürzungen zu verzichten

André Lindemann ist Diplom-Sprachmittler (BDÜ), seine Arbeitssprachen sind Deutsch und Polnisch. Seit mehr als 30 Jahren ist er als Inhouse-Übersetzer und -Dolmetscher bei der Polizei tätig. Seine Fachgebiete sind innerpolizeiliche Zusammenarbeit und Rechtshilfe.

“Vor allem in fachsprachlichen Dokumenten trifft der Übersetzer immer mal auf allgemein nicht verständliche und obendrein zumeist nicht erklärte Abkürzungen. Diese führen zu einem teilweise erheblichen Mehraufwand für die Recherche durch den Übersetzer. Nicht selten handelt es sich dabei um nur intern – und nicht allgemein – gebräuchliche Kürzel, deren Auflösung auch für den auf das Fachgebiet spezialisierten Übersetzer nur durch direktes Nachfragen beim Verfasser des Ausgangstextes oder einem anderen kompetenten Ansprechpartner des Auftraggebers möglich wird. Ersparen Sie dem Übersetzer diesen zusätzlichen Aufwand und sich selbst damit mögliche Mehrkosten!

Was können Sie als Kunde tun? Vermeiden Sie nach Möglichkeit Abkürzungen, deren Bedeutung in der Allgemeinsprache, im Umfeld der Zielgruppe des Textes oder dem Adressaten nicht sofort verständlich ist. Achten Sie darauf, dass beim erstmaligen Erscheinen von Abkürzungen im Text diese aufgelöst – also ausgeschrieben – werden und die Abkürzung dadurch erklärt. Benennen Sie dem Übersetzer einen fachkompetenten Ansprechpartner für Rückfragen zum Text, zu einzelnen Passagen, Wörtern oder Abkürzungen.

Fragen Sie sich bitte immer wieder, ob die Nutzung einer Abkürzung der Verständlichkeit des Textes bzw. dessen Übersetzung für den Leser zugutekommt oder schlussendlich nur ihrer Zeitersparnis dient. Machen Sie sich als Übersetzungskunde klar: Jeder Text ist ein Stein im Mosaik des Marketings Ihres Unternehmens/Ihre Institution sowie Werbung für dessen Produkte oder Leistungen in der Zielgruppe. Eine Übersetzung wird umso besser, je verständlicher der Ausgangstext ist. Übersetzer und Leser werden es Ihnen danken!”

#2 Übersetzer sorgfältig auswählen und genügend Zeit einplanen

Andrea Halbritter
Andrea Halbritter: “Eine qualitativ hochwertige Übersetzung braucht Zeit.”

Ich, Andrea Halbritter, übersetze seit 10 Jahren in der Sprachrichtung Französisch > Deutsch hauptsächlich Reiseführer, Weinverkostungsnotizen, Patienteninformationen und Texte für Kunstmuseen. Daneben fertige ich insbesondere für Politiker, Museen und Gedenkstätten Übersetzungen in Leichte Sprache und in stark vereinfachte Einfache Sprache an. Zertifiziert bin ich vom Netzwerk Leichte Sprache.

“Kunden, die sich eine qualitativ hochwertige Übersetzung wünschen, sollten ihren Übersetzer sorgfältig aussuchen und mit einem wirklichen Spezialisten arbeiten, der nur in seine Muttersprache übersetzt. Endkunden, die mit der Übersetzung ihres Textes Übersetzungsagenturen in Billiglohnländern beauftragen, müssen damit rechnen, dass das Resultat fehlerhaft und vielleicht sogar in weiten Teilen unverständlich ist. Auch Allrounder, die angeben, in unzähligen Bereichen zu übersetzen, sind selten eine gute Wahl.

Eine hervorragende Übersetzung braucht Zeit. Je nach Schwierigkeitsgrad des Textes, Erfahrung usw. übertragen Übersetzer pro Tag zwischen 1500 und 4500 Wörter von einer in eine andere Sprache, wobei sie häufig an mehreren Übersetzungsprojekten parallel arbeiten. Damit dein Experte für dich und deinen Text zur Verfügung steht, solltest du als Kunde insbesondere bei einem größeren Volumen einen entsprechenden Vorlauf einplanen. Wenn du zum Beispiel jetzt schon weißt, dass du in drei Monaten eine Übersetzung benötigst, die vier Wochen in Anspruch nimmt, dann reserviere die entsprechende Zeitspanne bei deinem Übersetzer.

Helfen kannst du als Kunde deinem Übersetzer vor allem auch mit einem guten, in sich kohärenten, fehlerfreien Ausgangstext. Sag deinem Sprachmittler, an welche Zielgruppe sich die Übersetzung richtet und wofür du sie brauchst. Solltest du in Bezug auf bestimmte Termini Übersetzungsvorlieben haben, teile ihm diese mit. Je mehr dein Sprachprofi über dein Projekt weiß, desto besser!”

#3 Als Kunde mit einem Styleguide zu einer guten Übersetzung beitragen

Heather McCrae
Technikübersetzerin Heather McCrae freut sich immer über konstruktives Feedback

Wahl-Hamburgerin Heather McCrae fertigt seit mehr als 25 Jahren Fachübersetzungen vom Deutschen ins Englische an. Ihre Spezialgebiete: Maschinenbau, Fertigungsindustrie, chemische Industrie.

“Wenn ich Kunde wäre und viel Geld in eine gute Übersetzung investieren würde, damit meine Endkunden von meinen Produkten oder Serviceleistungen überzeugt sind, würde ich Folgendes machen, um zu einem guten Ergebnis beizutragen:

1. Professionelle Übersetzerinnen bzw. Übersetzer beauftragen, die mein Fachgebiet verstehen, viel Erfahrung haben. Ich suche in den entsprechenden Berufsverbänden, auch auf Bundes-/regionaler Ebene (ADÜ, BDÜ, DVÜD, Handelskammern u. v. m.). Ich benutze Profis für alles andere, warum jetzt auf „billig und unerfahren“ setzen?

2. Als Kunde genau erklären, wozu ich diese Übersetzung brauche, welche Zwecke sie erfüllen soll und was ich von dem Resultat erwarte (mehr Umsatz, bestimmte Kunden erreichen, professionelleres Auftreten in einem neuen Marktsegment, Kunden besser informieren, Website/Unterlagen auf den neuesten Stand bringen usw.).

3. Den bzw. die Übersetzerin unterstützen, zum Beispiel eine Kontaktperson für Fragen, interne Fachbegriffe bereitstellen (und erklären!), Glossare, Dokumentation, Links bzg. des Produkts/der Dienstleistung (Website-Links, Videos etc. (wo verfügbar).

4. Ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass professionelle Übersetzungen einfach Zeit brauchen. Vielleicht habe ich als Kunde Monate gebraucht, einen schönen Text zu erstellen, daher sollte ich nicht erwarten, dass Übersetzer ihn in ein bis zwei Tagen bewältigen.

5. Falls Übersetzungen regelmäßig beantragt werden sollten, einen Styleguide erstellen. Damit können Übersetzer auch Einheitlichkeit im Hinblick auf Stil/Format/Sprachniveau gewährleisten, die zu meiner Firma passt. Corporate Identity ist das Zauberwort! Ich möchte, dass mein Zielpublikum, egal in welcher Sprache, mit attraktiven und ansprechenden Texten erreicht wird.

6. Als Kunde konstruktives Feedback geben, damit es nächstes Mal noch besser wird!

7. Und last, but not least: vernünftig und zügig zahlen. Dann habe ich zufriedene Sprachmittler, die gern wieder für mich arbeiten und mir vielleicht behilflich sein werden, wenn ich Experten für andere Sprachen suche.”

#4 Auf das Briefing kommt es an

Fachübersetzerin Giselle Chaumien-Wetterauer
Giselle Chaumien-Wetterauer: “Das Briefing ist wichtig.”

Giselle Chaumien-Wetterauer ist Diplom-Übersetzerin und war fast drei Jahrzehnte als Ressortleiterin in einem internationalen Industriekonzern tätig, unter anderem in leitender Funktion im Sprachendienst und in der Kommunikation, bevor sie sich selbstständig machte. Sie arbeitet in Karlsruhe als freie Autorin und Fachübersetzerin (DE<>FR; Automobil, Kunststoffe, Finanzwesen u. a.), berät Unternehmen in Sachen Kommunikation und begleitet junge Menschen in die Selbstständigkeit.

“Wer eine Übersetzung beauftragt, erwartet Qualität. Wie können Kunden dazu beitragen?

Dass Sie als Kunde ausschließlich Profis einsetzen, die in ihre Muttersprache übersetzen und über einschlägige Fachkenntnisse verfügen, versteht sich von selbst.

Erläutern Sie dem Übersetzer genau, was Sie erwarten und was Sie mit der Übersetzung bezwecken. Stichwort: Briefing. Wichtige Eckpunkte:

1. Für welche Zielgruppe ist Ihr Zieltext gedacht: Mitarbeiter, Kunden, Produktanwender, Internetbesucher …

2. Welchen Zweck soll er erfüllen: Arbeitspapier, Marketingzwecke, Imagepflege, Presse …

3. Soll er gedruckt oder ins Internet gestellt werden?

4. Soll er zum Beispiel für einen Imagefilm gesprochen werden?

Sie meinen, das ist einzig und allein Aufgabe des Auftragnehmers? Aber nein! Wenn Sie ein Kleidungsstück in einem Fachgeschäft kaufen, sagen Sie doch auch, wofür Sie es benötigen: ein Vorstellungsgespräch, einen Ball, eine Hochzeit … Alles klar?

Betrachten Sie die Zeit, die Sie als Auftraggeber für das Briefing Ihres Dienstleisters aufwenden, als Investition. Sie sparen dadurch nicht nur Zeit und Kosten, sondern bereiten damit einen fruchtbaren Boden für beste Qualitätsarbeit.

Weitere Tipps:

1. Das A und O ist ein guter Ausgangstext. Achten Sie auch auf einen kohärenten Gebrauch von Fachtermini.

2. Nennen Sie einen Ansprechpartner, der für inhaltliche Rückfragen zur Verfügung steht.

3. Stellen Sie geeignete Hilfsunterlagen bereit: ggf. Firmenwörterbuch, Unternehmensbroschüren, frühere (gute) Übersetzungen usw.

4. Geben Sie dem Übersetzer ausreichend Zeit. Erteilen Sie Ihren Auftrag nicht auf den ‘letzten Drücker’.

Fazit: Ein guter Ausgangstext, gepaart mit einem präzisen Briefing, ist nicht nur übersetzerfreundlich, sondern schont auch Ihr Budget. Aber vor allem erhalten Sie dann von e inem Übersetzungsprofi einen Zieltext, der ‘sich wie ein Original liest’.”

#5 Kunden sollten einen universellen Ursprungstext erstellen

Enrico Tosi
Enrico Tosi: “Die richtige Schreibung von Eigennamen ist besonders wichtig.”

Übersetzer Enrico Tosi überträgt seit fast vier Jahrzehnten Texte vom Deutschen ins Italienische. Seine Spezialgebiete sind Elektrik/Elektronik, Verpackungsanlagen und Tourismus. Die Wahlheimat des gebürtigen Italieners ist Düsseldorf.

“Ein Direktkunde sollte sich bei der Erstellung seiner Texte seiner Rolle als ‘Global Player’ bewusst sein. Dies gilt insbesondere dann, wenn es sich um Texte handelt, die mit seiner Unternehmensidentität zu tun haben, d. h., Imagebroschüren, Präsentationen, Kataloge, Pressemitteilungen u. ä. Was das bedeutet? Ein Kunde sollte darauf achten, dass solche Texte einigermaßen ‘universell’ sind. Sie sollten also frei von (rein deutschen) Wortspielen oder gar Sprichwörtern sein. Diese können in den meisten Fällen nämlich nicht oder nur mit großen stilistischen Einbußen übersetzt werden.

Ursprungstexte, also zu übersetzende Texte, sollten vor dem Versand an den Übersetzer einer grammatikalischen und orthografischen Überprüfung  durch eine kompetente Fachkraft unterzogen werden. Viel zu oft sehe ich mich z. B. mit Bindestrich-Komposita konfrontiert, bei denen eben diese Bindestriche ‘vergessen’ wurden, wodurch der Sinn des Kompositums unklar ist.

Auch die richtige Schreibung von Eigennamen sollte seitens des Kunden überprüft werden. Mir ist z. B. einmal passiert, dass ein Kunde ein bestimmtes Verfahren, das nach seinem Erfinder bzw. Entdecker benannt war, völlig falsch geschrieben hatte. Für mich hatte dies stundenlange Recherchen zur Folge, bevor ich mehr oder weniger aus Zufall herausfand, dass der gute Mann ganz anders hieß.

Immens wichtig ist auch, dass Direktkunden dem Übersetzer einen kompetenten Ansprechpartner zur Klärung möglicher Rückfragen (die gibt es fast immer) zur Seite stellen. Dieser Ansprechpartner sollte nicht nur technisch kompetent, sondern auch mit dem nötigen sprachlichen Gespür ausgestattet sein. Antworten, wie ‘Übersetzen Sie doch einfach, was da steht!’, helfen dem Sprachmittler nicht. Vielmehr sind ein offenes Ohr und Verständnis für die möglichen sprachlichen Schwierigkeiten gefragt.”

#6 Für eine hochwertige Übersetzung eine editierbare Vorlage liefern

Ricarda Essrich
Übersetzerin Ricarda Essrich weist auf die Wichtigkeit von editierbaren Vorlagen und Referenzmaterial hin

Ricarda Essrich lebt ebenfalls in Düsseldorf und ist Spezialistin für Übersetzungen in den Bereichen Gleisbau/Bahntechnik, Tunnelbau, Marketingtext/Transkreation im Bereich HR für die Sprachen Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Deutsch und Englisch. Außerdem übersetzt sie Belletristik und Kochbücher vom Schwedischen, Norwegischen und Dänischen ins Deutsche.

“Um eine hohe Qualität zu bekommen, ist es meiner Meinung nach unerlässlich, einen spezialisierten Fachübersetzer zu beauftragen, d. h., jemanden, der sich im Fachgebiet gut auskennt. Spezialisten sind zwar meist etwas teurer, verfügen aber dafür auch über viel Erfahrung mit dem Thema und/oder der Textsorte, kennen die korrekte Terminologie und spüren – sollte es einmal nötig sein – auch Fehler oder Ungereimtheiten im Ausgangstext auf.

Insbesondere, wenn das Ergebnis auch optisch einem Qualitätsanspruch genügen muss, also im Idealfall genauso aussehen sollte wie der Ausgangstext, tun Kunden gut daran, diesen als editierbare Vorlage zu liefern. Das bedeutet: eine Vorlage, in der der Übersetzer bzw. die Übersetzerin den Text direkt bearbeiten kann. PDF- oder Bild-Dateien müssten umständlich konvertiert werden, das ist aufwendig und kostet Zeit und Geld. Ideale Formate sind mit Office-Programmen erstellte Dateien (z. B. Word, Excel oder PowerPoint, Open Document usw.). Einige Übersetzer können aber auch Dateien aus Desktop-Publishing-Programmen (z. B. InDesign) verarbeiten. Am besten senden Sie daher die bearbeitbare Ausgangsdatei schon mit der Anfrage, denn das erleichtert auch die Kalkulation.

In der Regel sind Kunden selbst die besten Experten für ihre Produkte und Leistungen. Und so sehr Übersetzerinnen und Übersetzer sich auch in ihrem Fachgebiet auskennen, es fehlt ihnen wahrscheinlich an diesem spezifischen Detailwissen. Daher sollten Sie ihnen (falls vorhanden) Referenzmaterial, Dokumentation, Terminologielisten und sonstige Informationen zur Verfügung stellen – und Rückfragen möglichst zeitnah beantworten. So unterstützen Sie Sprachmittler dabei, eine qualitativ hochwertige Übersetzung anzufertigen.”

#7 Es ist wichtig, seinem Übersetzer Feedback zu geben

Übersetzerin Ilka Wassmann
Ilka Waßmann betont, dass einem guten Übersetzer die Bedürfnisse seines Kunden wichtig sein müssen

Diplom-Übersetzerin Ilka Waßmann ist in den Sprachrichtungen Chinesisch-Deutsch und Italienisch-Deutsch tätig. Sie lebt in Osnabrück und ist auf chirurgische Instrumente, Medizintechnik, Nahrungsmittel und Recht spezialisiert.

“Ich schätze es sehr, wenn ich mit meinem Kunden schnell und unkompliziert terminologische Fragen klären kann. Dazu zählt, dass mir vorhandene Glossare, Definitionen und gegebenenfalls interne Dokumente zur Verfügung gestellt werden, so dass ich eine gute Einarbeitung habe. Neukunden lerne ich am liebsten auch einmal persönlich kennen, denn die persönliche Bindung fördert auf jeden Fall die Projektzusammenarbeit, wenn ich die Menschen kenne und schon in Gesprächen erlebt habe. Ein fester Ansprechpartner ist natürlich immer von Vorteil.

Auch das Kundenfeedback ist für mich sehr wichtig. Ich hole es regelmäßig ein, indem ich 2-3 kurze Fragen zur Übersetzung und Betreuung des Projekts sende. Die meisten Kunden schätzen das wiederum sehr, weil sie sehen, dass ich ihre Texte wichtig nehme und mit einer möglichen Kritik konstruktiv umgehe.

Ein weiterer Punkt, der für eine gelingende Übersetzung und Zusammenarbeit wichtig erscheint, ist, wenn Neukunden einer Firmenbesichtigung zustimmen, so dass ich als Übersetzer die Produkte und die Herstellung selbst sehen kann und mich direkt mit den Fachleuten vor Ort über die verschiedenen Prozesse austausche. Die Texte für die Übersetzungen sind vor diesem Hintergrund schneller verständlich, mein Zeiteinsatz ist effektiver und die Übersetzung gelingt besser.”

#8 Als Übersetzungskunde mit  Hintergrundinfos glänzen

Ahmet Yildrim
Ahmet Yildrim: “Übersetzer bei Polizeibehörden müssen umfassend eingewiesen werden.”

Ahmet Yildirim ist Volljurist, Dolmetscher und Übersetzer für die Sprachen Türkisch und Kurdisch-Kurmandschi. Er gibt seit 2013 Seminare in deutscher Rechtssprache und hat sich auf Rechtsübersetzungen spezialisiert. Seinen Lebensmittelpunkt hat Ahmet in Hannover.

“Wenn die Endkunden Justiz- und Polizeibehörden sind, kann man mit etwas Glück auf erfahrene Sachbearbeiter treffen, die genau wissen, wie die Übersetzung von bestimmten Urkunden geliefert werden soll.

Gerichtsübersetzungen:

Dabei geht es natürlich nicht vorrangig um Standardurkunden auf dem Gebiet des öffentlichen Rechts, sondern vielmehr sind es private Urkunden von bestimmten Verfahrensbeteiligten, die manchmal handschriftlich oder maschinell verfasst worden sind und dem Übersetzer hin und wieder Kopfschmerzen bereiten können. Das können u. a. Gefangenenbriefe, versteckte und verschlüsselte Botschaften oder auch banale Texte, wie Liebesbriefe oder Testamente, sein. Als Übersetzer ist man dann auf den richtigen und vollständigen Input des Sachbearbeiters angewiesen, der im Idealfall etwas zum Kontext oder den Hintergründen des Textes sagen kann. Ist die Akte dem Sachbearbeiter bestens bekannt, kann er sogar Details zu den Protagonisten im Text geben. Diese Informationen sind für den Übersetzer wertvoll und je mehr Informationen er bekommt, desto besser kann seine Übersetzung am Ende werden. Auch wenn mancherorts die Übersetzer als Eigenbrötler oder Individualisten verspottet werden, sind sie eigentlich Teamplayer im Zusammenspiel mit dem Endkunden oder anderen Übersetzerkollegen.

Polizeibehörden:

Man mag es kaum glauben, aber tatsächlich sind wir Übersetzer auch auf dem Gebiet der Gefahrenabwehr aktiv tätig. Insbesondere in einem großem Verfahren ordnen die Ermittlungsbehörden zur Aufklärung von Straftaten oft die Überwachung der Telekommunikation der verdächtigen Personen an. Sind die Gesprächsinhalte nicht in deutscher Sprache, werden Übersetzer mit der Übersetzung und Verschriftung der Gesprächsinhalte beauftragt. Hier spielt dann die Einweisung des Kriminalbeamten eine entscheidende Rolle: Wird der Übersetzer umfassend in den Fall eingewiesen, kann er ein Übersetzungsprotokoll anfertigen, was gerichtsfest in allen Instanzen standhalten kann.”

#9 Teamarbeit ergibt hervorragende Übersetzungen

Übersetzer Odilon Dubost
Odilon Dubost: “Communication is key.”

Odilon Dubost übersetzt vom Deutschen und Englischen ins Französische. Seine Spezialgebiete sind Technik, Kulinarik und Sport. Außerdem arbeitet der französische Muttersprachler als Konferenzdolmetscher. Seine Wahlheimat befindet sich zwischen Heidelberg und Heilbronn in Mosbach in Baden-Württemberg.

“So doof es klingt: Der Kunde sollte wissen, was er genau braucht. Es gibt leider manchmal Leute, die nicht wissen, was, wie und wann sie etwas brauchen. Je detaillierter die Infos am Anfang sind, desto weniger Zeit ‘verliert’ man, um diese Infos einzuholen. Wie oft bekommt man eine sehr schwammige Anfrage und man muss hin- und herfragen, was genau zu tun ist … Und das Angebot ist noch nicht mal raus!  Für einen Dolmetscher ist es manchmal sogar noch schlimmer, wenn der Kunde nicht weiß, was gebraucht wird.

Eine andere Sache ist, wenn der Kunde nicht mithilft. Wir Übersetzer stören Kunden nicht mit unnötigen Fragen. Aber wenn etwas im Text des Kunden unklar ist, darf man doch fragen! Es kommt manchmal vor, dass der Kunde nicht antwortet oder nicht klar genug antwortet. Manche Kunden beantworten auch  nur die erste von mehreren Fragen und der Rest wird gar nicht angesprochen. Eine Übersetzung ist, auch wenn man alleine übersetzt, doch irgendwie Teamarbeit: Der Dialog zwischen Übersetzer und Kunde ist ziemlich wichtig.

Fazit: Helft uns! Sagt klar, was ihr braucht! Und helft uns auch, wenn wir Fragen haben. Communication is key.”

#10 Eine gute Übersetzung beginnt mit einem guten Text

Sabine Ide
Sabine Ide: “Texte sollten übersetzungsfreundlich sein.”

Sabine Ide stammt – wie ich auch – aus dem Großraum Augsburg-München. Sie übersetzt und dolmetscht seit 1992. Ihre Arbeitssprachen sind Französisch, Spanisch und Deutsch. Spezialisiert ist die staatlich geprüfte Übersetzerin und Dolmetscherin auf Getränketechnologie, insbesondere Brautechnologie, sowie auf erneuerbare Energien und Ernährung.

“So wie ein kulinarischer Hochgenuss nur mit frischen und hochwertigen Zutaten gelingt, kann eine gute Übersetzung nur aus einem guten Ausgangstext entstehen.

Das trifft in besonderem Maße auf die technische Dokumentation zu: Technische Texte müssen logisch, strukturiert, konsistent und benutzerfreundlich sein. Gleiches gilt natürlich auch für die Übersetzung dieser Dokumente. Gestalten Sie Texte, die später übersetzt werden sollen, daher gleich im Vorfeld übersetzungsfreundlich.

Technische Dokumentation umfasst viele unterschiedliche Formen von Dokumenten. Hier kann allein das Dateiformat schon die erste Hürde für die Übersetzung darstellen. So sind PDF-Dateien und in den Text integrierte Zeichnungen oft nur über komplizierte Umwege in ein bearbeitbares Format konvertierbar, was ein gewisses Fehlerrisiko birgt.

Aber in erster Linie verlangen natürlich die Terminologie und deren Schreibweise besondere Aufmerksamkeit. Ungenaue Begriffsbezeichnungen und variantenreiche Schreibweisen sind der Verständlichkeit eines Textes nicht zuträglich. Je konsistenter die Terminologie verwendet wird, desto einfacher ist der Text für den Benutzer – aber auch für den Übersetzer – zu lesen und zu verstehen. Auch klar strukturierte Sätze sind ein wichtiges Kriterium für einen leser- und übersetzungsfreundlichen Text.

Wählen Sie als Kunde die ‘Zutaten’ für Ihre technischen Texte deshalb mit Bedacht:

– Bearbeitbares Dateiformat

– Eindeutig festgelegte Begriffsbedeutungen

– Kurze Erläuterung neuer Begriffe und Abkürzungen

– Einfach und klar strukturierte Sätze (KISS: Keep it short and simple!)

Übersetzungsfreundlich redigierte Texte beugen inhaltlichen Fehlern vor und sparen Zeit und Kosten bei der Übersetzung.

Beauftragen Sie für die Übersetzung Ihres Fachtextes einen in Ihrem Fachgebiet versierten Fachübersetzer. Und wenn Ihr Übersetzer mit Fragen und Anregungen auf Sie zukommt, seien Sie offen und gesprächsbereit. So entstehen die besten Übersetzungen!”

#11 Für ein gutes Ergebnis Fragen beantworten

Übersetzer David Krásenský, daneben eine Eisenbahn
David Krásenský: “Was soll dabei rauskommen?”

Bahn- und IT-Experte David Krásenský lebt in Wien und arbeitet als freiberuflicher Übersetzer und Konferenzdolmetscher. Er übersetzt aus dem Englischen, dem Deutschen und dem Polnischen in seine zwei Muttersprachen Tschechisch und Slowakisch. Seine Spezialgebiete: Eisenbahnverkehr, öffentlicher Verkehr, Logistik und Informatik.

“‘Was soll dabei rauskommen?’, fragt der Buchhalter in einem alten Witz.

‘Was soll dabei rauskommen?’, frage ich auch häufig meine Kunden bei Übersetzungen.

Warum so eine Frage? Sollte ich das als Profi-Übersetzer nicht selbst wissen? Gibt es denn nicht nur die eine eindeutige Übersetzung – ähnlich wie beim Buchhalter 1 und 1 immer nur 2 ergeben?

Nein, so ist es nicht. Niemand ist allwissend – und auch in verschiedenen Quellen, Webseiten, guten alten Wörterbüchern, findet man häufig unterschiedliche Ausdrücke, zwischen den man schwer unterscheiden kann. Dieselbe eine Wahrheit, eine Information, eine Botschaft kann man nicht nur auf eine, sondern auf fünf, zehn verschiedene Arten ausdrücken.

Es geht um den Stil der Erzählung, der Information, des Textes im Allgemeinen. Es geht um die Bestimmung des Dokuments oder Textes. Soll es für Marketingzwecke dienen, für einen Pressebericht, für einen Vertrag oder für eine Bedienungsanleitung? Ist es für Fachmenschen bestimmt, für Laien, für Ärzte, für Benutzer, für potenzielle Kunden? Für welches Land oder welche Gegend ist der Zieltext bestimmt?

In der Praxis bedeutet das: Muss ich Netzhaut oder Retina schreiben? Ampel, Semaphor, Verkehrslichte oder Einfahrtsignal? Ist der Spiegel im Badezimmer, beim Zahnarzt, in der Kamera oder am Auto? Oder geht es sogar um den Meeresspiegel bzw. den Blutzuckerspiegel?

Hinzu kommen auch mehr oder weniger bekannte lokale und kulturelle Unterschiede: Soll ich auf die Einkaufsliste Kartoffeln, Brötchen, Sahne, Aprikose und Aubergine schreiben oder Erdäpfel, Weckerl, Schlagobers, Marillen und Melanzani? Und packe ich alles in eine Tüte oder in ein Sackerl?

Ich frage immer nach.

Viele dieser Aspekte kann man unter dem Oberbegriff Terminologie zusammenfassen. Aber wie schon erwähnt, es geht nicht nur darum. Es geht um den Gesamteindruck des Textes – vielleicht mit Ausnahme von Verträgen und rechtsverbindlichen Dokumenten muss man nicht alles immer 1:1 übersetzen. Das ist sogar gar nicht möglich – in der Zielsprache drückt man sich häufig einfach anders aus. Tüte oder Sackerl?

‘Was soll dabei rauskommen?’, werde ich auch weiterhin fragen. Und seien Sie bitte bereit mir zu antworten. Es ist sehr wichtig, diese Finessen zu klären – und zwar gleich am Anfang der Arbeit. Nur so können Sie mit dem Ergebnis auch zufrieden sein.”

Fazit: Was du als Kunde zu einer guten Übersetzung beitragen kannst

Du siehst: Ob du eine qualitativ hochwertige Übersetzung bekommst oder aber einen Text, den du eigentlich gleich “in die Tonne hauen” solltest, hast du als Kunde zu einem Großteil selbst in der Hand! Irgendwie doch beruhigend, oder nicht?

Wie du auf keinen Fall vorgehen solltest, erfährst du in meinem Artikel Warum Übersetzer öfter telefonieren sollten.

Fotos: © Pixabay, André Lindemann, Andrea Halbritter, Heather McCrae, Giselle Chaumien-Wetterauer, Enrico Tosi, Ricarda Essrich, Ilka Waßmann, Ahmet Yildrim, Odilon Dubost, Sabine Ide

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Frau mit schulterlangen blonden Haaren und grauen Strähnen, blauen Augen, Brille und grauem Mantel

Andrea Halbritter

Andrea Halbritter ist Germanistin mit 2. Staatsexamen und vom Netzwerk Leichte Sprache e. V. zertifiziert. Sie erstellt Texte in Leichter und Einfacher Sprache für NS-Gedenkstätten, Museen, politische Parteien und Gesundheitsbehörden. In den Sprachrichtungen Französisch-Deutsch und Englisch-Deutsch übersetzt Andrea vor allem im Bereich Wein.

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