Jedes Jahr fassen etliche von uns gute Vorsätze: Die einen wollen abnehmen, die anderen mit dem Rauchen aufhören, sich gesünder ernähren oder sich mehr bewegen. Von Übersetzer*innen und Texter*innen wollte ich zu Beginn dieses Jahres wissen: Was sind eure wichtigsten Vorsätze für 2022, um in eurem Business erfolgreich zu sein? Befragt habe ich hierzu fünf Übersetzer*innen und Texter*innen und selbstverständlich verrate auch ich dir einen meiner Vorsätze.
Vorsatz Nr. 1: viel schreiben
Mein wichtigster Vorsatz: viel schreiben!
Das klingt vielleicht etwas seltsam als Neujahrs-Vorsatz für eine Texterin. Natürlich schreibe und texte ich ohnehin schon sehr viel für meine Kund*innen. Aber mein wichtigster Vorsatz für 2022 ist: Ich will noch regelmäßiger Artikel für mein eigenes Blog schreiben und veröffentlichen!
Und zwar aus diesen Gründen:
1. Mein Blog ist eines meiner wichtigsten Marketing-Instrumente. Es bringt mir nach und nach mehr Sichtbarkeit und hilft mir, mich als Expertin für meine Themengebiete zu positionieren. Auf passende Keywords optimiert, führen die Artikel hoffentlich immer mehr dazu, dass ich von meinen Traumkund*innen gefunden werde – von denen, für die ich genau die richtige Texterin bin.
2. Als Texterin und Lektorin positioniere ich mich nicht nur über meine Spezialgebiete, sondern auch über mein Schreiben an sich. Durch meinen Stil, meine Schreibstimme, die Qualität meiner Texte. Auf der Meta-Ebene sozusagen. Auch wenn ich bei Kundenaufträgen versuche, genau die Schreibstimme und den Tonfall des Kunden zu finden, können Interessent*innen in meinem Blog schon mal in meine „Schreibe“ hineinschnuppern.
3. Ich glaube, dass das Schreiben dem Schreiben nützt. Denn, so abgedroschen es klingt, Übung macht den Meister. Umso mehr, wenn man ganz unterschiedliche Textsorten ausprobiert – Blogartikel, Social-Media-Posts oder auch mal eine Kurzgeschichte. Oder etwas ganz anderes. Ich trainiere also meine Wortgewandtheit, mein Ausdrucksvermögen, meinen Stil, kann mit verschiedenen Formen und Genres experimentieren. Einfach meine Kreativität und Formulierungsfreude mit eigenen Textprojekten wach und lebendig halten!
4. Schreiben macht mir Spaß! Und vielleicht, vielleicht kommt ja auch mal ein Buch dabei heraus …
Vorsatz Nr. 2: als Übersetzer auf Social Media aktiver sein
Translators need to be visible, and my New Year’s resolution for 2022 is to make it easier for potential clients to find me. From 1 January, I’m on Instagram for the first time and I’m intending to post regularly. Having seen how many people like the photos I post on my personal Facebook account, it occurred to me that Instagram might be a good way to mix the personal and professional so that people working in the areas where I translate will be more likely to think of me when they have translations that needs doing. So I’ll be posting pictures of the places I visit and the wines I drink, and I’ll see what happens.
I’m also planning to improve my presence on LinkedIn this year, updating my profile and making it multilingual. It seems to me that LinkedIn is at last realising the enormous potential it’s always had but has never quite fulfilled and I’m told clients are now using it to look for translators for specific projects. I’ve been there for some years, but I now think it deserves a little more of my effort. It also has a friendly, supportive community of, mostly young, translators these days, so it’s definitely a good place to be.
I’m happy to connect with or follow fellow translators on either of these platforms: you’ll find me on Instagram as simonjberrill and on LinkedIn.
Vorsatz Nr. 3: an einem Translation Event in Präsenz teilnehmen
To pick my goals, I always follow the SMART principles: specific, measurable, achievable, relevant and time-bound. Considering these criteria, my 2022’s resolution is simple: to attend a face-to-face translation event.
Although the pandemic has widespread the possibility to participate in a wide range of online training and networking events and to minimise the costs that offline activities involve, in-person activities go beyond the mere professional aspects, as they comprise social features that I find essential for an occupation that is extremely lonely. Apart from having the possibility to discuss the topics in depth the during coffee breaks and meals, face-to-face activities also offer the opportunity to meet old and new colleagues, discuss potential cooperation agreements, share information that cannot be posted online and establish stronger connection with our peers. Since attending an international translation conference this year will depend on the global health situation, I am already planning some small training and networking events with local colleagues — the local university, my colleagues and some professional associations seem to be looking forward to it. After the uncertainty and restrictions of these harsh times, attending in-person events will not only help us professionally, but this will certainly lift our mood and improve our mental health.
Vorsatz Nr. 4: Mindeststundensatz für Texte erhöhen
Wie Tenesor werde ich 2022 an einer Tagung für Übersetzer*innen teilnehmen, ja bei den ADÜ-Nord-Tagen in Hamburg sogar eine Konferenz und einen Workshop zu Leichter Sprache anbieten.
Mein wichtigster Vorsatz für 2022 betrifft jedoch meine Preiskalkulation. Als Übersetzerin und Texterin setze ich von jeher auf einer Mischkalkulation, das heißt: Manche Projekte bringen pro Stunde mehr ein, andere weniger. Wichtig ist für mich als Selbstständige, dass der erzielte Durchschnittspreis stimmt. Ein Slogan für ein bekanntes Unternehmen kostet zum Beispiel mehr als einer für die Pizzeria von nebenan. Und ein interessantes, gemeinnütziges Projekt kann ich als Übersetzerin auch mit einem etwas niedrigeren Preis unterstützen, wenn anderweitig mehr hereinkommt. Der Durchschnitt macht’s!
Dennoch finde ich, dass ich tendenziell zu viel Zeit an meinem Schreibtisch verbringe und mein Unternehmergehalt etwas höher sein könnte. Die letzten Monate war ich meist recht gut gebucht, so dass ich auch immer mal wieder Projekte ablehnen konnte, die mich weniger interessierten. Für 2022 habe ich mir vorgenommen, den Satz, den ich als Texterin und Übersetzerin pro Arbeitsstunde mindestens erzielen möchte, hochzusetzen. Leistungen, bei denen ich diesen Satz nicht erreichen kann, werde ich komplett streichen. Warum irgendwo kleine Brötchen backen, wenn es anderswo die Schwarzwälder Kirschtorte sein kann und mich diese Aufträge mindestens genauso viel begeistern?
Lust auf mehr zum Thema Preise für Übersetzungen? Wann und wie du deine Preise erhöhen solltest, kannst du in meinem Artikel 9 Anzeichen, dass du deine Preise als Übersetzer*in erhöhen solltest nachlesen. Tipps zu Preiserhöhungen bekommst du auch von Karin Heese im Round-up Was du als Übersetzer*in jetzt für mehr Umsatz machen solltest.
Vorsatz Nr. 5: ein besseres Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben
2021 war für mich wie für so viele Leute ein sehr anstrengendes Jahr. Zu den pandemiebedingten Unwägbarkeiten und Einschränkungen kam hinzu, dass ich nur selten freihatte und mich häufig überarbeitet und überlastet fühlte. Das soll dieses Jahr anders werden. Deshalb lautet mein wichtigster Vorsatz als Übersetzerin für dieses Jahr: weniger arbeiten.
Es spricht einiges für dieses Vorhaben: Wenn ich als Übersetzerin zu viel arbeite, bin ich ständig müde und kann mich schlechter konzentrieren. Das führt manchmal dazu, dass ich länger oder am Wochenende übersetzen muss, um wieder aufzuholen. Aber nicht nur das – ich bekomme auch irgendwann das Gefühl, dass ich mein Leben größtenteils mit Beruflichem verbringe und für andere Dinge, die mir ebenfalls wichtig sind, keine Zeit bleibt. Dann fange ich an, meine Arbeit zu sabotieren. Darunter leidet nicht nur meine Produktivität als Übersetzerin, es macht mich auch insgesamt unzufrieden.
Verbringe ich weniger Zeit mit Arbeiten, werde ich – so meine Hoffnung – ausgeruhter und ausgeglichener sein und mich besser konzentrieren können. Wenn ich meine Arbeitszeit einschränke, wird meine Produktivität als Übersetzerin nicht unbedingt sinken, vielleicht steigt sie sogar!
Das ist aber nicht der ausschlaggebende Grund für meinen Vorsatz. Ich möchte lernen, meine Prioritäten anders zu setzen und öfter mal nein zu sagen. Ich möchte ein besseres Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben herstellen, um beides mehr genießen zu können. Vor allem aber möchte ich mehr zu mir kommen. Freie, gänzlich unverplante Zeit gibt mir die Gelegenheit, wirklich herauszufinden, was ich brauche und was mein Leben bereichert. Und das wird letztlich auch meiner Arbeit zugutekommen.
Vorsatz Nr. 6: als Texterin zurück zu den eigenen Wurzeln
Gegen Jahresende war ich erstmals an der Recherche eines Fernsehbeitrags beteiligt, der im Dezember in der ARD ausgestrahlt wurde: Es ging um Missstände bei Ratgeber-Büchern im Amazon-Shop, die ich schon seit Jahren beobachtet hatte. Das war interessant und phasenweise auch aufregend, aber im neuen Jahr möchte ich wieder stärker zu meinen Wurzeln zurückkehren.
Ursprünglich habe ich grüne Fächer studiert: Geographie im Hauptfach, ergänzt durch Bodenkunde und Landschaftsökologie an der forstwissenschaftlichen Fakultät. Als ich mit einem Stipendium in Wien war, habe ich mich mit Landschaftsplanung befasst. Wir haben also damals nicht nur im Hörsaal studiert, sondern auch im Wald oder im Stadtpark. Wenn ich heute als Journalistin oder Texterin über Naturschutz und Umweltfragen schreibe und mich dabei auf meinen fachlichen Hintergrund stütze, kann ich spezielle Themen allgemein verständlich und anschaulich vermitteln. Das gilt auch für einige Bereiche des technischen Umweltschutzes, in die ich mich für frühere Kunden eingearbeitet habe, besonders Abwasser, Hochwasserschutz und Energieversorgung.
Auf meine grünen Themen möchte ich mich jetzt wieder stärker konzentrieren – bei der direkten Suche nach Aufträgen von Agenturen und Redaktionen, aber auch bei der Vernetzung mit anderen Selbstständigen im Internet. Das werde ich auch bei meinen eigenen Posts in den sozialen Medien beachten. Außerdem bin ich für eine Mitarbeit an Social-Media-Auftritten offen, wenn es um Redaktionspläne und Texte geht.
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