Wie kommt man als Übersetzer zu seinen ersten Aufträgen?
Schaut man in Übersetzerforen, tauchen folgende Fragen immer wieder auf: Wie kommt man als freiberuflicher Übersetzer an seine ersten Aufträge? Wie fängt man als Freelance-Übersetzer am besten an? Wodurch gelangt man als Übersetzer zu seinen ersten Kunden und Jobs? Wie schafft man als Sprachmittler den Durchbruch?
Häufige Tipps auf Übersetzerforen zur Kundenakquise
Newbies bekommen dann in der Regel folgende Antworten:
“Kunden anschreiben, anschreiben, anschreiben.” “Melde dich auf Job-Ausschreibungen auf Übersetzerportalen.” “Registriere dich bei möglichst vielen Übersetzungsagenturen, damit du in ihre Datenbank aufgenommen wirst.” “Frag bei Unternehmen direkt nach, ob sie Übersetzungen brauchen. Bleib dann dran! Eine Firma muss man mindestens 7-mal kontaktieren, bis man einen Übersetzungsauftrag bekommt.” “Du solltest erst einmal herausfinden, was dein potenzieller Auftraggeber möchte.” “Du musst unbedingt wissen, wie dein Traumkunde für Übersetzungen aussieht.” “Übersetzungsbüros beauftragen dich nur, wenn dein Portfolio überzeugt.” “Sei da, wo deine Übersetzungskunden sind.”
Häufig werden frischgebackenen Freelance-Übersetzern eher allgemeine Tipps gegeben. Wie langjährige Freiberufler zu ihren ersten Kunden und Aufträgen gekommen sind, ihre ersten Kostenvoranschläge erstellen konnten, erfährt das übersetzende Greenhorn selten ganz konkret.
Welche Tipps zur Kundenakquise haben Übersetzer aus meinem Umfeld?
Ich habe daher einige erfahrene Übersetzer gefragt, wie sie persönlich zu ihren ersten Übersetzungsaufträgen gelangt sind. Wie haben die Sprachdienstleister in meinem Umfeld, in meinen sozialen Netzwerken ihre drei ersten Übersetzungsprojekte bekommen? Wie sahen ihre ersten Übersetzungsjobs aus?
Zuerst verrate ich dir aber, wie ich selbst zu meinen ersten Aufträgen als Übersetzerin gekommen bin.
10 Übersetzer verraten, wie sie zu ihren drei ersten Aufträgen gekommen sind
#1 Übersetzungsaufträge durch soziale Netzwerke und Messen
Ich, Andrea Halbritter, übersetze hauptsächlich aus dem Französischen ins Deutsche sowie vom Standarddeutschen in Leichte Sprache und Einfache Sprache. Meine Spezialgebiete für Übersetzungen vom Französischen ins Deutsche sind Reiseführer, Erinnerungskultur, Patienteninformationen und Wein-Verkostungsnotizen. Daneben arbeite ich auch in den Bereichen Kunst, Fassbau, Food und Kulinarik. Wenn ich nicht gerade als Digitalnomadin durch Deutschland toure, bin ich bei Nantes zu Hause.
“Bei mir war alles etwas andersherum. Als ich meine ersten Aufträge als Übersetzerin an Land zog, war ich nämlich noch im Schuldienst und hatte gar nicht vor, selbstständig zu werden.
Ab 2012 war ich auf Viadeo, quasi dem französischen LinkedIn, sehr aktiv und hatte schnell über 2000 Kontakte und eine recht große Sichtbarkeit.
So fand mich im Spätsommer 2013 die Frau eines elsässischen Verlegers und Journalisten. Ob ich Lust hätte, als Französisch-Deutsch-Übersetzerin gemeinsam mit ihrem Mann die Texte für eine zweisprachige Gastronomiezeitschrift zu schreiben? Klar hatte ich Lust! Zunächst nebenberuflich. Mein Traum war es schon immer gewesen, bei der Erstellung eines Frankreich-Magazins mitzuwirken.
Mein erstes Übersetzungsprojekt war also bereits ein Großauftrag. In der Tentation d’Alsace stellte ich gemeinsam mit einem kleinen französischen Team über mehrere Jahre Bio-Winzer, Pensionen mit Charme, Luxushotels, Sterneköche, neue Küchenutensilien, elsässische Spezialitäten u. v. m. vor. Manche meiner Artikel könnte ihr noch heute online lesen: Tentation d’Alsace Ausgabe Nr. 1, Tentation d’Alsace Ausgabe Nr. 2, Tentation d’Alsace Ausgabe Nr. 3.
Im Herbst 2013 war ich außerdem auf Viadeo mit mehreren Freelance-Übersetzern anderer Muttersprachen in Kontakt. Bald teilte mir eine englische Übersetzerin mit, dass sie für einen Verlag einen Reiseführer ins Englische übersetze, für den noch ein deutschsprachiger Übersetzer gesucht würde. Großprojekt Nr. 2 war gebongt: ein Normandieführer. Etwa 30 000 Wörter, Französisch-Deutsch.
Eine längere Zusammenarbeit mit dem Verlag ergab sich daraus jedoch nicht, da er sich sonst auf französischsprachige Publikationen konzentrierte. Dennoch konnte ich Jahre später für diesen Kunden nochmals einen größeren Text über einen Privatgarten in der Normandie ins Deutsche übersetzen. Andere Reiseführer übersetzte ich in den folgenden Jahren jedoch für andere Kunden, auch in der Kombination Englisch-Deutsch.
Kunde Nr. 3 fand ich auf einer Weinmesse in Nantes, die ich ganz bewusst zu Akquisezwecken besuchte. Ich diskutierte mit etlichen Winzern, die alle keinen Übersetzungsbedarf hatten, bis schließlich ein Champagner-Produzent hocherfreut meinte: ‘Sie schickt der Himmel! Wir bekommen nächsten Monat zwei Busse mit deutschen Touristen und brauchen unbedingt Weinübersetzungen.’ Der Kunde schickt mir ab und zu noch heute Aufträge. Allerdings eher Texte, die er auf Englisch, Niederländisch oder Italienisch benötigt.”
#2 Erste Übersetzungen durch Ehrenamt und private Kontakte
“Meinen allerersten Übersetzungskunden hatte ich schon zu Beginn des Studiums. Und das war gleich ein Großauftrag: die Übersetzung eines Lehrbuchs für Hobbyfotografen vom Englischen ins Deutsche.
Zustande kam der Auftrag, da ich mit dem Sohn des Verlegers befreundet war.
Nach dem Studium arbeitete ich in der Unternehmenskommunikation, wo es eher ums Korrekturlesen von Übersetzungen oder die Beauftragung von Übersetzern ging. Nach einer Neuorientierung mit Länderwechsel besann ich mich 2015 auf meine Ursprünge. Jedoch wollte ich weder technische noch Finanztexte übersetzen, wie es Studium oder Berufstätigkeit nahelegten, sondern Untertitel.
Ich untertitelte als Freiwillige einige TED-Talks und wurde von dem Unternehmen rekrutiert, das die Software für TED-Talks zur Verfügung stellt und auch selber Übersetzungsdienstleistungen anbietet. Die Bezahlung – bei Untertiteln in der Regel in Dollar oder Euro pro Minute angegeben – war allerdings so bemessen, dass man nach einem Tag Arbeit gerade mal das Abendessen davon kaufen konnte.
Das war also eher als Ausbildung und Referenz anzusehen, die es mir ermöglichte, mich nach einigen Wochen auf etwas ernsthaftere freiberufliche Tätigkeiten zu bewerben. Der Auftrag war recht unterhaltsam, eine humorvolle US-Serie über eine junge Frau und deren Oma, die ungewollt zum Fernsehstar wird.
Die Untertitelung von Fernseh- und Streamingmaterial läuft überwiegend über große Agenturen, die Dutzende von Sprachen mit Hunderten von Übersetzern abdecken.
Das erste Übersetzungsbüro, von dem ich nach aufwändigen Schulungen und Tests Aufträge bekam, ist heute noch eines meiner Kunden. Der erste Auftrag dieser Übersetzungsagentur war eine komplizierte Qualitätskontrolle nach Kriterien, die ich danach nie mehr anwenden musste. Ob das Zufall oder eine Feuertaufe war, weiß ich nicht. Seitdem übersetze ich quasi ausschließlich Untertitel.”
#3 Erste Aufträge als Übersetzer durch Sprachmittlerverzeichnis
Bei Heike Kurtz liegt der Einstieg in die Freiberuflichkeit auch schon etwas weiter zurück. Sie arbeitet nämlich schon seit mehr als 20 Jahren als Freelance-Übersetzerin und übersetzt Wirtschafts-, Finanz- und Rechtstexte aus dem Französischen und Englischen ins Deutsche. Ihr Domizil hat sie südlich von Stuttgart aufgeschlagen.
“Vor dem Start in die Selbstständigkeit habe ich zunächst ein Existenzgründerseminar besucht und Marktforschung betrieben, denn ich wollte ja in den Markt passen (man merkt, ich habe keinen rein linguistischen Hintergrund).
Damals (1998) war es noch sehr ungewöhnlich, im Internet unterwegs zu sein, daher fiel ich durch meine eigene Domain und meine eigene Website schon mal grundsätzlich auf. Ich fand dann relativ schnell die Mailinglisten des Alexander von Obert („u-listen“) und über die Tipps dort das Übersetzerverzeichnis „Sprachmittler“ von Frank Truu (heute sprachmittler-truu). Dort habe ich mich eingetragen und wurde dann innerhalb relativ kurzer Zeit von den ersten Kunden kontaktiert und beauftragt.
Ich kann mich allerdings nicht mehr darin erinnern, worum es bei meinen ersten drei Übersetzungsaufträgen konkret ging. Ist ja auch schon 22 Jahre her!”
#4 Erste Kunden durch Vitamin B und Übersetzerplattform
Rebecca Ruf übersetzt seit 2017 vom Französischen und Englischen ins Deutsche. Ihre Hauptarbeitsgebiete sind Outdoor-Sport, Reservierungs- und Revenue-Management in der Hotellerie sowie Nachhaltigkeit und Abfallvermeidung. Derzeit lebt Rebecca im südfranzösischen Nizza.
“An meinen ersten Kunden bin ich über eine Kommilitonin gekommen. Sie machte ihr Praktikum in der Übersetzungsabteilung eines großen Outdoor-Ausrüsters und wusste, dass ich viel Sport in den Bergen sowie im (bzw. unter) Wasser treibe und mich daher auf dem Gebiet gut auskenne.
Noch im Urlaub schickte ich einen Kostenvoranschlag und bekam den Zuschlag für den Job. Es war mein allererster Übersetzungsauftrag – und gleich 16 000 Wörter! Es ging um Schulungsmaterial aus dem Englischen für die deutschen Filialen des Ausrüsters.
Was zunächst einfach aussah, entpuppte sich als eine Mischung aus Textil-Fachausdrücken und amerikanischem Slang. Ein sehr spannendes und lehrreiches Projekt, durch das ich meine Spezialisierung im Outdoor-Sport gefunden habe – und gleichzeitig einen regelmäßigen Direktkunden.
Meinen zweiten Kunden habe ich über eine Übersetzerplattform gefunden. Für den Aufbau ihrer Ein-Frau-Agentur suchte eine Übersetzerkollegin Spezialisten im Bereich Outdoor-Sport mit der Sprachkombination Englisch-Deutsch. Bingo!
Ich schickte spontan eine E-Mail. Leider war der besagte Übersetzungsauftrag schon vergeben, sie vertraute mir jedoch die Revision an. Seither arbeiten wir regelmäßig zusammen, fast immer für den gleichen Endkunden. Dabei übernehme ich abwechselnd Revisionen und Übersetzungen – genauer gesagt Transkreationen – für Blogartikel, kreative Produktbeschreibungen und Marketingtexte.
Mein dritter Kunde ist die französische Übersetzungsagentur, in der ich während meines dualen Masterstudiums als Projektmanagerin gearbeitet habe. Auch diese Agentur gehört weiterhin zu meinen Stammkunden.
Zugegeben, meine ersten drei Übersetzungskunden musste ich mir nicht hart erarbeiten. Zum Glück, denn sie haben meinen Start in die Selbstständigkeit wahrlich erleichtert. Aber Akquise bleibt mir dennoch nicht erspart.”
#5 Kontakte aus dem vorherigen Berufsleben als erste Übersetzungskunden
“Meine ersten drei Kunden waren für mich keine Unbekannten.
In meinem vorherigen Berufsleben arbeitete ich als angestellte Übersetzerin, Dolmetscherin und Assistentin bei der technischen Leitung eines Industrieunternehmens.
Dort hatte ich natürlich Kontakte zu Kollegen, Partnern und Lieferanten. Datenblätter, technische Angebote, Elektroschaltpläne, Ersatzteillisten und technische Spezifikationen waren mir nur allzu gut bekannt! Außerdem hielt ich vor Ort Schulungen und besuchte Lieferanten und Geschäftspartner.
Als ich mich selbstständig gemacht habe, habe ich mich von diesen Kontakten verabschiedet und ihnen mein neues berufliches Projekt vorgestellt. Sie wussten also, dass ich sie fortan mit Sprachdienstleistungen unterstützen konnte.
Bereits einige Wochen nach meiner Firmengründung haben mich die ersten kontaktiert.
Bei meinen ersten Projekten handelte es sich um Übersetzungen aus dem Deutschen, genauer um die technische Dokumentation für Industrieanlagen, um Ersatzteillisten, aber auch Programmlinien.
Übersetzt habe ich auch Schaltpläne für gebrauchte Maschinen. Auf alte, schmutzige Schaltpläne musste die Übersetzung per Hand geschrieben werden, was ich in meinem vorherigen Berufsleben mehr als 1000-mal gemacht hatte.
Unter meinen ersten drei Projekten als Übersetzerin war auch eine Website für eine neu gegründete Firma. Ein Auftrag, der mir großen Spaß machte und der auch einen guten Umsatz einbrachte. Außerdem erlaubte er es mir, meine Kenntnisse in den Bereichen Engineering und Maschinenbau so richtig unter Beweis zu stellen.”
#6 Gezieltes Anschreiben von Übersetzungsagenturen und gute Kontakte
Martina Keßel lebt in Köln und übersetzt seit 14 Jahren vom Französischen sowie vom Englischen ins Deutsche. Freiberufliche Übersetzerin ist sie seit 2018. Zu ihren Spezialgebieten zählen der IT-Bereich, technische Texte, E-Learning sowie Texte mit einem Bezug zum Klimawandel.
“Es gibt drei Arten von Kunden: Agenturen, Kollegen und Direktkunden. Meine ersten drei Kunden stammen jeweils aus einem dieser Bereiche, daher war der Weg zum Erstauftrag auch bei jedem sehr unterschiedlich.
Beim Einstieg in die Selbstständigkeit sind gute Kontakte Gold wert. Durch eine enge Freundin/Kollegin habe ich in eine andere Übersetzerkollegin kennengelernt.
Diese hat mich darin bestärkt, es mit der Selbstständigkeit zu versuchen. Von ihr bekam ich auch meine ersten zwei Aufträge: einen Onlineartikel aus dem IT-Bereich und eine Stellenausschreibung vom Englischen ins Deutsche mit insgesamt 2200 Wörtern. Bis heute bekomme ich regelmäßig Klein- und Großaufträge von ihr.
Mein zweiter Kunde war eine Übersetzungsagentur. Ich hatte mich gezielt bei mehreren Lokalisierungsunternehmen beworben, da ich in der IT-Branche spezialisiert bin. Diese Agentur suchte händeringend EN-DE-Übersetzer für die Dokumentation eines IT-Großkunden. Es gab einen bezahlten Probeauftrag mit 500 Wörtern und am Tag nach der Lieferung den Folgeauftrag mit 4500 Wörtern – und so ging es weiter. Bis heute ist das Übersetzungsbüro ein sehr guter Kunde von mir.
Auch Vitamin B hat mir anfangs geholfen. Mein dritter Kunde ist eine Webagentur, in der ein Bekannter von mir arbeitet. Er benötigte eine Transkription ins Englische zu einer Fallstudie.
Mein Tipp: Möglichst auf vielen Wegen das eigene Business bewerben, davon erzählen und netzwerken. Meine Kunden habe ich bisher durch private Kontakte, soziale und Kollegennetzwerke, mein Profil bei LinkedIn und meine Bewerbung bei ausgewählten Agenturen gewonnen.”
#7 Kalt-Akquise per Post und Mundpropaganda für erste Jobs
“An meinen allerersten Kunden bin ich, wie so oft in meiner Laufbahn, über persönliche Kontakte und Mundpropaganda gekommen. Ende der Neunziger boomten in Spanien die Satellitensender. Unzählige Stunden Sendezeit, die es zu füllen galt.
Zwei Kommilitonen von mir arbeiteten als Freelancer für ein Synchronstudio und hatten kaum Kapazitäten mehr frei. Als eine Dokumentarfilmreihe über deutsche Regisseure ankam, erwähnten die beiden meinen Namen …
Nach dieser Reihe kamen einige Dokumentarfilme − Musik, Natur, Tourismus …− und mein allererster Spielfilm: Dinosaur Babes. So grottenschlecht, dass er fast Kultstatus hat. Diese Low-Budget-Produktionen waren eine wunderbare Übung für mich. Zwei Jahre später bewarb ich mich bei TV3 und wurde gleich akkreditiert. Jahrelang war diese katalanische Fernsehanstalt meine Haupteinnahmequelle.
An meinen zweiten Kunden, einen kleinen Sprachdienst, bin ich in einer meiner wenigen Kalt-Akquise-Aktionen per Post gekommen. Die allererste Anfrage: ein Arztbrief. Ich habe gleich zugesagt. Auf die Idee, erstmal den Text zu verlangen, kam ich nicht. Böser Fehler!
Aus dem auf Deutsch verfassten 5-seitigen Arztbrief konnte ich auf Anhieb kaum etwas entziffern. Ich habe stundenlang recherchiert und Medizinwörterbücher gewälzt, eine Medizinstudentin und einen Onkologen mit meinen Fragen gelöchert. Danach stand mein Entschluss fest: Nie wieder Medizin!
Meine dritte Kundin war eine gute Freundin eines Bekannten. Sie wohnte in Barcelona und koordinierte die Übersetzung von Katalogen und Spielanleitungen eines deutschen Spielwarenherstellers. Damals suchte sie noch eine zuverlässige Übersetzerin für Spanisch.
Meine erste Übersetzung hat ihr gut gefallen und nach und nach kamen viele andere Texte dazu.”
#8 Zahlreiche Kunden durch eine seltene Spezialisierung
Auch ein männlicher Kollege darf bei unserem Round-up natürlich nicht fehlen! David Krásenský ist freiberuflicher Übersetzer, Konsekutiv-Dolmetscher und Bahnexperte. So übersetzt er als Diplomingenieur hauptsächlich in den Bereichen Eisenbahnverkehr und öffentlicher Verkehr, aber auch viel auf dem Gebiet der Informatik und der Logistik. Seine Muttersprachen sind Tschechisch und Slowakisch, seine Quellsprachen Englisch, Deutsch und Polnisch. Seinen Lebensmittelpunkt hat der Freelance-Übersetzer und -Dolmetscher in Wien.
“Meine erste Übersetzung war das Buch mit Titel The Internet Roadmap. Damals war ich kurz vor dem Ende meines Studiums an der Fakultät für Informatik in Brünn. Ich kontaktierte den Brünner Verlag Computer Press und machte dabei meine Spezialisierung ganz klar. Die Computer- und IT-Branche erlebte zu der Zeit einen rapiden Aufschwung. Internet war 1992 etwas ganz Neues.
Nach etwa zwei Monaten Arbeit wurde das Buch veröffentlicht und war ein großer Erfolg. Seitdem habe ich es als Übersetzer ins Impressum von mehr als 120 Büchern mit insgesamt knapp 50 000 Seiten gebracht.
Neben den IT-Fachbüchern habe ich auch Titel aus anderen Bereichen übersetzt: Reiseführer, Reise- und Geschichtsbücher, Werke aus den Bereichen der Psychologie, der Persönlichkeitsentwicklung …
Meine zweite Spezialisierung als freiberuflicher Übersetzer und Konsekutiv-Dolmetscher ist das Bahnwesen. Zügen und Eisenbahnen haben mich schon von Kindheit an begeistert. In meinem ersten Studiengang habe ich daher Logistik und Transportwesen studiert. Während dieses Studiums war ich auch „gezwungen“, die Ausbildung und Fachprüfungen für Fahrdienstleiter (Fdl) zu absolvieren, was mir unglaublich großen Spaß machte! Danach war ich ein paar Jahre als Fdl im Bahnbetrieb tätig.
Seitdem bin ich für mehrere Firmen in der Eisenbahnbranche tätig – und zwar konkret in den Bereichen IKT (Informations- und Kommunikationstechnologie), Forschung und Entwicklung sowie Sicherungstechnik. Ich übersetze und dolmetsche nicht nur, sondern unterstütze auch bei Projektideen und Projektkoordinierung.”
#9 Kontinuierlicher Auftragsfluss durch eine Direktmailingaktion
“Den allerersten Auftrag hat mir der Zufall und die schnelle Reaktion meines Bruders eingebracht.
Mein Bruder richtete bei einem Bekannten seines Chefs das Computersystem ein und der erzählte ihm von seinem Bedarf für eine Übersetzung.
Er war mit seinem Übersetzer unzufrieden, der zwar Professor war, die Arbeit aber immer von Studierenden machen ließ, wie er vermutete. Ich sollte mich melden, machte ein Angebot und bekam auch direkt meinen ersten Auftrag – einen Zeichnungsprospekt für eine große Immobilienanlage in den USA von ca. 40-60 Seiten Englisch-Deutsch. Es war eine Herausforderung, 1997, noch ohne Internetrecherche, ohne Bibliothek in der Nähe, nur mit zwei Wörterbuchempfehlungen meines Kunden. Doch der Kunde war zufrieden und seine Anwälte noch zufriedener.
Mein zweiter Kunde ging ganz klassisch aus einer Direktmailingaktion hervor. Broschürentexte für einen Gerüsthersteller, Deutsch-Englisch. Mangels Breitbandinternet wurde mir das Referenzmaterial, einmal sogar in Form einer Videokassette, noch persönlich durch einen Fahrer gebracht.
Es lief insgesamt allerdings schleppend, weshalb ich dem Ruf meines früheren Chef gefolgt und in Teilzeit in die Firma zurückgekehrt bin. Noch in der ersten Woche kam dann aber ein weiterer Rückläufer meiner Werbeaktion – nach über einem halben Jahr. Fast 20 Seiten Vertragstext Deutsch-Englisch. Zwei Wochen später der nächste Vertrag. Ich war mitten in ein Expansionsprojekt hineingeraten. Das war der Startschuss für einen kontinuierlichen Auftragsfluss. Dem Thema Vertrag und Recht bin ich dann auch recht treu geblieben. Man könnte auch sagen, mein wichtigstes Fachgebiet hat mich gleich zu Anfang mit den ersten Aufträgen ganz alleine gefunden.”
#10 Erster bezahlter Übersetzungsauftrag durch das Engagement in einem Verein
“Die ersten bezahlten Übersetzungsaufträge habe ich 2013 im dritten Semester meines Bachelorstudiums bekommen.
Damals vermarktete ich meine Leistungen noch nicht. Meine ersten Kunden stammten daher aus meinem Bekanntenkreis. Die ersten Übersetzungsjobs waren eher kleinere Projekte. Dennoch freute ich mich sehr über meine ersten Aufträge! Endlich hatte ich die Chance, mich außerhalb des Unterrichts zu beweisen und in der Übersetzungsbranche Fuß zu fassen.
Mein allererster Auftrag war eine Mini-Website für Sprachliebhaber*innen. Sie war aus dem Englischen ins Rumänische zu übersetzen und verschafft mir endlich einen Bezug zur Berufspraxis.
Den zweiten Übersetzungsauftrag bekam ich zwei Monate später. Es handelte sich um eine Informationsbroschüre für eine Crowdfunding-Kampagne (wieder Englisch > Rumänisch). Damals war ich in einem Studentenverein aktiv und eine gute Kommilitonin hatte mich weiterempfohlen.
Mein dritter Auftrag war ein etwas größeres Übersetzungsprojekt in einem technischen und hochspezialisierten Bereich: Maschinenbau. Als frischgebackene Bachelor-Absolventin entschied ich mich, ein Praktikum bei einer Übersetzungsagentur zu machen. Bei diesem Übersetzungsbüro war ich hauptsächlich für Übersetzungen aus dem Deutschen ins Rumänische ‘im Einsatz’.
Im Rahmen dieses Jobs hatte ich die Möglichkeit, mit erfahrenen Übersetzer*innen im Team zu arbeiten und mir Feedback einzuholen. Gerade bei Fachübersetzungen ist das überaus wichtig. Es handelte sich um ein Praktikum und ein Mentoring-Programm in einem. Ich hatte Zugang zu umfangreichen Terminologiedatenbanken und wertvollen Tipps von etablierten Kolleg*innen. Für meine spätere Tätigkeit als freiberufliche Übersetzerin sehr nützlich!”
Fotos: © Andrea Halbritter, Dietlinde DuPlessis, Heike Kurtz, Rebecca Ruf, Bénédicte Deweerdt, Martina Keßel, Marta Pagans, David Krásenský, Regina Seelos, Volina Șerban
Diese Round-ups mit freiberuflichen Übersetzern könnten dich auch interessieren:
6 Übersetzer erzählen, warum sie Aufträge ablehnen
8 Sprachmittler verraten, was einen guten Übersetzer ausmacht
13 ultimative Tipps für Übersetzer-Newbies
Andere intesssante Artikel:
Gendergerechte Sprache leicht gemacht
Die Top 10 meiner beliebtesten Blogartikel 2015-2020
11 Punkte, an denen du als Übersetzer erkennst, dass etwas mit deiner Positionierung nicht stimmt