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Ein Beitrag zur Pflege und Rettung von deutschen Redewendungen

Bayerische Tracht Oktoberfest

Streiten mit dem Heimatminister

Wenn ein Ingolstädter Heimatminister mal wieder auf den Putz haut1, der Dame aus Hamburg den schwarzen Peter zuschiebt2 und einen Streit vom Zaun bricht3, weil er angeblich die Schnauze voll hat4 und ihm die Muffe geht5, da er meint, seine Partei am Weißwurstäquator6 könne die absolute Mehrheit nur dann erfolgreich verteidigen, indem er einen auf dicke Hose macht7, alles auf eine Karte setzt8 und zockt9, herrscht nicht nur in der Hauptstadt eine Bombenstimmung10 . Vielmehr kriegt sich die halbe Republik in die Wolle11, zofft sich12 und liegt sich in den Haaren13, während die Physikerin gute Miene zum bösen Spiel macht14 und versucht, die Wogen zu glätten15 und zu kitten16, was zu kitten geht, und zwei Schwestern, die sich nicht mehr wirklich grün sind17, sich aber auch noch nicht wie Hund und Katz18 verhalten, sich bemühen, sich wieder zusammenzuraufen19, um sich nicht selbst zu zerfleischen20 und sich den eigenen Garaus21 zu bereiten, während der an den Katzentisch22 verbannte Koalitionspartner mit dem großen S zusieht und eigene Pfründe23 kaum bis gar nicht mehr verteidigt. Zu hoffen bleibt, dass sich bei so viel Fehdehandschuh24, Streit-Anzetteln25 und Sau-Rauslassen26 nicht irgendwann ein Dritter über diesen Zwist27 und Unmuß28 freut, sich ins Fäustchen lacht29 es zu einem noch böseren Erwachen30 kommt und sich viele von uns grün und blau ärgern31, weil der Demokratie und der europäischen Werteordnung irgendwann die letzten Felle davonschwimmen32 und alles den Bach hinuntergeht33, so dass es nicht nur bei etwas Rambazamba34 und Holtertipolter35 bleibt.

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Erläuterungen zum Erhalt der Redewendungen

1 Auf den Putz hauen bedeutet sowohl ‘seinen Unmut äußern, indem man sich lautstark bemerkbar macht’ als auch ‘übertreiben’ und ‘ausgelassen feiern’. Vermutet wird, dass dieser umgangssprachliche Ausdruck auf das Wort Putsch zurückgeht, welches im Schweizerischen alle möglichen Arten von Zusammenstößen und Aufregungen bezeichnet und seit der Revolution von 1848 auch im politischen Bereich verwendet wird. Zu Putz soll es anschließend durch eine volksetymologische Umdeutung gekommen sein. Diese Redensart geht wohl auf den Schweizer Ausdruck putschen ‘schlagen, stoßen’ zurück.

2 Jemandem den schwarzen Peter zuschieben, drückt aus, dass man jemandem die Schuld für etwas gibt, ihm also die Schuld in die Schuhe schiebt, um etwas mit einer anderen Redewendung zu sagen. Zurückgeht diese Redewendung auf das beliebte deutsche Kartenspiel Schwarzer Peter, bei dem der verliert, der am Schluss die Karte mit dem schwarzen Peter hat.

3 Wer einen Streit vom Zaun bricht, provoziert bzw. beginnt einen Streit. Belegt ist diese Redewendung in ähnlicher Form bereits im späten Mittelalter, als der Zaun – häufig auch nur eine Umfriedung aus Gebüsch – ein Symbol für Herrschaftsrechte war. Wurde der Zaun beschädigt bzw. davon etwas abgebrochen, bedeutete dies, dass man einen Anspruch auf das damit abgegrenzte Land erhob, was natürlich zu Streitereien und Kämpfen führte.

Wer die Schnauze voll hat, hat etwas satt bzw. erträgt eine bestimmte Situation nicht mehr. Ein Ausdruck, den auch Martin Luther schon gerne verwendet hat und der etwas salopper wirkt als die Nase voll haben.

5 Einer Person kann die Muffe gehen, sie kann aber auch Muffe kriegen oder Muffensausen bekommen. Muffen gibt es in der Rohr-, Ventil- und Elektrotechnik. Sprachwissenschaftler vermuten, dass die Muffe hier für den Darmausgang steht und Muffensausen daher eine ähnliche Wendung ist wie Schiss haben oder sich vor Angst in die Hose machen.

6 Beim Weißwurstäquator handelt es sich um eine scherzhafte Grenze zwischen Deutschland und Altbayern. In der Regel wird der Weißwurstäquator mit der Donau gleichgesetzt, was jedoch Teile Ober- und Niederbayerns sowie die Oberpfalz ausschließt, so dass es auch zu anderen Definitionen des Weißwurstäquators kommt.

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7 Wer einen auf dicke Hose macht, prahlt entweder mit Geld, das er gar nicht hat, zeigt sich besonders spendabel oder aber ist ein Angeber und versucht, sich um jeden Preis durchzusetzen. Im obigen Fall ist letztere Bedeutung gemeint.

8 Wer alles auf eine Karte setzt, riskiert alles. Die Redewendung stammt natürlich aus der Welt des Kartenspiels, wo der Ausgang des Spiels von einer einzigen Karte abhängig gemacht wird. Unser deutscher Heimatminister hat sich im Lauf seiner politischen Karriere geradezu zu einem Meister dieser Taktik entwickelt, welche er immer wieder gerne einsetzt. Wahrscheinlich der Einfluss regelmäßiger Stammtischabende! In Bayern wird ja schon immer gerne “gekartelt”.

9 Wer zockt, ist ein Anhänger von Glücksspielen. Zocker gehen gerne ein hohes Risiko ein und  täuschen andere ganz bewusst. Ein Zocker kann z. B. vorgeben etwas zu besitzen, was gar nicht in seinem Besitz ist. Ein Schelm, wer dabei an so ominöse Dinge wie einen Masterplan denkt! Abzocker gibt es natürlich auch … Bei dieser Spezies handelt es sich um Menschen, die andere über den Tisch ziehen und sich auf deren Kosten Vorteile verschaffen.

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10 Eine Bombenstimmung ist eigentlich etwas Positives. Herrscht auf einer Party oder Feier eine Bombenstimmung, amüsieren sich die Gäste prächtig. Im obigen Text ist Bombenstimmung natürlich eher ironisch gemeint… Vor dem Hintergrund der Attentate und des Syrienkriegs sollte man sich gut überlegen, ob man diesen Begriff verwenden will. Hier führe ich ihn nur der Vollständigkeit halber an.

11 Wer sich in die Wolle bekommt bzw. sich in die Wolle kriegt, streitet. Endet meist damit, dass irgendeiner oder beide Federn lassen müssen!

12 Wer sich zofft, streitet bzw. zankt sich.

13 Wer sich streitet, kann sich manchmal auch sprichwörtlich in den Haaren liegen (man denke dabei z. B. nur an Max und Moritz oder aber an Seehofer und Söder, Nahles und Gabriel oder andere Streithähne aus dem politischen Lager, welche allerdings im Gegensatz zu den Helden von Busch nur verbal raufen).

14 Gute Miene zum bösen Spiel machen Leute, die eigentlich gar nicht an dem Platz sein möchten, an dem sie sich gerade befinden. (Mal ganz ehrlich, wer würde Merkel verdenken, wenn sie allmählich nicht mehr an ihrem Platz sein möchte?) Wer zum bösen Spiel eine gute Miene macht, zeigt seinen Ärger im Hinblick auf bestimmte Vorkommnisse und bajuwarische Verhaltensweisen nicht, sondern ignoriert dagegen Zumutungen, v. a. wenn sie ihm von Schwestern und Brüdern aus südlichen Gefilden aufgebürdet werden, die von wiederum anderen – genauso wenig freundlich gesinnten – Poltergeistern in die Hauptstadt abgeschoben wurden. Bei der Redewendung gute Miene zum bösen Spiel machen handelt es sich im Übrigen um eine Lehnübersetzung aus dem Französischen. (Nicht dass jetzt einer meint, das beherrscht nur Merkel, auch ein Staatsmann aus Rouen war darin mal ganz gut …)

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15 Wer versucht, die Wogen zu glätten, setzt auf Ausgleich und beruhigende Wirkung und bemüht sich, Störenfriede aus dem Süden der Republik mit Zugeständnissen in Form von Zahlen und anderen Mitteln zu beschwichtigen.

16 Kitten ist nicht nur in der Ehe eine der letzten und meist schlechtesten Optionen. In den meisten Fällen verzichtet man lieber auf das Kleben und Zusammenfügen von Dingen, Beziehungen und Parteien, die nicht mehr zusammengehören… Bis jede zu dieser Erkenntnis kommt, ist es jedoch offensichtlich ein weiter Weg, der nicht nur dem Wähler, sondern auch der Basis so einiges abfordert.

17 Sich nicht grün sein, hatten wir neulich schon mal in einem Blogpost: Redewendungen mit der Farbe Grün. Daran erinnert ihr euch sicherlich noch, oder? Hat ja nicht jeder so ein schlechtes Gedächtnis wie Nahles. (Wie war das nochmal mit der Ablehnung von Transitzentren?)

18 Nun ja… Hund und Katz… Man könnte auch sagen Gabriel und Schulz, Seehofer und Schäuble, Söder und Seehofer, Fillon und (fast) alle anderen…

19 Wer sich wieder zusammenrauft, hat erst einmal etliche Auseinandersetzungen und Streitereien hinter sich, bevor er sich – so leidlich – wieder für eine kurze (oder etwas längere Zeit) versteht.

20 Dieser Begriff stammt ursprünglich aus dem Tierreich und bedeutet ‘seine Beute mit den Klauen, den Zähnen oder dem Schnabel in einzelne Stücke zu reißen’. Unsere Politiker benutzen hierfür andere Methoden, selbst wenn immer mal wieder gemunkelt wird, dass manche auch in dieser Richtung Erfahrung haben und vielleicht sogar vorbestraft sind.

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21 Die Redewendung lautet eigentlich jemandem oder einer Sache den Garaus machen. Gemeint ist damit, dass man eine Sache abstellt (z. B. die Flucht über das Mittelmeer oder die Rettung von Menschen, die sonst ertrinken), jemanden tötet (im Falle der Flucht über das Mittelmeer genau dasselbe) oder beseitigt. Im Nürnberg des 15. Jahrhunderts handelte sich beim Garaus um den Glockenschlag, der das Schließen der Wirtsstätten ankündigte. Im Nürnberg von 1933… Ach, lassen wir das!

22 Am Katzentisch befinden sich bei Hochzeiten und anderen Feiern häufig Kinder, in Regierungen in der Regel die SPD, die FDP wirft das Handtuch schon vorher. Für den Katzentisch muss man eine gehörige Portion an Masochismus und Selbstaufgabe mitbringen, Katzentische sind in der Regel nämlich nicht nur ungünstig platziert (z. B. in der Nähe der Toiletten), sondern erlauben auch nur sehr wenig Mitwirkung und Gestaltungsfreiraum. Manchen Genossen ist der Katzentisch jedoch dennoch lieber als die Opposition.

23 Pfründe bezeichnen ursprünglich eine ‘Schenkung, ein Einkommen aus einem Amt oder eine gewährte Verköstigung’ bzw. eine ‘Unterhaltszahlung’. Im übertragenen Sinn wird das Wort Pfründe auch für das Amt selbst verwendet. Heute ist der Begriff in der Regel negativ konnotiert.

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24 Während man im 18. Jahrhundert seinen Gegner mittels Fehdehandschuh zum Duell aufforderte, wird dies heutzutage damit erledigt, indem man damit droht, seine Ämter niederzulegen.

25 Ein Streit lässt sich beginnen oder anzetteln. Wer einen Streit anzettelt, leitet ihn in der Regel erst einmal langsam und im Geheimen in die Wege. Seehofer und Söder und einige andere machen das häufig eher mit lautem Getöse als mit leisen Tönen.

26 In Bayern wurden laut Bayerischem Landesamt für Statistik zum Stichtag 3. Mai 2017 exakt 3 148 057 Rinder, aber auch 1 837 200 Schweine gehalten. Da muss man schon ab und zu mal die Sau rauslassen! Dies bedeutet nicht nur, dass man kräftig feiert und die ein oder andere Mass stemmt, sondern auch, dass man sich hemmungslos gehen lässt und einfach mal raus lässt, was da so raus muss. Woher diese Redewendung kommt, ob sie auf ein Kartenspiel, einen Schabernack, Partys in Schweineställen oder aber auf die Tatsache, dass Schweine Allesfresser sind, zurückzuführen ist, ist nicht ganz klar.

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27 Bei einem Zwist handelt es sich um ein Zerwürfnis bzw. einen mit großer Verbissenheit geführten Konflikt.

28 Der Begriff Unmuß bzw. Unmus ist nur regional verbreitet und soll sich vom Mittelhochdeutschen unmuoz ableiten lassen, was so viel wie ‘Anrichten eines Durcheinanders’ bedeutet.

29 Gleichbedeutend mit sich ‘heimlich freuen, schaden froh sein’.

30 Ein eher böses Erwachen dürfte z. B. Björn bzw. Bernd Höcke gehabt haben, als er im Herbst 2017 eine Kopie des Berliner Holocaust-Mahnmals vor seiner Haustür entdeckte…

31 Sich sehr ärgern… (Können sich Mitglieder bestimmter Parteien eigentlich auch braun ärgern?)

32 Die Redewendung lautet eigentlich seine Felle davonschwimmen sehen. Zurück geht dieser Ausdruck zum einen auf Gerber, die ihre Felle in Flüssen reinigten, zum anderen auf den immensen Wählerschwund der SPD und die Befürchtungen von Söder, in Bayern ein ähnliches Schicksal zu erleiden.

33 Je nach Kontext ‘Pleite gehen, im Niedergang begriffen sein, untergehen’.

34 Wer Rambazamba macht, produziert Aufregung. Als Spezialisten für Rambazamba können Seehofer und Söder, aber auch von Meuthen, Höcke und Gauland gesehen werden. In der Damenwelt ist Ramabazamba bei Alice und Beatrix beliebt.

35 Holtertipolter ist ein seltener Ausdruck, welcher in der Bedeutung von ‘schnell’ verwendet wird. Ich vermute, dass sich der Begriff u. a. vom Verb poltern ableiten lässt, was wiederum ganz gut zu bayerischem Donnergrollen passt, so dass ich ihn hier als ‘gedankenbefreites, egoistisches Rambazamba für Urbayern’ verwende.

Prost Mahlzeit, wie der Bayer so schön sagt. (Ich bin übrigens auch einer…)

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