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So erkennst du als Übersetzer*in schwierige Kund*innen

Person im Schneidersitz, der die Haare zu Berge stehen

Sicher hattest du auch schon einmal Kund*innen, bei denen du dir während der Auftragsbearbeitung dachtest:

“Hätte ich nur auf mein Bauchgefühl gehört! Dass das so läuft, hätte ich eigentlich wissen müssen. Diesen Ärger für wenig Geld hätte ich mir als Übersetzer*in leicht ersparen können.”

Sätze, in denen sich einige freiberufliche Übersetzer*innen bestimmt wiedererkennen. Schwierige Kund*innen rauben Energie und Zeit … und zehren an den Nerven, so dass Freiberufler*innen schon mal die Haare zu Berge stehen können. Glücklicherweise sind anstrengende Kund*innen aber eher selten und du kannst sie als Übersetzer*in meiden, so du im Vorfeld auf bestimmte Warnsignale achtest.

Wie aber kannst du als Sprachmittler*in schwierige Kund*innen schon vor der Annahme eines Auftrags erkennen?

Schwierige Kund*innen und woran Übersetzer*innen sie erkennen

Wird es mit Übersetzungskund*innen anstrengend, liegt dies meist an einem der folgenden Faktoren:

  1. Die Persönlichkeiten von Kund*in und Übersetzer*in passen nicht zusammen.
  2. Die gegenseitigen Erwartungen wurden nicht klar kommuniziert.
  3. Die Werte von Auftraggeber*in und Auftragnehmer*in sind nicht dieselben.
  4. Die Persönlichkeit von Kund*innen ist eher schwierig.

Welche Typen von anstrengenden Übersetzungskund*innen gibt es?

1. Der Sparsame

Der Sparsame hat entweder kein Geld oder aber er will es nicht für qualitativ hochwertige Übersetzungen ausgeben.

Sicher hast du als Übersetzer*in auch schon einmal viel Zeit darauf verschwendet, ein detailliertes Angebot auszuarbeiten, um dann hinterher voller Enttäuschung festzustellen, dass nicht einmal ein Drittel deines Preises für die Übersetzung zur Verfügung steht.

Wie du das künftig vermeidest? Ganz einfach: Am besten teilst du deinen Auftraggeber*innen so früh wie möglich einen ungefähren Preisrahmen für deine Übersetzungsleistung mit. Nicht wenige werden dann aussteigen, bevor du dir die Mühe gemacht hast, mehrere E-Mails hin- und herzuschicken, einen telefonischen Beratungstermin auszumachen oder ein zeitraubendes Übersetzungsangebot zu erstellen.

Warnzeichen für solche Kund*innen können sein:

  • Anfragen, die Formulierungen enthalten wie “bester Preis”, “günstigstes Angebot”;
  • Selbstständige, die dir erzählen, wie schwer die letzte Zeit für sie war;
  • Unternehmen, die für deine Übersetzungsleistung nichts oder nur wenig bezahlen und dich stattdessen am Umsatz beteiligen wollen;
  • große Unternehmen oder Agenturen, die um jeden Cent feilschen;
  • Kund*innen, die nachfragen, ob du auch schwarz arbeitest.

 

2. Der Entscheidungsscheue

Du möchtest mit deinem Kunden ein Beratungsgespräch vereinbaren, er steht aber zeitnah nicht zur Verfügung? Du schickst deinem Kunden als Übersetzer*in eine E-Mail mit Fragen zum konkreten Projekt, diese ist aber nach einer Woche immer noch nicht beantwortet? Oder aber du bekommst eine Antwort, mit der du nicht viel anfangen kannst, weil sie nur wenig Konkretes enthält? Oder dein Kunde will alle paar Tage etwas anderes bzw. weiß noch gar nicht genau, welche Texte seiner Website er überhaupt übersetzt haben möchte?

Die Erfahrung zeigt: Startet eine Zusammenarbeit so oder so ähnlich, zieht sie sich hin und findet vielleicht nie ein Ende.

Der letzte entscheidungsscheue Kunde, mit dem ich zusammengearbeitet habe, konnte sich erst nicht entschließen, wie lange seine Leichte-Sprache-Broschüre ein sollte. Als er sich nach drei Monaten zu einer Kurzfassung entschied und diese fertig war, wollte er doch eine dreimal so lange Broschüre. Dann änderte er quasi wöchentlich seine Entscheidung, was die Bebilderung betraf. Das vorläufige Ende vom Lied: Eine Broschüre, die eigentlich innerhalb von drei Wochen hätte erstellt werden können, ist auch nach sechs Monaten immer noch nicht fertig. Eine Erfahrung, die du als Übersetzer*in sicher vermeiden möchtest …

Warnzeichen für entscheidungsscheue Kund*innen sind:

“Das müssen wir uns noch überlegen.”

“Das muss ich mit meinen Kolleg*innen besprechen. Sie bekommen dann in etwa 4 Wochen Bescheid.”

“Das wissen wir nicht. Schlagen Sie doch mal was vor.”

“Da müssen wir uns noch beraten. Momentan bin ich jetzt aber erst einmal bis Ende des Monats in Urlaub.”

 

3. Die Aufmerksamkeit suchende Plaudertasche

Die Plaudertasche erzählt dir als Übersetzer*in ihr ganzes Leben. Seine bzw. ihre E-Mails sind seitenlang und komplett unstrukturiert. Neben wichtigen Details für das gemeinsame Projekt findest du auch Infos zum letzten Aufenthalt in Paris oder Nizza, zum Privatleben von Mitarbeitenden, die ebenfalls am Projekt beteiligt sind, und ganz, ganz viele Fragen. Bis du dich als Übersetzer*in zu den Teilen durchgearbeitet hast, die für dich relevant sind, vergeht einiges an Zeit.

Plaudertaschen sind in der Regel Kund*innen, die von dir als Übersetzer*in erwarten, dass du ihnen sehr viel Aufmerksamkeit widmest. Daher schicken dir Plaudertaschen-Kund*innen auch gerne mehrere E-Mails pro Tag, um auch kleinste Fragen abzuklären. Manche rufen zwischendurch auch an und erwarten, dass du auch zu außergewöhnlichen Zeiten (zum Beispiel abends nach 20 Uhr oder am Wochenende) zur Verfügung stehst.

Arbeitest du für eine Plaudertasche, solltest du darauf achten, dass du für den Mehraufwand auch bezahlt wirst. Am besten vereinbarst du, dass du die Beantwortung von E-Mails, Telefonanrufe etc. nach Aufwand in Rechnung stellst.

Warnzeichen für solche Kund*innen sind:

“Können wir morgen nach 20 Uhr noch einmal einen Termin ausmachen, damit wir das genauer besprechen können?”

“Ich finde deine Übersetzung nicht mehr. Kannst du sie mir nochmals schicken?”

“Wäre es Ihnen auch möglich, persönlich nach … zu kommen, damit wir uns im Vorfeld mal kennenlernen?”

“Kann ich Sie auch über Skype erreichen? Dann kann ich mich immer melden, wenn ich noch Fragen habe.”

“Ich habe schon mit drei Übersetzer*innen zusammengearbeitet. Die waren aber alle nicht das Gelbe vom Ei.”

 

4. Der Unersättliche

Der Unersättliche verlangt nach Gratisarbeit – entweder in Form von übertrieben langen kostenlosen Probeübersetzungen oder aber von Zusatzleistungen, die im Vorfeld nicht vereinbart waren, so zum Beispiel eine SEO-Optimierung von Übersetzungen, die im ursprünglichen Preis inkludiert sein soll, oder aber eine nachträgliche Limitierung der Zeichenzahl.

Warnzeichen für unersättliche Kund*innen:

“Mein Text ist jetzt 200 Wörter länger. Können Sie das trotzdem zum selben Preis machen?”

“Unsere Freelance-Übersetzer*innen sind für uns Teil unseres Teams. Sie nehmen daher jeden Montag an unserer Besprechung teil.”

“Natürlich brauchen wir vorher eine kostenlose Probeübersetzung. Wir schicken dir dann morgen einen Text über 1000 Wörter.”

“Das ist in unserer Branche ganz normal. Andere Übersetzer*innen akzeptieren diese Bedingungen auch.”

 

5. Der Erstaunte

Der Erstaunte hat von dir als Übersetzer*in ein schriftliches Angebot erhalten und es so angenommen. Im Laufe der Zusammenarbeit stellt sich jedoch heraus, dass der Erstaunte von dir viel mehr erwartet, als vereinbart war. Werden diese Leistungen dann zusätzlich berechnet, ist der Kunde entsetzt.

Wie du dem vorbeugen kannst?

Kläre mit deinem Übersetzungskunden im Vorfeld ganz genau ab, was er erwartet, und halte diese Erwartungen detailliert im Kostenvoranschlag fest.

Was sind Ausgangs- und Lieferformat der zu übersetzenden bzw. übersetzten Dateien? Pflegst du die Übersetzung auch auf der Website des Kunden ein oder nicht? Ist ein Vier-Augen-Prinzip dabei? Gibt es eine Zeichenlimitierung? Kümmerst du dich auch um das Layout? Lieferst du die Datei druckfertig? Ist die Korrektur einer Druckfahne inkludiert? …

Warnzeichen für erstaunte Kund*innen:

“Leg einfach schon mal los!”

“Das wird dann schon so passen, wie du es machst. Das müssen wir nicht weiter besprechen.”

“Ich vertrau dir da voll und ganz. Mach einfach!”

“Das ist ein Eilprojekt. Fang am besten gleich an. Rest können wir irgendwann später abklären.”

“Ich sitze gerade im Flieger und brauche das heute Abend. Hab gleich keine Verbindung mehr. Ich verlasse mich auf dich.”

 

6. Der Respektlose

In der Kommunikation mit dem Respektlosen wird dir als Übersetzer*in ziemlich schnell klar, dass dein Kunde vom Beruf des Übersetzers quasi nichts hält.

Warnzeichen für respektlose Kund*innen:

“Ich könnte das auch selbst übersetzen, habe aber gerade keine Zeit dafür.”

“Das ist doch schnell gemacht. So eine Übersetzung kann doch nicht eine Woche dauern!”

“Ich kann ja auch mehrere Fremdsprachen, habe mich aber dann doch lieber dazu entschieden, in einem Beruf zu arbeiten, in dem man richtig Geld macht.”

“Was und dafür haben Sie 12 Semester studiert? Da reicht doch auch Schulenglisch.”

 

Sicher möchtest du jetzt wissen, wie du als Übersetzer*in Kund*innen findest, die nicht anstrengend sind. In den Round-ups auf meinem Blog findest du dazu jede Menge Anregungen, so zum Beispiel in den Beiträgen Was du als Übersetzer*in jetzt für mehr Umsatz machen solltest und 10 Übersetzer*innen verraten, wie sie zu ihren ersten Aufträgen gekommen sind.

Interessant dürften für dich auch die Artikel Wie du als Übersetzer*in Konflikte mit Kund*innen vermeidest und Wie du als Freiberufler*in mit überfälligen Rechnungen umgehst sein.

 

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